Wie große Geschäfte den Neustart angehen
Ab Montag dürfen Einkaufszentren wieder öffnen – und große Läden mit ihrer ganzen Fläche. Die Branche atmet auf, die Lage bleibt aber schwierig. Der Chef von Schuh Schmid sagt: „Es ist wie ein Marathonlauf auf einem Bein“
Die Corona-Krise trifft manche Branchen besonders hart. Dazu gehört auch der Einzelhandel. Immerhin: Seit knapp zwei Wochen dürfen Geschäfte wieder öffnen, große Ladeneinheiten mussten aber auf 800 Quadratmeter begrenzt werden. Auch das ist nun ab kommenden Montag erst einmal vorbei. Zum Glück, sagen die Augsburger Händler, denn damit komme man der Normalität erneut ein kleines Stück näher. Doch wie früher ist es nach wie vor nicht.
Robert Schmid, Inhaber von Schuh Schmid, beschreibt seine Gefühlslage so: „Für den stationären Einzelhandel ist das Leben ohnehin schon wie ein anstrengender Marathonlauf. Durch die Krise kommt es einem vor, als ob wir diesen nun auch noch auf einem Bein bewältigen müssen – und mit einem Eimer Wasser auf dem Kopf, den man nicht verschütten darf.“Schmid hat auch ein Beispiel dafür: In seiner größten Filiale in der Augsburger Innenstadt wird er ab nächster Woche wieder die gesamten 9000 Quadratmeter zum Bummeln anbieten – unter Einhaltung aller Hygienemaßnahmen und mehr.
So werden etwa Kleidungsstücke, die probiert, aber nicht gekauft worden sind, bis zum nächsten Tag ausgelüftet, um ein mögliches Übertragungsrisiko weiter zu senken. „Uns ist klar, dass wir das Vertrauen der Kunden in einen sicheren Einkauf stärken müssen, wenn wir wollen, dass sie in die Läden kommen und nicht online bestellen“, sagt er.
sei zu diesem Mehraufwand bereit, um das Geschäft wieder anzukurbeln. Das sei ohnehin schwer genug. Denn rund 60 Prozent des Frühjahr- und Sommergeschäfts seien bereits verloren. Die Ware werde bald nahezu ohne Marge verkauft, dazu müssten neue Kollektionen für Herbst und Winter bestellt werden. Ein finanzieller Kraftakt, den auch große Händler wie Schuh Schmid nur mit Unterstützung von und Staat stemmen können. Die Übernahme der K&L-Filialen vor Kurzem habe den Marathonlauf dazu noch sportlicher werden lassen, sagt Schmid. Sein Dank gilt daher den Kunden, die das Unternehmen mit dem Kauf von Gutscheinen unterstützt haben.
Insgesamt ist Robert Schmid froh, dass all seine Filialen wieder für den Kunden da sein können. So geht es auch Axel Haug, dem CenMan ter-Manager der Augsburger CityGalerie. Als er erfahren hat, dass ab Montag auch in Bayern Ladenpassagen wieder öffnen dürfen, schossen ihm Gedanken wie „endlich“und „Gott sei Dank“durch den Kopf. Nach dem Studium der aktuellen Lage dürfen wohl alle Mieter der City-Galerie wieder öffnen, so Haug. Bei Restaurants bleibt es jedoch zunächst dabei, dass Speisen und Getränke nur zum Mitnehmen angeboBanken ten werden. Inwiefern die einzelnen Mieter bereits ab Montag die bislang üblichen Öffnungszeiten ausschöpfen, weiß Haug nicht. Er sagt: „Ich gehe aber davon aus, dass mindestens in der Kernzeit zwischen 10 und 18 Uhr alle aufhaben.“
Um die Hygienemaßnahmen einhalten zu können, ist in den letzten Tagen das bereits bestehende Hygienekonzept der City-Galerie angepasst worden. Dazu werden Laufwege markiert, die den Kundenstrom lenken sollen. „Wir erwarten durchaus ein gutes Interesse“, schätzt Axel Haug. Inwiefern die 20-Quadratmeter-Regel – sie besagt, dass nur ein Kunde pro 20 Quadratmetern Fläche in den Laden darf – nicht nur für Läden selbst, sondern auch die gesamte Ladenpassage gilt, werde aktuell geprüft.
Und wie ist es im Helio-Center beim Hauptbahnhof? Es hatte nach der Eröffnung im Herbst 2018 mit Startschwierigkeiten zu kämpfen. Weil nicht alle Geschäfte rechtzeitig öffneten, war die Besucherfrequenz geringer als erwartet. Manche Mieter waren schon damals unzufrieden. Jetzt kamen die Ladenschließungen dazu. Mit besonders betroffenen Mietern stehe man daher in Kontakt und suche nach Möglichkeiten, die Mieten anzupassen, erklärt Peer Schlinkmann, Pressesprecher des Center-Betreibers. „Änderungen in der Mieterstruktur des Helio aufgrund der Corona-Krise sehen wir aktuell dennoch nicht“, lässt er wissen. Die Lockerungen würden die Innenstadt nun wieder beleben, davon profitiere auch das Helio und dessen Mieter.