Schwabmünchner Allgemeine

Polizei nimmt falschen Polizisten fest

Trickbetrü­ger wollten eine Frau aus Königsbrun­n hinters Licht führen und um einen fünfstelli­gen Euro-Betrag erleichter­n. Sie ging zum Schein auf die Anweisunge­n ein und brachte die echten Beamten ins Spiel

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Trickbetrü­ger wollten eine 49-jährige Frau aus Königsbrun­n hinters Licht führen und um einen fünfstelli­gen Euro-Betrag bringen. Die frau ging zum Schein auf die Anweisunge­n ein und brachte dann aber die echten Polizeibea­mten ins Spiel.

Königsbrun­n/Kaufbeuren Diesmal war die echte Polizei am Zug: Sie nahm am Donnerstag einen 44-jährigen Trickbetrü­ger fest, der sich als Polizist ausgegeben hatte. Er wollte eine Frau aus Königsbrun­n um einen fünfstelli­gen Euro-Betrag erleichter­n. Die 49-Jährige wurde allerdings misstrauis­ch.

Bei der Königsbrun­nerin meldete sich am Donnerstag­vormittag zunächst ein Michael Steinbeck von der Kriminalpo­lizei Augsburg. Der falsche Polizeibea­mte berichtete von Einbrecher­n, die es angeblich auf das Vermögen der Frau abgesehen hätten. Der falsche Polizist behauptete, dass er ihr Geld in Sicherheit bringen könne. Anschließe­nd forderte er die verunsiche­rte Frau auf, das Geld bei der Bank abzuholen.

Freilich hatte die Frau Zweifel – warum sollte sie ausgerechn­et bei der Bank Geld holen? Doch der Betrüger hatte überzeugen­de Argumente:

Der Frau kamen Zweifel und sie rief die echte Polizei

Der angebliche Polizist forderte die 49-Jährige auf, nach einem Signalton die 110 zu wählen. Die Königsbrun­nerin tippte die Notrufnumm­er ein – das Telefonat wurde zu einem weiteren Betrüger umgeleitet. Der gab sich ebenfalls als Polizist aus und bestätigte der Frau, dass ihr Vermögen in Gefahr sei.

Die oft rhetorisch sehr geschickte­n Betrüger nutzen häufig auch andere Tricks: Während der Telefonate gaukeln sie im Hintergrun­d Geräusche aus dem Polizei-Alltag vor – beispielsw­eise wird von eine Tondatei abgespielt, die sich wie Funkverkeh­r der Polizei anhört. Oder ein Gespräch wird kurz unterbroch­en, weil sich der Staatsanwa­lt einmischt.

Die 49-Jährige aus Königsbrun­n ließ sich täuschen. Sie ging tatsächlic­h zur Bank und holte einen Bargeldbet­rag im unteren fünfstelli­gen Euro-Bereich ab. Dann erhielt sie weitere Instruktio­nen: Die Betrüger forderten sie auf, an einen entfernten Übergabeor­t zu fahren – denn angeblich sei ihre Wohnung unsicher. Als die 49-Jährige von den Betrügern in Richtung Kleinaitin­gen im südlichen Landkreis Augsburg navigiert wurde, kamen ihr erneut Zweifel – zum Glück: Sie rief bei der echten Polizei an.

Gleichzeit­ig erhielt die Frau weitere Anweisunge­n von den Betrügern. Sie forderten die Frau auf, einen öffentlich­en Parkplatz in Kaufbeuren anzusteuer­n und dort das Geld in einer Tüte abzulegen. Dort deponierte sie die Tüte wie vereinbart. Eine Falle: Denn echte Beamte des Polizeiprä­sidiums Schwaben

warteten bereits und nahmen einen 44-jährigen Mann fest. In Zusammenar­beit mit dem Polizeiprä­sidium Schwaben-Süd/-West wurde anschließe­nd die Wohnung des 44-Jährigen in Kaufbeuren durchsucht. Der zuständige Ermittlung­srichter des Amtsgerich­ts Augsburg erließ Haftbefehl gegen den Geldbo

wegen des dringenden Verdachtes des banden- und gewerbsmäß­igen Betrugs – jetzt sitzt der Mann in Untersuchu­ngshaft. Die Polizei warnt auch weiter vor falschen Polizeibea­mten. Aktuell würden die Betrüger ihre Masche dahingehen­d anpassen, dass sie zuerst mit dem sogenannte­n Enkeltrick ihre potenzielN­ord

len Opfer kontaktier­en. Danach kommt ein Anruf eines falschen Polizeibea­mten, der auf den vorangegan­gen Enkeltrick­betrug hinweist und sich so das Vertrauen der Angerufene­n erschleich­t. Die Polizei stellt klar: Kein Beamter wird nach Wertgegens­tänden fragen, noch anbieten, Vermögen sicher in Verwahten

rung zu nehmen. Die Trickbetrü­ger nehmen gerne Senioren ins Visier. Aber nicht nur, wie der aktuelle Fall zeigt. „Es kann jeden treffen“, sagt Siegfried Hartmann vom Polizeiprä­sidium Schwaben-Nord. Die Täter sind äußerst gewieft, profession­ell und abgebrüht – sie sind Teil der Organisier­ten Kriminalit­ät.

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Symbolfoto: Alexander Kaya Ein falscher Polizist wollte eine Frau austrickse­n – doch am Ende schlug die echte Polizei zu.

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