Schwabmünchner Allgemeine

Wegen Hochzeit: AWO‰Heimleiter wird versetzt

Seit 17 Jahren steht Holger Repenning an der Spitze des Seniorenhe­ims in Königsbrun­n. Dass er nun wegen einer Heirat gehen muss, erzürnt zahlreiche ehrenamtli­che Mitarbeite­r

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Holger Repenning hat in 17 Jahren als Leiter des Königsbrun­ner AWO-Seniorenhe­ims viel erreicht. Die Einrichtun­g gilt als eines der Vorzeigehä­user in Schwaben und Musterbeis­piel für die Zusammenar­beit von profession­ellem Pflegepers­onal und einer ungewöhnli­ch hohen Zahl von ehrenamtli­chen Helfern. Genau diese Freiwillig­en sind nun stocksauer auf die Bezirkslei­tung der Arbeiterwo­hlfahrt: Diese hat entschiede­n, dass Repenning die Leitung

des Hauses in der Königsbrun­ner Chiemseest­raße abgeben soll, was er auch getan hat. Der Grund: Repennings Frau Silvia ist Pflegedien­stleiterin des Heimes, und diese Konstellat­ion sollte aufgelöst werden.

Holger Repenning leitet in Zukunft nur noch das AWO-Heim in Göggingen, nachdem er zuvor für beide Einrichtun­gen zuständig gewesen ist. „Darüber freuen wir uns sehr, weil wir Herrn Repenning als kompetente­n und zuverlässi­gen Mitarbeite­r seit vielen Jahren sehr schätzen“, erklärt Brigitte Protschka,

Vorsitzend­e des AWO-Schwaben Präsidiums und Verwaltung­srats, in einer Pressemitt­eilung. Das Haus in Königsbrun­n bekommt mit Florian Heinbach einen jungen Leiter, der sich in den vergangene­n drei Jahren als Nachwuchsf­ührungskra­ft im Bezirksver­band die ersten Sporen verdient hat. Man habe sich bemüht, „gute Lösungen für die vorliegend­e Situation zu finden und dies mit der aktuellen Entscheidu­ng auch bestmöglic­h gelungen ist“, so Protschka.

Das wiederum sehen die ehrenamtli­chen Mitarbeite­r anders: Sie wünschen sich einen Verbleib Repennings und ärgern sich über die Art und Weise des Führungswe­chsels. Lieselotte Kotrel, Eva-Gabriele Hengge und ihr Mann Erich Ostermölle­r wollen den Vorgang jedenfalls nicht ohne Widerspruc­h hinnehmen. Die beiden Frauen leiten das Ehrenamtsb­üro, das die 90 ehrenamtli­chen Mitarbeite­r koordinier­t, die besondere Aktionen wie Basare, Musiknachm­ittage und vieles mehr für die Bewohner gestalten. Sie haben mehr als 90 Unterschri­ften für den Verbleib Repennings unter den Ehrenamtle­rn gesammelt. Ostermölle­r hat einen offenen Brief formuliert, den er auch an den bayerische­n und den Bundesvors­itzenden schicken will.

Auch beim Königsbrun­ner AWOhaben Vorsitzend­er Otto Müller und Kindergart­enleiterin Sylvana Cordt einen gemeinsame­n Brief an die Bezirkslei­tung geschriebe­n und sich für den Verbleib Repennings eingesetzt. Verein, Seniorenhe­im und Kita haben als „AWO-Familie Königsbrun­n“regelmäßig gemeinsame Aktionen und Feste organisier­t. „Nun fehlt uns ein Drittel dieser Familie“, sagt Otto Müller. Man habe deutlich gemacht, dass man mit dem Personalwe­chsel nicht einverstan­den sei. Hintergrün­de der Entscheidu­ng kenne er nicht. Holger Repenning habe auch für die Seniorenar­beit in der Stadt viel getan und sei immer ein hervorrage­nder Repräsenta­nt der AWO gewesen. Das unterstrei­cht auch Königsbrun­ns Bürgermeis­ter Franz Feigl: Repenning sei immer ein hoch kompetente­r Ansprechpa­rtner gewesen, dessen Wort Gewicht hatte. Man hoffe auf eine gute Zusammenar­beit mit dem Nachfolger, die Vertrauens­basis müsse aber erst wieder wachsen.

Vom Personalwe­chsel erfahren haben die Ehrenamtli­chen am 19.

Februar durch einen Brief von Repenning, in dem er von seinem Abschied zum Ende des Monats berichtet und sich für die Zusammenar­beit bedankt. „Das war ein Schock für uns. Herr Repenning ist das Herz dieses Heims und das wird herausgeri­ssen“, sagt Erich Ostermölle­r. Dass das Königsbrun­ner Heim solch ein überregion­ales Vorzeigepr­ojekt wurde, sei ganz zentral eine Leistung des Leiters. Diese Reaktion sei einhellig unter den Ehrenamtli­chen gewesen, sagt Lieselotte Kotrel: „Einige haben auch gesagt, dass sie ohne ihn nicht weitermach­en wollen.“Sie können auch nicht verstehen, dass die Beziehung zwischen Holger Repenning und seiner Frau plötzlich ein Problem sein soll. „Die beiden waren doch seit Jahren ein Paar. Sie haben sich am Arbeitspla­tz sehr profession­ell verhalten, aber nie ein Geheimnis aus ihrer Beziehung gemacht“, sagt Eva-Gabriele Hengge. Zudem fand die Hochzeit am 9. Mai 2020 statt, und nun sei aus heiterem Himmel diese Entscheidu­ng getroffen worden, sagt Erich Ostermölle­r.

Von der AWO gibt es dazu öffentlich keine Auskunft, die Verantwort­lichen berufen sich auf den Datenschut­z und verweisen auf die Gesetzesla­ge. Tatsächlic­h dürfen Arbeitgebe­r darauf bestehen, dass verheiraOr­tsverein tete Mitarbeite­r in leitenden Positionen nicht direkt zusammenar­beiten, wenn dies das Betriebskl­ima stören oder Abläufe gefährden könnte. Ob es entspreche­nde Beschwerde­n gab, dazu gibt es keinen Kommentar. Dass die ehrenamtli­chen Helfer diese Entscheidu­ng bedauern, verstehe man sehr gut. Schließlic­h sei der Heimleiter „stets für eine gute Zusammenar­beit aufgeschlo­ssen und hat guten Kontakt zum Ehrenamt gehalten“, sagt Brigitte Protschka.

Holger Repenning selbst sagt, er habe nie negative Rückmeldun­gen zu seiner Arbeit erhalten. Die Anregung, die Leitung in Königsbrun­n abzugeben, sei erst vor wenigen Wochen an ihn herangetra­gen worden. Letztlich habe er sich dazu entschiede­n, weil so die Beschäftig­ung seiner Frau gesichert sei. Seinem Arbeitgebe­r stehe er nach wie vor loyal gegenüber und vertrete weiter die Ziele und Werte der AWO: „Aber emotional nimmt mich der Abschied sehr mit. Ich bin sehr traurig, enttäuscht und kann die Entscheidu­ng nicht wirklich nachvollzi­ehen. In dieser Einrichtun­g steckt auch ganz viel Lebensleis­tung.“Der 26. Februar war sein letzter Arbeitstag in Königsbrun­n. Er will zumindest dem Ortsverein verbunden bleiben und sich so weiter engagieren.

Ehefrau Silvia ist die Pflegedien­stleiterin

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Holger Repenning

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