Deutschland mistet aus
Warum viele die Corona-Zeit zum Entrümpeln nutzen
Gerade scheint es ja oft, als würden Wissenschaftler sich ausschließlich mit sehr seriösen Angelegenheiten beschäftigen, mit Impfstoffen, Virentests, solchen Dingen. Ab und zu erforschen sie aber auch Aspekte des menschlichen Lebens, die manch einer wohl als Nebensächlichkeiten abtun würde. Forscher der University of California haben sich zum Beispiel kürzlich länger mit der Psychologie des Putzens befasst – und dabei herausgefunden, dass Aufräumen der Seele guttut. Wer regelmäßig gegen das Chaos kämpft, kennt das: Nach dem Putzen fühlt man sich besser, irgendwie aufgeräumt. So, als habe man nicht nur den Schmutz aus der Wohnung geschrubbt, sondern auch die kleinen Sorgen des Alltags aus dem Kopf gefegt.
Warum wir Ihnen ausgerechnet jetzt von den Freuden des Aufräumens berichten? Weil hunderttausende Deutsche gerade genau das tun. In der Corona-Krise haben viele mehr Zeit – und misten aus, wischen und waschen, spülen und schrubben, fegen und feudeln. Während draußen in der Welt alles durcheinander ist, soll zumindest drinnen alles ordentlich sein.
Einen Nebeneffekt hat die Entrümpelungs-Euphorie jedoch auch: Wertstoffhöfe werden den Mengen, die bei ihnen abgeladen werden, nicht mehr Herr. Anbieter von Kleidercontainern bitten um weniger Spenden. Und der Verband kommunaler Unternehmen sieht sich nun sogar zu der Mahnung genötigt, dass die Wohnung nicht mehr als unbedingt notwendig ausgemistet werden sollte. Vielleicht ist es nun also doch an der Zeit, die Mülltüten aus der Hand und die Beine einfach mal hochzulegen.