Kinder sind die Leidtragenden des Klinik-Streits
Es ist ein gravierender Schritt, dass die fachliche Betreuung von Kindern mit Entwicklungsstörungen künftig nicht mehr in der Verantwortung der Hessing-Stiftung liegen wird. Ob die Qualifikation im Josefinum nun deutlich besser ist, ist letztlich nur von den Experten, die die Entscheidung getroffen haben, zu bewerten. Auf alle Fälle aber deuten die Vorgänge auf einen intensiven Kampf zweier Krankenhäuser hin, der mit harten Bandagen ausgetragen wird. Gerichtliche Auseinandersetzungen in früheren Jahren dokumentieren, wie hart um das sozialpädiatrische Zentrum gerungen wurde. Gesetzliche Vorgaben lassen es nicht zu, dass es zwei Zentren an einem Standort gibt. Das erhöht den Druck auf die Kliniken, die sich um ein solches Projekt bemühen.
Leidtragende der atmosphärischen Spannungen zwischen Hessing-Stiftung und Josefinum könnten nun die betreuten Kinder und deren Eltern werden. Gerade wegen der Kurzfristigkeit der weitreichenden Entscheidung ist Vertrauen verspielt worden, die Umstrukturierung muss nun unnötig schnell vonstattengehen. Ein Teil der Eltern dürfte sich dadurch überrumpelt fühlen. Noch schlimmer mag die Situation von Kindern sein, die sich nun auf andere Therapeuten und Ärzte umstellen müssen. Das ist deshalb schwierig, weil in der Arbeit mit entwicklungsgestörten Kindern und Jugendlichen ein hohes Maß an Vertrautheit zwingend vorhanden sein muss. Die Frage stellt sich: Wie verkraften die Kinder und Jugendlichen die neuen Strukturen?
Wünschenswert wäre es zumindest, wenn gerade bei der Übergangsregelung noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Bis der Betrieb im Josefinum ins Rollen kommt, sollte die Betreuung in der Hessing-Stiftung zumindest noch etwas mehr Unterstützung erfahren, denn dort sind die Abläufe eingespielt und die Patienten gut aufgehoben. Eine solche Lösung wäre tausend Mal besser als ein komplettes Aus.