Falschmeldung zum Coronavirus kursiert
In sozialen Netzwerken kursiert seit gestern die Nachricht, dass Krankenhäuser im Landkreis mit Infizierten des Coronavirus überfüllt seien. Wie Landratsamt und Polizei bestätigen, handelt es sich dabei um eine klare Falschmeldung
In sozialen Netzwerken geht die Nachricht herum, im Landkreis Augsburg hätten sich mehrere Menschen infiziert. Lokales
Landkreis Augsburg Die Nachricht hat gestern in sozialen Netzwerken für Wirbel gesorgt. „Eilmeldung: Überfüllte Krankenhäuser in Augsburg“lautet die Überschrift eines Artikels, der als Screenshot auf Plattformen kursierte. Die Krankenhäuser im Landkreis Augsburg seien voll mit Coronavirus-Infizierten, hieß es darin. 26 Fälle seien bestätigt worden. Doch bei der Nachricht handelt es sich ganz offensichtlich um eine Falschmeldung.
Das Landratsamt Augsburg wurde gestern Vormittag auf die Meldung aufmerksam. „Wir haben uns umgehend mit dem Gesundheitsamt in Verbindung gesetzt“, sagt Sprecher Jens Reitlinger. Krankenhäuser und Kliniken im Landkreis seien befragt worden, aber kein einziger Verdachtsfall des Coronavirus konnte bestätigt werden. „Nichts an dieser Meldung entspricht der Wahrheit“, sagt Reitlinger.
Der Screenshot ist gestaltet wie ein Ausschnitt des CoronavirusLivetickers auf der Homepage der
Bild-Zeitung. Dort ist der entsprechende Eintrag allerdings nicht zu finden. Nach Angaben der Redaktion stand die Meldung auch nie auf ihrem Portal. Gegen den Urheber und die Weiterverbreitung der Falschmeldung behält sich Bild rechtliche Schritte vor.
Dass es sich bei dem Screenshot um einen gefälschten Artikel handelt, zeigen auch die vielen Rechtschreibund Zeichensetzungsfehler. Zudem wird nicht zwischen Stadt und Landkreis Augsburg unterschieden. Augsburg gehört als kreisfreie Stadt nicht zum gleichnamigen Landkreis.
Ines Lehmann, Sprecherin der Augsburger Uniklinik, bezeichnet die Meldung als „hochgradig lächerlich“. Es gebe bislang keine Verdachtsfälle, die Nachricht sei eindeutig falsch. Auch Dr. Helmut Probst, Hygienebeauftragter Arzt an den Wertachkliniken in Schwabmünchen, kann bestätigen, dass es sich bei dem Screenshot um Fakehandelt. „Wir haben bislang keine Verdachtsfälle des Coronavirus registriert“, sagt er. Die Mitarbeiter der Wertachkliniken seien bestens informiert. Sollte es zu einem Verdachtsfall kommen, gibt es ein genaues, vom Robert-Koch-Institut herausgegebenes Schema, an das sich die Krankenhäuser halten.
Dieses lege beispielsweise fest, dass Ärzte bei der Behandlung von Patienten mit grippeähnlichen Symptomen ein Mund- und Nasenschutz
tragen und einen klaren Fragenkatalog abarbeiten müssen, erklärt Probst. Bei einem Verdachtsfall muss der Patient in einem Einzelzimmer isoliert werden, Ärzte müssen Schutzkleidung tragen und das Gesundheitsamt über den Fall informieren. „Auch unser Labor ist vorbereitet, damit mögliche Proben schnell verarbeitet werden können“, sagt Probst. Es habe schon Anfragen von Patienten gegeben, die verunsichert waren, weil sie zeitweise Kontakt mit chinesischen Bürgern hatten. Aber das allein reiche nicht aus, sagt Probst. Bei Fragen oder Unsicherheiten verweist der Hygienebeauftragte auf die speziell zum Coronavirus eingerichtete Hotline des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit.
Zwar kursierte die Falschmeldung über zahlreiche Infizierte im Landkreis Augsburg in den sozialen Netzwerken. Doch offenbar ließen sich die wenigsten Nutzer von der Panik anstecken. „Bei uns hat bislang niemand wegen der Falschmeldung nachgefragt oder sich besorgt gezeigt“, sagt Jens Reitlinger vom Landratsamt Augsburg. Er wertet dies als positives Signal, dass sich nicht alle von der Hysterie anstecken lassen.
Immer wieder machen Falschmeldungen im Internet die Runde – sei es zum Coronavirus, zu verNews meintlichen Straftaten von Flüchtlingen oder humorvolle Meldungen wie Unterrichtsausfall wegen Schneechaos. Nicht nur Texte, auch Bilder oder Videos können gefälscht sein.
Der Tipp der Polizei zur aktuellen Falschmeldung: „Einfach löschen und ignorieren“, sagt Siegfried Hartmann vom Polizeipräsidium Schwaben Nord. Auch dort sind gestern die Fake-News zum Coronavirus aufgeschlagen. „So etwas ist unverantwortlich“, sagt Hartmann. Strafrechtlich relevant seien die Falschmeldungen allerdings nicht, weil sie weder eine Beleidigung noch eine Verunglimpfung enthielten. Übrigens: Wer sich im Internet unsicher über den Wahrheitsgehalt bestimmter Meldungen ist, kann die Seite des Vereins „Mimikama – erst denken, dann klicken“anschauen. Dort können Fake-News gemeldet werden. Der Verein hat sich seit 2011 zum Ziel gesetzt, Internetmissbrauch und -betrug sowie Falschmeldungen aufzudecken und zu bekämpfen.
Nicht alle lassen sich von der Hysterie anstecken