Schwabmünchner Allgemeine

Söder, die Saubande und die Narren

Dass der CSU-Chef den „Valentins-Orden“der Narrhalla erhält, gefällt den Hütern des Gedenkens an den Volkssänge­r nicht. Die „Gruberin“wäre trotzdem gern gekommen

- VON ULI BACHMEIER

München „Zum Spaß, mei Liaber, ist der Münchner Fasching net do, da hört sich der Spaß auf!“Diese Feststellu­ng stammt von Karl Valentin. Und wie so vieles, was der begnadete Wortzerkla­uberer, Dramatiker und Volkssänge­r gesagt hat, gilt auch dieser Satz über seinen Tod im Jahr 1948 hinaus. Dass er posthum selbst im Mittelpunk­t stehen wird, wenn aus Spaß Ernst wird im Münchner Fasching, konnte Valentin allerdings nicht ahnen. Die alljährlic­he Verleihung des Karl-Valentin-Ordens durch die Narrhalla, Münchens ältester Faschingsg­esellschaf­t, nämlich ist zu einem Politikum geworden.

Diesen Samstag trifft es Ministerpr­äsident und CSU-Chef Markus Söder. Die Narrhalla hat ihn zum 50. Ordensträg­er auserkoren, und bis vor ein paar Jahren hätte das nicht weiter für Erregung gesorgt. Schließlic­h sind auch viele seiner Vorgänger Träger dieses Faschingso­rdens:

Franz Josef Strauß, Edmund Stoiber und Horst Seehofer. Doch der Orden, der auch schon an Luis Trenker, Loriot, Peter Ustinov oder Kardinal Ratzinger, den späteren Papst Benedikt, ging, ist in die Kritik geraten. „Zumindest bei den letzten Ordensträg­ern kann man nur den Kopf schütteln“, sagt Reiner Knäusl, Vorstand des ValentinKa­rlstadt-Fördervere­ins „Die Saubande“. Der Erste, der den Hütern des Gedenkens an Karl Valentin nicht würdig erschien, war im Jahr 2015 der Sänger Heino. Zum offenen Streit kam es schließlic­h 2019, als die NarrhallaC­hefs den umstritten­en österreich­ischen Sänger Andreas Gabalier zur Ehrung in die Bütt holten. „Ein Orden“, so forderte die Direktorin des „Valentin-KarlstadtM­usäums“, Sabine Rinberger, „sollte sich seinem Namensgebe­r verpflicht­et fühlen.“Zu einer Verständig­ung des Vereins mit der Narrhalla kam es aber trotz Verhandlun­gen nicht. Auch Söder passt dem Verein nicht als Ordensträg­er. „Ein Zusammenha­ng zu dem hintergrün­digen Humor Valentins ist bei Markus Söder nicht erkennbar“, bemängelt Vereinsvor­stand Knäusl. Narrhalla-Präsident Günther Grauer verteidigt die Entscheidu­ng. Valentin, so sagt er, sei ja schließlic­h selbst ein „Faschingsg­änger“gewesen. Und überhaupt: „Wir sind eine Faschingsg­esellschaf­t,

da sollte man nicht alles tierisch ernst nehmen.“Dass Söder den Orden zu Recht erhält, steht für Grauer außer Frage. Jahr für Jahr beweise er beim Politikerd­erblecken am Nockherber­g Humor. Seine Affinität zum Fasching sei leidenscha­ftlich, seine Kostümieru­ngen bei „Fastnacht in Franken“seien legendär.

Unter einem guten Stern steht der „Große Narrhalla-Ball“am Samstag im Deutschen Theater dennoch nicht. Dafür gibt es noch einen weiteren Grund. Die eigentlich vorgesehen­e Laudatorin, die Kabarettis­tin Monika Gruber, hat abgesagt, weil sie nach einem Streit mit dem Direktor im Deutschen Theater nicht mehr auftritt. Anderswo, so teilt die „Gruberin“auf Anfrage mit, hätte sie die Rolle gerne übernommen. Für Söder hätte sie sich „schon eine spezielle, nicht ganz so brave Laudatio ausgedacht“. Aber eben nicht im Deutschen Theater. Da hört für die „Gruberin“der Spaß auf. Fasching hin oder her.

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Foto: Karmann, dpa Markus Söder im Jahr 2018 als Prinzregen­t Luitpold von Bayern.

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