Wann endet „bis auf Weiteres“?
Viele Fragen, die niemand seriös beantworten kann. Der Albtraum wäre, wenn die Saison 2019/20 erst im Jahr 2021 enden würde
Landkreis Ein ganzer Katalog einfach klingender und gleichzeitig schwer zu beantwortender Fragen treibt die Fußball-Familie in dieser von aller Normalität befreiten Corona-Zeit um. „Der Spielbetrieb ruht bis auf Weiteres“, lautet die Ansage. Aber wann endet „bis auf Weiteres“? Wann rollt endlich wieder der Ball? Unter welchen Bedingungen kann gespielt werden? Wie soll man die Ergebnisse der laufenden Saison werten? Erfolgt eine Fortsetzung der Spiele in ein, zwei oder drei Monaten? Oder wird gar die Saison abgebrochen, wie es die Belgier mit ihrer Profi-Liga bereits getan haben? Seriöse Antworten auf diese Fragen vermag derzeit niemand zu geben. Trotzdem ist es wichtig, Lösungsmodelle zu diskutieren – zumal sich im weiten Feld zwischen millionenschweren Bundesliga-Unternehmen und Vereinen an der Basis höchst unterschiedliche Varianten anbieten. Die Diskussionsbeiträge reichen von „alle Entscheidungen sollen auf dem Rasen fallen“bis hin zu „Abbruch der laufenden Spielzeit ohne Wertung der Ergebnisse“.
Auf Ebene der Fußball-Kreise allerdings zeichnet sich dem Vernehmen nach immer klarer ab, dass die Saison 2019/20 – beginnend bei den Junioren – demnächst offiziell abgebrochen wird. Öffentlich bestätigen mag dies noch kein Funktionär, als „undenkbar“deklariert es aber auch keiner. Als klares Indiz für die Abbruch-Theorie ist zu werten, dass von Amateurvereinen vorab geleistete Zahlungen in den Schiedsrichterpool bereits erstattet wurden.
Auch Reinhold Mießl, der Spielleiter des Fußball-Kreises Augsburg, zuckt mit den Schultern: „Keiner kann was sagen, bis der Tag X gekommen ist. Alles ist abhängig von den Profiligen und von dem Zeitpunkt, wann der öffentliche Bereich wieder freigegeben ist. Vorher gibt es keinen Fußball.“Wenn es die Bundesliga jedoch hinbekomme, im Mai wieder zu spielen, werde Druck von den Amateurvereinen kommen, vermutet Mießl.
Obwohl Mießl als Spielleiter derzeit ohne Spiele dasteht, hat er gut zu tun. Zusammen mit Bezirksvorsitzendem Johann Wagner und der Kreisvorsitzenden Carola Haertel ist er gerade in Web-Konferenzen mit allen Vereine unterwegs, um die
einzufangen. „Bevor annulliert wird, hat es Priorität, die Saison irgendwie zu Ende zu spielen“, berichtet Mießl. Deshalb hat der DFB auch schon eine Satzungsänderung beschlossen, die Saison 2019/20 bis zum 30. Juni 2021 zu verlängern und die Wechselfristen entsprechend auszudehnen. Dies werde gerade auf die Kreise heruntergebrochen. „Die Interessen gehen aber durchaus auseinander“, schmunzelt Reinhold Mießl, „je nachdem, wie ein Verein tabellarisch dasteht.“
Es gibt inzwischen auch andere Modelle, die Saison zu einem möglichst gerechten Abschluss zu bringen. Vor wenigen Tagen wurde in einer Videokonferenz zwischen dem Fußball-Bezirk und den schwäbischen Bezirksliga-Vereinen die Frage aufgeworfen, was passieren könnte, wenn nicht alle oder gar keine Partien nachgeholt werden könnten. Daraufhin wurde als Möglichkeit genannt, aus den momentan erreichten Zwischenständen den Punkte-Quotienten zu verwenden und daraus eine „korrekte“AbTendenzen schlusstabelle zu berechnen. Gerecht wäre das Modell insofern, als es ein Plus oder Minus an ausgetragenen Begegnungen ausgleichen würde. Die Ungerechtigkeit beginnt aber bereits bei der Frage nach der Qualität der jeweiligen Kontrahenten: Der eine Titelkandidat hat möglicherweise schon zweimal gegen alle Kellerkinder gespielt, während der andere bisher überwiegend dicke Brocken vor der Brust hatte. Zusätzlich krankt auch diese Idee daran, dass immer alles Mögliche und Unmögliche passieren könnte.