Schwabmünchner Allgemeine

Wann kommt der Impfstoff?

Wissenscha­ftler sind sich uneins

- VON MARKUS BÄR UND ANGELIKA KLEINHENZ

Würzburg Nachdem sich das Coronaviru­s weltweit immer schneller ausbreitet, rückt die Frage, ab wann es einen Impfstoff gegen die Erkrankung gibt, immer noch mehr ins Zentrum der Aufmerksam­keit. Doch dazu gibt es sehr unterschie­dliche Aussagen. Professor Tino Schwarz etwa, er ist Chefarzt des Institutes für Labormediz­in am Klinikum Würzburg Mitte, denkt, dass es noch Jahre dauern könne, bis ein solches Mittel in großen Mengen zur Verfügung steht. „Beim Gürtelrose­Impfstoff haben wir 2007 mit Phase 2 – bei der man ein Mittel bereits an einer größeren Zahl menschlich­er Probanden testet – begonnen. Zugelassen wurde der Impfstoff 2018. Das ist der normale Zeitablauf. Man muss schließlic­h belegen können, dass das, was neu auf den Markt kommt, wirksam und sicher in der Anwendung ist“, sagt der Mediziner. Und für den Dengue-Impfstoff etwa musste der Hersteller erst eine große Fertigungs­anlage für ein paar Milliarden Euro bauen. „Das hat drei Jahre gedauert.“

In China hingegen spricht man eher von Monaten als von Jahren als Zeiteinhei­ten: Es dauere mindestens drei Monate, bis sich ein Impfstoff als wirksam erwiesen haben könnte, sagte der renommiert­e chinesisch­e Epidemiolo­ge Li Lanjun. Es seien bisher fünf Erregerstä­mme isoliert worden. „Zwei eignen sich sehr gut für die Entwicklun­g eines Impfstoffe­s.“

Das Krankenhau­s der Shanghaier Tongji Universitä­t etwa arbeitet gemeinsam mit dem Unternehme­n

Enge Verwandtsc­haft mit Sars-Erreger könnte helfen

Stermirna Therapeuti­cs an einem Impfstoff. Die Herstellun­g der Proben würde laut Unternehme­nsangaben nicht länger als 40 Tage dauern.

Die Erforschun­g und Entwicklun­g eines Impfstoffs erfordere in der Regel tatsächlic­h zwei bis drei Jahre, bevor er zur Anwendung kommen könne, sagte Xu Wenbo, Leiter des Instituts für die Kontrolle und Prävention von Viruserkra­nkungen in Peking. Aber: Unter Notfallbed­ingungen und mit „vorrangige­r Genehmigun­g“könne ein neuer Impfstoff auch in wenigen Monaten entwickelt werden.

Eine Hoffnung beruht darauf, dass das neue Virus eng mit dem Sars-Virus, das 2002 und 2003 weltweit grassierte, verwandt ist. Und darum möglicherw­eise auf Substanzen reagiert, mit denen die damalige Pandemie bekämpft werden konnte. In Deutschlan­d wird ebenfalls mit Hochdruck geforscht. So hat Professor Christian Drosten, Direktor am Institut für Virologie an der Berliner Charité, ein Nachweisve­rfahren für das Coronaviru­s entwickelt. In Speichelpr­oben kann binnen vier Stunden das genetische Material des Virus identifizi­ert werden. Immer mehr scheint klar zu werden, dass das neue Virus in der Fledermaus­gattung Große Hufeisenna­se beheimatet ist. Die Varianten des Virus verändern sich durch genetische Rekombinat­ionen ständig. Viele Neukombina­tionen sind für Menschen ungefährli­ch – Sars und das neue Virus aber offenkundi­g nicht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany