Die elegante Läuferin in der Loipe Porträt
Denise Herrmann hat das Zeug dazu, der neue Star unter den deutschen Biathletinnen zu werden. Die blonde Frau aus Sachsen mag die Schwarze Natascha
Wenn der Glitzerstein auf Zahn Nummer zwölf von Denise Herrmann funkelt, ist das ein gutes Zeichen. Dann lächelt die Biathletin, weil sie ein Spitzenresultat eingefahren hat. Mitte Februar war so ein Tag. Im Verfolgungsrennen der Weltmeisterschaft in Antholz holte die 31-Jährige Silber. Nachdem die deutsche Mannschaft im Schießstand der SüdtirolArena mit großen Problemen zu kämpfen hatte, nahm Herrmann mit der ersten WM-Medaille den Druck aus dem Kessel.
Es war eines der letzten Sport-Ereignisse in der guten alten Sportzeit. Mit Selfies im WM-Park mit Maskottchen Bumsi (der zottelige Bär hieß wirklich so), reichlich Aperol Sprizz an der Schneebar und Riesenratschen auf den Rängen. So war das früher, als AHA höchstens für ein Erlebnis und nicht für CoronaRegeln
stand. Am Samstag mit dem Einzelrennen der Frauen über 15 Kilometer (14.20 Uhr/ZDF und Eurosport) beginnt die Saison im finnischen Kontiolahti unter neuen Vorzeichen und ohne Zuschauer.
Die Skijäger haben in Zeiten von Corona den Vorteil der OutdoorSportart, zudem hat der Weltverband IBU viel Geld und Know-how in ein Hygienekonzept investiert, das Rennen ohne Ausfälle bis zum Saisonende im kommenden März möglich machen soll. „Das Grundkonstrukt ist ein sehr, sehr gutes. Es kann funktionieren“, sagt Herrmann. Dass dabei die Biathleten wohl fast immer vor leeren Rängen laufen müssen, sei zwar schade. „Aber dieses Jahr müssen wir elementar denken und froh sein, dass wir überhaupt unseren Job ausüben dürfen“, sagte die Verfolgungsweltmeisterin von 2019, die glaubt, dass „die treuen Fans auch am Fernseher dabei sind“. Die deutschen Anhänger hoffen auf ein neues Idol, dem sie selbst gemachte Nudeln oder gebastelte Brettspiele zuschicken können wie einst Laura Dahlmeier. Sie ist im Mai 2019 zurückgetreten, auch weil der Bergsteigerin aus Garmisch-Partenkirchen der Rummel um ihre Person zu groß geworden ist. Herrmann, die mit dem ehemaligen Langläufer Thomas Wick in Ruhpolding lebt, wirkt da etwas robuster. Die im sächsischen Bad Schlema geborene Athletin hat das Zeug dazu, sich in die Liste mit klangvollen Namen der GesamtWeltcupsiegerinnen
wie Magdalena Neuner, Laura Dahlmeier, Kati Wilhelm oder Andrea Henkel einzureihen.
Die frühere Langläuferin zeigt Selbstbewusstsein: „Der Gesamtweltcup ist mit das Höchste, was man erreichen kann. Ich weiß, dass ich das Zeug habe, vorne dabei zu sein und den anderen das Leben sehr schwer zu machen.“In der Loipe ist die langbeinige Athletin (1,75 Meter/61 Kilo) kaum zu schlagen. Am Schießstand jedoch fehlt die Konstanz. Mit einer Trefferquote von nur 77 Prozent wurde die fünffache Weltmeisterin in der Vorsaison Dritte im Gesamtweltcup und feierte drei Siege. Bei Musik liebt sie von Rock bis Schlager fast alles. Im Erfolgsfall darf es etwas eingängiges sein: „Bei der Schwarzen Natascha kann ich die Füße nicht mehr stillhalten.“