Er will den Puls der Region spüren
Seit Januar ist Dr. Markus Bolkart neuer Chefarzt an den Wertachkliniken. Welche Ziele er verfolgt
Schwabmünchen Jeder soll heute präsentieren, argumentieren, überzeugen können. Und das alles bitte in geschliffener Rhetorik. Bei allem Reden geht oft eine unterschätzte Eigenschaft verloren: das Zuhören. Dr. Markus Bolkart, der neue Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin der Wertachkliniken, ist ein sehr guter Zuhörer. Er ist aufmerksam. Und achtsam – das haben viele seiner neuen Kollegen bereits gemerkt. Seit Januar arbeitet der 58-Jährige in Schwabmünchen.
Zuletzt war er leitender Oberarzt und Stellvertreter des Chefarztes in der Hessing-Klinik. Dann kam das Angebot aus dem Augsburger Land. Bolkart kannte das Schwabmünchner Krankenhaus bereits aus seiner Zeit als Berufsanfänger. „Es hatte einen sehr guten Ruf unter Kollegen, im Speziellen die Bauchchirurgie“, erinnert er sich. Auch sein Vater, ein Chirurg, kannte Schwabmünchen: Als Spezialist war er früher bei schwierigen Operationen hin und wieder in den Süden des Landkreises gerufen worden. Damals war die Fahrt in die Stadt aber noch eine kleine Weltreise, und die Familie hoffte, dass der Vater die Strecke unbeschadet zurücklegt. Heute ist das freilich anders: Schwabmünchen ist verkehrstechnisch bestens angebunden. Und Bolkart genießt bei Föhnwetter die Fahrt von seinem
Wohnort Augsburg in den Süden. Wenn der leidenschaftliche Skitourengeher und Langläufer auf der B17 das Bergpanorama sieht, dann gehe ihm das Herz auf, sagt er während eines kleinen Spaziergangs rund um das Schwabmünchner Krankenhaus. An der Wertachbrücke bleibt er stehen und schaut auf das ruhige schwarze Wasser im Abendlicht.
Der neue Chefarzt saugt die Stimmung ein. Davon hätte er gerne mehr, sagt Bolkart. Er will Land und Leute näher kennenlernen, die Gegend erkunden und sich „einfühlen“. Gerne auch mit dem Rad, wenn es wieder wärmer ist. Er will den Puls der Region spüren. Auf Dauer könne er sich vorstellen, in den Süden des Augsburger Lands zu ziehen.
Im Krankenhaus gefällt es dem Vater von zwei erwachsenen Kindern auch. „In kleineren Krankenhäusern habe ich mich immer sehr wohlgefühlt“, sagt der Chefarzt, der als Assistenzarzt Chirurgie in den damaligen Kreiskrankenhäusern Rottal-Inn oder Krumbach arbeitete. Im Wechsel von der HessingKlinik nach Schwabmünchen sieht er einen größeren Gestaltungsspielraum, den er als Leiter der Anästhesie-Abteilung hat. Auch wenn die politisch gesetzten Rahmenbedingungen in Zukunft nicht einfacher werden. „Kleine Häuser werden es auf Dauer schwer haben“, sagt Bolkart.
Aber die Lösung der Wertachkliniken mit zwei Schwerpunkten in den Häusern Schwabmünchen und Bobingen hält er für optimal.
In seinem Fachbereich möchte Bolkart das Spektrum der intensivmedizinischen Betreuung erweitern. Das heißt: Patienten mit mehreren und/oder komplizierten Begleiterkrankungen sollen nach Möglichkeit wohnortnah versorgt werden. Bolkart setzt außerdem auf die Kooperation mit Spezialisten aus der Region.
Im Stress der ersten Tage hatte Bolkart noch keine Zeit, sein neues Büro einzurichten. Die Wände sind noch weiß. Zwei Bilder von Paul Klee will der neue Chefarzt aufhängen – der deutsche Grafiker und Maler steht für ein vielseitiges farbenfrohes Werk, das vom Expressionismus über den Kubismus bis hin zum Surrealismus reicht. Wer die Bilder verstehen will, muss genau hinschauen, förmlich in sie hineinhören. Darin ist Bolkart ein Meister.