Wertach vital lässt noch auf sich warten
Der Flussumbau auf Höhe des Gögginger Wäldchens verzögert sich, weil die Stadt mit der Genehmigung coronabedingt nicht wie geplant vorankam. Die Bürgeraktion Pfersee sieht den Hochwasserschutz gefährdet
Die naturnahe Umgestaltung der Wertach im Abschnitt zwischen dem Gögginger Ackermann-Wehr und der B17 – schon seit Jahren geplant und aufgrund der komplexen Planungen immer wieder verschoben – wird wohl frühestens Mitte 2021 starten. Die Genehmigung der Stadt Augsburg für den Lückenschluss des staatlichen Projekts „Wertach vital“werde sich um drei Monate verzögern, so das Umweltreferat auf Anfrage.
Die Genehmigung (Planfeststellungsbeschluss) solle nach derzeitigem Stand vor der Sommerpause vorliegen, so die Stadt. Im Anschluss sind noch Detailplanungen nötig, bis mit dem Bau begonnen werden kann. Grund für die Verzögerung sei, dass städtisches Personal im Zuge der Corona-Pandemie an anderer Stelle eingesetzt werden musste und die Themen Baumschutzverordnung und Flugplatzheide Zeit in Anspruch genommen hätten, so die Stadt.
Geplant ist, die Wertach auf Höhe des Gögginger Wäldchens deutlich aufzuweiten, um bei Hochwasser mehr Platz zur Verfügung zu haben, und sie mit geschwungenen Ufern naturnaher zu gestalten. Denn durch die Begradigung und die hohe Fließgeschwindigkeit gräbt sich der Fluss seit Jahrzehnten immer tiefer in die Erde. Nicht zuletzt soll der Fluss durch die Abflachung der Uferböschungen für die Spaziergänger wieder besser zugänglich sein – ein Angebot, das in den fertiggestellten Abschnitten rege angenommen wird.
Der rund 1500 Meter lange Abschnitt ist die letzte Lücke bei der im Jahr 2000 begonnenen Revitalisierung zwischen der Inninger Staustufe und der neun Kilometer flussabwärts liegenden Bgm.-Ackermann-Brücke. Am Westufer wurden vergangenes Jahr bereits mehrere Kleingartenparzellen gerodet, um das Flussufer umgestalten zu können. Auf der gegenüberliegenden Gögginger Seite wird das Flussbett ein Stück weit ins Gögginger Wäldchen erweitert. Abschnittsweise soll das Flussbett 70 Meter breiter als aktuell werden. Gerechnet wird mit drei Jahren Bauzeit. Für die Aufweitung werden auch Bäume gefällt werden müssen.
Grundsätzlich sollen die Waldgebiete auf beiden Seiten als Überschwemmungsflächen genutzt werden, um die Lage bei Hochwasser zu entschärfen.
Dass sich die Planungen lange hinziehen, liegt auch daran, dass der Flussumbau in diesem Abschnitt nah an bebautes Gebiet heranrückt. Die Bewohner der Schafweidsiedlung fürchten, dass durch die Rückverlegung der Deiche in Richtung der Siedlung bei einem Hochwasser erhöhte Grundwasserstände ihre Häuser bedrohen. Daraufhin wurde etwas umgeplant. Auf der anderen Flussseite soll ein niedriger Deich durchs Gögginger Luftbad führen, was ebenfalls Widerspruch hervorrief.
Kritik an der Verzögerung kommt von der Bürgeraktion Pfersee. Im Jahr 2009 sei im Rahmen der Bürgerbeteiligung noch ein Baubeginn Ende 2011 in Aussicht gestellt worden, so Sprecher Dietmar Egger. „Wertach vital“ erlebe nun bereits den fünften Stadtrat und den dritten Wechsel im Oberbürgermeisteramt. Die lückenlose Vollendung des Projektes sei nach wie vor wichtig, wenn man Hochwasserschutz für Augsburg haben wolle. Das Pfingsthochwasser, das 1999 weite Teile von Pfersee unter Wasser setzte, werde sich am 22. Mai zum 21. Mal jähren, so Egger. Er frage sich, welche Priorität der Hochwasserschutz inzwischen noch genieße, zumal sich bei jeder Verzögerung die Frage stelle, ob für eine Umsetzung im nächsten Haushalt auch genug Geld da sein werde. Dies ziehe unter Umständen weitere Verzögerungen nach sich, fürchtet Egger.
Wie berichtet plant das Wasserwirtschaftsamt, das Projekt „Wertach vital“auszuweiten. Demnächst soll eine Machbarkeitsstudie erstellt werden, was einen Flussumbau zwischen Ackermann-Brücke und der Mündung in den Lech betrifft. Konkretere Planungen gibt es auch für den Lech, der in einem ersten Abschnitt zwischen Mandichosee/Staustufe 23 und dem Hochablass verbreitert und revitalisiert werden soll.