Der Aufbauhelfer
Vor dem wichtigen Auswärtsspiel in Mainz stellt Trainer Heiko Herrlich die positiven Aspekte des 1:1 gegen Leverkusen in den Mittelpunkt. Felix Uduokhai warnt schon einmal vor
Augsburg Es war einfach Zufall, dass der FC Augsburg am 6. Spieltag in der Vorrunde genau an Halloween zu Hause gegen den FSV Mainz 05 antreten musste. Der Sage nach glaubten die Kelten, dass an diesem Tag die Toten auf die Erde zurückkehren, um den Lebenden Streiche zu spielen. Aufs Sportliche übertragen gelang dies Mainz am 31. Oktober nicht. Mit null Punkten und 4:15 Toren war der Tabellenletzte angereist. Nach 90 Minuten hatte der FCA durch einen Traum-Fallrückzieher von Ruben Vargas und zwei Treffer von André Hahn mit 3:1 (1:0) gewonnen, der HorrorTrip der Mainzer ging weiter.
Der FCA stand auf Platz sechs und die hohen Erwartungen, die im März 2020 in den Trainerwechsel von Martin Schmidt hin zu Heiko Herrlich von den FCA-Verantwortlichen und auch den Augsburger Fans projiziert wurden, schienen sich zu erfüllen. Weg vom Minimalistenfußball hin zu attraktiven Partien mit vielen Torchancen.
Vier Monate später hat sich die Stimmung in beiden Vereinen gedreht, wenn der FC Augsburg am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) beim FSV Mainz 05 antritt. Mainz wird seit dem 4. Januar von Ex-Spieler Bo Svensson trainiert, hat Herrlichs Vorgänger Martin Schmidt, der selbst in Mainz schon Trainer war, als Sportdirektor und den ehemaligen Manager Christian Heidel als Vorstand und damit die frühere 05er-DNA zurückgeholt. Zudem lieh man den Ex-FCA-Spieler Dominik Kohr und Danny da Costa von Eintracht Frankfurt aus. Zwei Mentalitätsspieler.
Die personellen Umbauten zeigten Wirkung. Nach der verkorksten Hinrunde mit nur sieben Punkten holte Mainz zuletzt elf Zähler aus acht Spielen und liegt mit 17 Zählern nur noch einen Punkt hinter dem 16. Bielefeld. Der Abstand auf den FCA beträgt nur noch sechs Punkte. „Mainz hat sich in den letzten Spielen als Totgesagter wieder rangekämpft an die Plätze im grünen Bereich“, befand Herrlich.
Aber während in Mainz die Laune von Woche zu Woche besser wird, kämpft er mit seinem Team trotz Frühlingstemperaturen noch gegen die ausgedehnte Winterdepression an. Nur vier Punkte aus den letzten acht Spielen, auch wenn es da vor allem gegen die TopTeams der Liga ging, sprechen eine deutliche Sprache. Dabei waren es nicht einmal so sehr die Ergebnisse, sondern zum großen Teil der unansehnliche Spielstil, der die Kritik an ihm, aber auch an Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter vor allem über die sozialen Medien und die Kommentarspalten im Internet nicht verebben ließ. Im Stadion pfeifen geht derzeit ja nicht. Andere versuchen ihr Team mit einem Motivationsvideo zu unterstützen.
Bei der Partie gegen Bayer Leverkusen am vergangenen Wochenende hätten alle FCA-Fans ihr Team aber bis zum Schluss angefeuert. Bis in die Nachspielzeit führte der FCA 1:0, ehe der 1:1-Ausgleich mit der letzten Spielsituation alle aus allen Träumen riss. „Es fühlte sich wie eine Niederlage an“, gestand Innenverteidiger Felix Uduokhai. Auch für Trainer Herrlich. Der nutzte die Trainingswoche, um sich als Aufbauhelfer zu betätigen. Er stellte die positiven Aspekte des Unentschiedens heraus: „Man muss unterscheiden zwischen Ergebnis und Leistung, und die war in vielen Dingen gut.“Daraus könne die Mannschaft viel Selbstvertrauen ziehen.
Und genau mit diesem will Herrlich in „das ganz wichtige Spiel“gehen. Mit einem Sieg könnte der FCA den Vorsprung auf die Mainzer und damit auf den ersten direkten Abstiegsplatz auf neun Zähler vergrößern, mit einer Niederlage hingegen würde der FCA immer weiter in den Abstiegskampf gezogen. „Wir wissen, um was es geht“, unterstrich Uduokhai darum am Freitag. Auf jeden Fall nicht um eine gewisse Spielkultur. „Das wird sicher kein Leckerbissen für den Fußball“, warnte Uduokhai vor. Trainer Herrlich, der auch in Mainz auf die verletzten Finnbogason (Wade), Iago (Sprunggelenk) und Jensen (Oberschenkel) verzichten muss, hat sein Team auf 90 umkämpfte Minuten eingestellt. In dieser entscheidenden Phase der Saison zählt auf allen Seiten nur der Erfolg: „Sie spielen sehr aggressiv gegen den Ball, sie haben eine sehr konsequente Zweikampfführung, sie stehen sehr kompakt. Da wird es schwierig ein Tor zu machen, und im Umschaltspiel sind sie sehr stark, da müssen wir hellwach sein.“Damit das Duell mit Mainz am 28. Februar für den FCA nicht zu einer ungewollten Halloween-Party wird.