Frau Vormann und ihr Gespür für das Ulmer Münster
Architektin wird neue Münsterbaumeisterin. Überzeugt hat die 55-Jährige nicht nur fachlich
Ulm Das Ulmer Münster bekommt eine neue „Chefin“– zumindest, was die baulichen Dinge in und an der größten evangelischen Kirche Deutschlands mit dem höchsten Kirchturm der Welt bedeutet: Heidi Vormann wird neue Münsterbaumeisterin in Ulm. Voraussichtlich ab April 2021 ist die 55-jährige promovierte Architektin planerisch für die Kirche, deren Grundstein 1377 gelegt wurde, verantwortlich – und zugleich wichtige Repräsentantin des Ulmer Münsters. Vormann steht dann den Mitarbeitern des Münsterbauamts vor und ist gemeinsam mit den Steinmetzen der
Münsterbauhütte für die Instandhaltung und Sanierung der Kirche zuständig.
Vormann hat erst an der FH Coburg Architektur und danach an der Universität in Bamberg Denkmalpflege studiert. Schließlich promovierte sie an der TU Braunschweig in Denkmalpflege und Baugeschichte. Derzeit ist die 55-Jährige als Dekanatsarchitektin der Evangelischen Kirche Bayern in Bamberg tätig.
Vormanns Vorgänger Michael Hilbert war am Karfreitag im Alter von 58 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben – bis kurz vor seinem Tod hatte er gearbeitet. Sein letztes Projekt war die Sanierung des Chorraums gewesen. Sein wohl größtes war der Antrag, die Bauhütten in Ulm und anderen europäischen Städten ins Welterbe der Unesco aufzunehmen. Die Entscheidung soll Ende 2020 fallen.
„Ob mir die Schuhe zu groß sind, wird sich zeigen“, sagt Heidi Vormann. Sie sei keine, die verspreche, was sie nicht halten könne. Ihre Vorfreude auf die neue Aufgabe sei groß. Und sie habe große Hoffnungen in die Mitarbeiter der Münsterbauhütte. „Wir sind ein Team“, betont
Vormann. Die Expertise derer, die schon länger am Münster arbeiten, sei für sie sehr wichtig.
In Bamberg, sagt die 55-Jährige, habe sie die Vielfalt fasziniert: hier ein Umbau, da eine Kirchensanierung, dort ein Kindergartenneubau. Um die 30 Objekte, für die sie zuständig ist. In Ulm wird es ein Objekt sein. Es ist ein besonderes. „In erster Linie arbeitet man für das Münster – nicht das Münster für einen“, beschreibt Vormann. Und trotz aller Unterschiede zwischen den Aufgaben in Bamberg und in Ulm sieht sie ihre jetzige Stelle als artverwandt mit der neuen: Im Zentrum stehe die Denkmalpflege. „Wenn man dieses Faible hat, dann muss man sich auf diese Stelle bewerben“, sagt die Architektin.
22 Bewerber aus ganz Deutschland hatten ihre Unterlagen eingereicht, drei schafften es in die engere Auswahl. Vier Stunden lang dauerten die Auswahlgespräche. „Ich bin überrollt“, sagt Heidi Vormann über ihren Erfolg. Fachlich, betont der Ulmer Dekan Ernst-Wilhelm Gohl, habe es an keinem der drei Kandidaten in der Endauswahl Zweifel gegeben. Vormann habe menschlich und persönlich einen sehr guten Eindruck gemacht: „Sie hat sich überzeugend vorgestellt. Sie weiß, worauf es ankommt: Sie hat ein Gespür für die Kirche und für ihre Besonderheiten“, lobt er.