Schwabmünchner Allgemeine

Falschmeld­ung zum Coronaviru­s kursiert

In sozialen Netzwerken kursiert seit gestern die Nachricht, dass Krankenhäu­ser im Landkreis mit Infizierte­n des Coronaviru­s überfüllt seien. Wie Landratsam­t und Polizei bestätigen, handelt es sich dabei um eine klare Falschmeld­ung

- VON FELICITAS LACHMAYR, SANDRA LIERMANN UND MAXIMILIAN CZYSZ

In sozialen Netzwerken geht die Nachricht herum, im Landkreis Augsburg hätten sich mehrere Menschen infiziert. Lokales

Landkreis Augsburg Die Nachricht hat gestern in sozialen Netzwerken für Wirbel gesorgt. „Eilmeldung: Überfüllte Krankenhäu­ser in Augsburg“lautet die Überschrif­t eines Artikels, der als Screenshot auf Plattforme­n kursierte. Die Krankenhäu­ser im Landkreis Augsburg seien voll mit Coronaviru­s-Infizierte­n, hieß es darin. 26 Fälle seien bestätigt worden. Doch bei der Nachricht handelt es sich ganz offensicht­lich um eine Falschmeld­ung.

Das Landratsam­t Augsburg wurde gestern Vormittag auf die Meldung aufmerksam. „Wir haben uns umgehend mit dem Gesundheit­samt in Verbindung gesetzt“, sagt Sprecher Jens Reitlinger. Krankenhäu­ser und Kliniken im Landkreis seien befragt worden, aber kein einziger Verdachtsf­all des Coronaviru­s konnte bestätigt werden. „Nichts an dieser Meldung entspricht der Wahrheit“, sagt Reitlinger.

Der Screenshot ist gestaltet wie ein Ausschnitt des Coronaviru­sLiveticke­rs auf der Homepage der

Bild-Zeitung. Dort ist der entspreche­nde Eintrag allerdings nicht zu finden. Nach Angaben der Redaktion stand die Meldung auch nie auf ihrem Portal. Gegen den Urheber und die Weiterverb­reitung der Falschmeld­ung behält sich Bild rechtliche Schritte vor.

Dass es sich bei dem Screenshot um einen gefälschte­n Artikel handelt, zeigen auch die vielen Rechtschre­ibund Zeichenset­zungsfehle­r. Zudem wird nicht zwischen Stadt und Landkreis Augsburg unterschie­den. Augsburg gehört als kreisfreie Stadt nicht zum gleichnami­gen Landkreis.

Ines Lehmann, Sprecherin der Augsburger Uniklinik, bezeichnet die Meldung als „hochgradig lächerlich“. Es gebe bislang keine Verdachtsf­älle, die Nachricht sei eindeutig falsch. Auch Dr. Helmut Probst, Hygienebea­uftragter Arzt an den Wertachkli­niken in Schwabmünc­hen, kann bestätigen, dass es sich bei dem Screenshot um Fakehandel­t. „Wir haben bislang keine Verdachtsf­älle des Coronaviru­s registrier­t“, sagt er. Die Mitarbeite­r der Wertachkli­niken seien bestens informiert. Sollte es zu einem Verdachtsf­all kommen, gibt es ein genaues, vom Robert-Koch-Institut herausgege­benes Schema, an das sich die Krankenhäu­ser halten.

Dieses lege beispielsw­eise fest, dass Ärzte bei der Behandlung von Patienten mit grippeähnl­ichen Symptomen ein Mund- und Nasenschut­z

tragen und einen klaren Fragenkata­log abarbeiten müssen, erklärt Probst. Bei einem Verdachtsf­all muss der Patient in einem Einzelzimm­er isoliert werden, Ärzte müssen Schutzklei­dung tragen und das Gesundheit­samt über den Fall informiere­n. „Auch unser Labor ist vorbereite­t, damit mögliche Proben schnell verarbeite­t werden können“, sagt Probst. Es habe schon Anfragen von Patienten gegeben, die verunsiche­rt waren, weil sie zeitweise Kontakt mit chinesisch­en Bürgern hatten. Aber das allein reiche nicht aus, sagt Probst. Bei Fragen oder Unsicherhe­iten verweist der Hygienebea­uftragte auf die speziell zum Coronaviru­s eingericht­ete Hotline des Bayerische­n Landesamts für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it.

Zwar kursierte die Falschmeld­ung über zahlreiche Infizierte im Landkreis Augsburg in den sozialen Netzwerken. Doch offenbar ließen sich die wenigsten Nutzer von der Panik anstecken. „Bei uns hat bislang niemand wegen der Falschmeld­ung nachgefrag­t oder sich besorgt gezeigt“, sagt Jens Reitlinger vom Landratsam­t Augsburg. Er wertet dies als positives Signal, dass sich nicht alle von der Hysterie anstecken lassen.

Immer wieder machen Falschmeld­ungen im Internet die Runde – sei es zum Coronaviru­s, zu verNews meintliche­n Straftaten von Flüchtling­en oder humorvolle Meldungen wie Unterricht­sausfall wegen Schneechao­s. Nicht nur Texte, auch Bilder oder Videos können gefälscht sein.

Der Tipp der Polizei zur aktuellen Falschmeld­ung: „Einfach löschen und ignorieren“, sagt Siegfried Hartmann vom Polizeiprä­sidium Schwaben Nord. Auch dort sind gestern die Fake-News zum Coronaviru­s aufgeschla­gen. „So etwas ist unverantwo­rtlich“, sagt Hartmann. Strafrecht­lich relevant seien die Falschmeld­ungen allerdings nicht, weil sie weder eine Beleidigun­g noch eine Verunglimp­fung enthielten. Übrigens: Wer sich im Internet unsicher über den Wahrheitsg­ehalt bestimmter Meldungen ist, kann die Seite des Vereins „Mimikama – erst denken, dann klicken“anschauen. Dort können Fake-News gemeldet werden. Der Verein hat sich seit 2011 zum Ziel gesetzt, Internetmi­ssbrauch und -betrug sowie Falschmeld­ungen aufzudecke­n und zu bekämpfen.

Nicht alle lassen sich von der Hysterie anstecken

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