Schwabmünchner Allgemeine

Neuer Verein soll FCA-Fans einen

Weil die Unterstütz­ung bei den Heimspiele­n fast nur vom M-Block ausgeht, wollen die Anhänger dort mit dem „Ulrich-Biesinger-Tribüne e.V.“Berührungs­ängste abbauen

- VON ROBERT GÖTZ

Als im August 2018 der FC Augsburg die Nordseite der WWK-Arena nach einer Abstimmung der Fans in die „Ulrich-Biesinger-Tribüne“umbenannte, da kam bei der aktiven Fanszene des Bundesligi­sten der Gedanke auf, unter diesem Namen eine Struktur aufzubauen, in der sich alle 8000 Stehplatzb­esucher wiederfind­en könnten.

Über zehn Jahre nach dem Umzug vom Rosenausta­dion in das neue Stadion an der B17 mussten die Ultras, die in der Legio Augusta organisier­t sind, und die anderen involviert­en Fanklubs feststelle­n, dass die Anfeuerung der Mannschaft fast nur auf den M-Block beschränkt war. Darum wurde jetzt der „Ulrich-Biesinger-Tribüne e.V.“(UBT e.V.) gegründet. In ihm sollen neue Strukturen etabliert werden, in denen sich alle FCA-Fans der Tribüne wiederfind­en und aktiv einbringen können. Als Vorstände für die ersten zwei Jahre stellten sich Jennifer Schnabel (Legio Augusta), Andy Birkfeld (Preußen Augsburg) und Dirk Weißinger (Burning Nuts) zur Verfügung. Die „Szene Fuggerstad­t“und das „M-Block Kollektiv“werden ihr Wirken in den nächsten Monaten einstellen, um dem neuen Verein UBT Raum zur Entfaltung zu geben. Die Sonderzugf­ahrt nach Düsseldorf Anfang Mai wird aber noch von der Szene durchgefüh­rt.

„Der Support der Mannschaft ist nicht nur Aufgabe der Ultras, sondern der ganzen Tribüne“, sagte Marco Porccia, der Moderator der Auftaktver­anstaltung des neuen Vereins in der Stadiongas­tstätte. Rund 200 Interessie­rte waren gekommen. Porccia ist einer der Initiatore­n, Mitglied der Legio und einer der Vorsänger im Stehplatzb­ereich. „Für uns ist das ein Neuanfang, wir wollen uns nicht nur auf den M-Block fokussiere­n, sondern auf die ganze Tribüne“, sagte er.

Zwar gibt es schon eine Art Dachverban­d der sogenannte­n „aktiven“Augsburger Fanklubs: die Szene Fuggerstad­t. Über sie werden fanklubübe­rgreifend zum Beispiel aufwendige Choreograf­ien oder gemeinsame Sonderzüge organisier­t. Es gibt auch das weniger bekannte „M-Block-Kollektiv“, doch diese Strukturen wurden von Außenstehe­nden bisher als sehr ultranah angesehen. „Dabei stimmt das nicht“, versichert­e Wirkfeld auf der Versammlun­g. Er ist bei der Szene für die Finanzen zuständig.

Doch der Aufbau der Szene Fuggerstad­t barg in der Vergangenh­eit einige Probleme in sich. In ihr konnten nur die aktiven Fanklubs Mitglied werden. Dass sich da viele Fans als Einzelpers­on nicht repräsenti­ert gefühlt hatten, ist nachvollzi­ehbar. Zudem war immer wieder zu hören, dass die Ultras bei der Szene das Sagen hatten. Für viele „normale“Fans wohl eine Hemmschwel­le, um sich einzubring­en.

Denn die Ultras und ihre Art von Fan-Kultur stehen eben nicht nur für lautstarke Unterstütz­ung des Vereins oder tolle Choreos, sondern auch für die Verwendung der umstritten­en Pyrotechni­k. Zudem gibt es im Umfeld immer wieder Probleme mit der Polizei.

Um diese Ressentime­nts abzubauen, hat sich die aktive Fanszene entschloss­en, den UBT e.V. zu gründen. „Hier kann jeder Einzelne Mitglied werden, sich einbringen, mitdiskuti­eren und mitbestimm­en. Es zählt jede Stimme“, warb Porccia um aktive Mitarbeit und stellte klar: „Dies ist kein Ultra-Ding.“

Darum besteht der Vorstand aus Vertretern unterschie­dlicher FanGruppie­rungen. „Die Burning Nuts sind sicher keine Ultra-Vereinigun­g“, sagt zum Beispiel UBT-Vorstand Dirk Weißinger. Auch die Preußen Augsburg zählen nicht dazu. Der Steuerbera­ter steht seit Jahren auf der Stehplatzt­ribüne und engagiert sich in der Szene. So trat er bei der vergangene­n Jahreshaup­tversammlu­ng als Kandidat der Fanszene bei der Wahl zum Aufsichtsr­at des FCA e.V. an, unterlag aber seinen Mitbewerbe­r Manfred Ringer.

Weißinger hat sich für das Amt als Vorstand zur Verfügung gestellt, weil er das große Engagement der Augsburger aktiven Fans sehr schätzt und unterstütz­en will. Außerdem, so sagt er, brauche das FCA-Team beim alljährlic­hen Projekt Klassenerh­alt alle Fans im Stadion, nicht nur einige wenige: „Ich denke, die Idee des Miteinande­rs kann man in diesem e.V. sehr gut umsetzen.“Auch Alexander Süßmair, der ehemalige Bundestags­abgeordnet­e, der nach seinem Austritt bei den Linken als parteilose­s Mitglied dem Augsburger Stadtrat angehört, hat beim Aufbau des neuen Vereines mitgeholfe­n. Er verweist auf die Vielfalt der verschiede­nen Gruppierun­gen, die auf der Nordtribün­e stehen. Da gäbe es Ultras, aktive Fans, normale Fans, Familien. Fanklubs, deren Mitglieder eher dem linken Spektrum zugeordnet sind, oder eher dem konservati­ven.

Er verschließ­t auch die Augen vor Problemen nicht: „Es gibt auch Leute, die über die Stränge schlagen. Aber wir haben es in Augsburg immer geschafft, weiter miteinande­r zu reden und nicht in ideologisc­hen Schützengr­äben gegenüberz­ustehen.“Deshalb sei es wichtig, sich breiter aufzustell­en: „Ich setze große Hoffnung in dieses Projekt.“Dessen Inhalte und Strukturen in den kommenden Monaten von den Mitglieder­n selbst erarbeitet werden sollen. Dazu soll es regelmäßig­e Treffen geben.

Für Porccia steht eines im Vordergrun­d: „Egal welcher Fangruppie­rung man angehört, wir sind alle FCA-Fans, das vereint uns.“Und das soll man in Zukunft auf der Ulrich-Biesinger-Tribüne auch noch mehr sehen und hören.

» Mitglied werden kann man für eine kurze Zeit entweder online unter ubt-augsburg.de oder später, an jedem Heimspielt­ag, im Stadion am neuen Fancorner.

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Foto: Wagner Die großen Choreograf­ien und die Unterstütz­ung finden auf der Nord-Tribüne vor allem im M-Block statt. Das soll sich mithilfe eines neuen Vereines ändern.

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