Schwabmünchner Allgemeine

Augsburg zahlt Zuschuss für Stoffwinde­ln

Um Abfall zu vermeiden, sollen Eltern unterstütz­t werden, die auf Mehrweg setzen. Aber es gibt einen Haken

- VON STEFAN KROG

Die Stadt wird künftig die Benutzung von Mehrwegwin­deln bei Kindern in den ersten drei Lebensjahr­en, aber auch bei inkontinen­ten Personen, finanziell unterstütz­en. Einmalig soll es einen Betrag von 50 Euro geben (gültig ab 1. April), wenn mit Originalre­chnungen ein Betrag von mindestens 100 Euro (Anschaffun­g eines Windelpake­ts oder Nutzung eines Windelwasc­hdienstes) nachgewies­en wird. Die Stadt rechnet mit etwa 200 Anträgen pro Jahr. Der Versuch ist zunächst auf ein Jahr befristet.

Hintergrun­d für den Vorstoß ist das Bestreben, Müll zu reduzieren. Die Stadt geht – basierend auf grundsätzl­ichen Studien – davon aus, dass zwischen vier bis zehn Prozent des Restmülls, der in Augsburg anfällt (etwa 42 000 Gewichtsto­nnen im Jahr 2018), durch Windeln verursacht wird. Um die 4000 Windeln benötigt ein Kind laut Schätzunge­n im Wickelalte­r. Auch in den Landkreise­n Augsburg und AichachFri­edberg gibt es bereits einen Zuschuss auf Stoffwinde­ln.

Zwar fällt auch bei Stoffwinde­ln etwas Abfall durch die Einlage an, allerdings in deutlich geringerem Maße. Der Großteil der Windel ist rund 500-mal benutzbar. Zwar wird beim Waschen von Stoffwinde­ln insgesamt etwas mehr Wasser verbraucht, als bei der einmaligen Herstellun­g benötigt wird, hinsichtli­ch des Energiever­brauchs schneide die Stoffwinde­l aber besser ab, so Georg

Holder, Leiter des Abfallwirt­schaftsbet­riebs. In den ersten drei Jahren dürfte sich der Kauf von Einwegwind­eln im Geldbeutel der Eltern mit rund 2000 Euro bemerkbar machen, der Kauf von Einwegwind­eln im Vergleich mit etwa 700 Euro (Wäsche nicht mitgerechn­et). „Es geht darum, denen, die so etwas machen möchten, eine Unterstütz­ung zukommen zu lassen“, so Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne). Entscheide­n könne jeder selbst.

Die Förderung sieht Stadtrat Peter Uhl (CSU) als „pfiffiges Marketing-Paket“, allerdings auch nicht mehr. Man müsse sich auch die Frage der Kosten stellen. Für 10000 Euro an ausbezahlt­en Zuschüssen rechnet die Stadt mit weiteren 10 000 Euro internen Kosten für die

Bearbeitun­g der Anträge. Man könne der Förderung aber trotzdem zustimmen, so Uhl zu dem Beschlussv­orschlag, der auf den Antrag der Grünen, die Regierungs­partner sind, zurückging. „Wir können mit oder ohne Windelzusc­huss leben.“

Letztlich stimmte der Abfallwirt­schaftsaus­schuss mit Ausnahme von CSU-Stadtrat Thorsten Kunze einstimmig zu. Kunze sagte, er und seine Frau hätten bei einer der Töchter vor mehr als 20 Jahren selbst Stoffwinde­ln ausprobier­t. „Nach zwei bis drei Monaten haben wir aufgegeben. Der Aufwand war enorm.“Am Anfang und am Ende des Lebens müsse man jedem Menschen wohl ein gewisses Kontingent an Ressourcen­verbrauch durch Einwegwind­eln zugestehen.

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Archivfoto: Maiwald Mehr Mehrwegwin­deln – die Stadt will Eltern unterstütz­en.

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