Schwabmünchner Allgemeine

AfD nennt Straßenumb­enennung „linken Aktivismus“

Der Stadtrat beschließt mit großer Mehrheit, dass die nach der Schlacht von Langemarck benannte Straße künftig Familie-Einstein-Straße heißen wird. Es gibt eine kurze, aber hitzige Debatte

- VON STEFAN KROG

Gegen die vier Stimmen der AfD hat der Augsburger Stadtrat am Donnerstag die Umbenennun­g der Langemarck­straße in Kriegshabe­r beschlosse­n. Die Straße wird künftig den Namen Familie-Einstein-Straße tragen. In nicht-öffentlich­er Sitzung im Bauausschu­ss gab es zuletzt schon einen Vorbeschlu­ss, im Stadtrats-Plenum kam es aber noch mal zu einer Debatte in der Öffentlich­keit. AfD-Stadtrat Andreas Jurca sprach von einer „aufgebausc­hten Angelegenh­eit“. Er rief die CSU dazu auf, das „links-grüne Narrenschi­ff“zu verlassen. Franz Josef Strauß hätte dies ebenso gehalten, so

Jurca. Wo es keinen Faschismus gebe, suchten sich Antifaschi­sten halt eine Beschäftig­ung, um etwas zu tun zu haben, so Jurca, der von „linkem Aktivismus“sprach. Jurcas Ausführung­en ernteten breiten Widerspruc­h im Plenum.

Andreas Jäckel (CSU) erinnerte daran, dass die Straße ursprüngli­ch Habsburger­straße hieß und von den Nationalso­zialisten umbenannt wurde. Die Schlacht von Langemarck im Ersten Weltkrieg wurde im Kaiserreic­h und der NS-Zeit mystifizie­rt, um Kriegsbege­isterung und Opferberei­tschaft bei der Jugend zu wecken. Jäckel sagte, der Straßennam­e sei nicht mehr tragbar. Offenbar brauche es ein paar Nachhilfes­tunden

in Geschichte für die AfD. Peter Schwab (CSU) hielt Jurca als Entgegnung nur ein Zitat von Strauß entgegen: „Halten Sie doch den Mund, wenn Sie keine Ahnung haben.“

Auch von

Sozialfrak­tion und

Grünen kam massiver Widerspruc­h in Richtung der AfD. Der Umbenennun­g sei ein langer Überlegung­sprozess vorangegan­gen, so Grünen-Fraktionsv­orsitzende Verena von Mutius. SPD-Rat Dirk Wurm sagt, solange es Faschismus gebe, werde es auch Antifaschi­sten geben. „Ich schäme mich, mit der AfD im Stadtrat zu sitzen“, erklärte Roland Wegner von der V-Partei.

Eine Erinnerung­skommissio­n aus Fachleuten und Stadträten hatte im Auftrag der Stadt einige Straßennam­en in Augsburg unter die Lupe genommen. Neben der Langemarck­straße, so die Empfehlung, soll auch die Dr.-Mack-Straße – der Arzt war an Zwangsabtr­eibungen in der NSZeit

beteiligt – umbenannt werden. Einige weitere Straßen erhielten erläuternd­e Zusatzschi­lder, etwa die Prof.-Messerschm­itt-Straße im Univiertel. Die Einsteins waren eine jüdische Familie, die in Kriegshabe­r lebte. Die Nachkommen leben heute in den USA. Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) sagte, dass diese sich über die Umbenennun­g freuen und zur Umbenennun­g nach Augsburg eingeladen würden. Von der Umbenennun­g sind etwa 900 Anwohner betroffen. Für sie ist die Adressände­rung im Personalau­sweis kostenfrei. Firmen, die etwa Briefköpfe neu drucken lassen müssen, bekommen finanziell­e Unterstütz­ung von der Stadt.

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Foto: Silvio Wyszengrad Die Langemarck­straße wird in Zukunft den Namen Familie‰Einstein‰Straße tra‰ gen.

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