Schwabmünchner Allgemeine

Jeder Gruß ist auch eine Wertschätz­ung Mut tut gut

Warum ein „Guten Tag“oder ein „Hallo“ein kleiner Lichtblick sein kann

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Grüßen ist Pflicht. Egal, wie man sich fühlt, ob man jemanden mag oder wie er „drauf ist“, es wird gegrüßt! Das war die unumstößli­che Maxime in meiner Kindheit. Ich muss ehrlich gestehen: Auch wenn ich als Jugendlich­e manche Regel infrage gestellt und im Erwachsene­nalter nicht mehr gelebt habe, das Grüßen ist mir heute noch wichtig.

Das hängt mit Wertschätz­ung zusammen, die man seinem Gegenüber entgegenbr­ingt. Als Pädagogin lasse ich auch in der Schule nicht locker. Das mufflige „Hi!“ohne Blickkonta­kt gilt nicht.

Der Tag fängt anders an, wenn man sich ordentlich angesehen und begrüßt hat. Ich freue mich, dass die Kinder endlich nach langer Zeit wieder vor mir stehen und wir uns live und in Farbe bewusst einen guten Morgen wünschen können. „Grüß Gott!“sagt man nicht nur in Bayern. „Servus“bedeutet Diener, und das im positiven Sinn.

Wie schön es ist, freundlich gegrüßt zu werden, habe ich an einem sonnigen Sonntagmor­gen beim Walken am Lech erlebt. Es waren schon einige Menschen unterwegs, ob mit Kinderwage­n, Hund, allein oder zu zweit. Ob es die Sonne war, die wunderbare Natur, das Gefühl der Freiheit oder alles zusammen, ich weiß es nicht. Auf jeden Fall haben ausnahmslo­s alle Frühaufste­her einander freundlich zugelächel­t und gegrüßt. So kann ein Tag beginnen, da steigt die Laune. Am Wegrand bemerkte ich ein Schild mit dem Hinweis „Miteinande­r

Weg“. Alle sollten hier Platz haben und die schöne Landschaft mit Rücksicht und Freundlich­keit genießen. In der Coronazeit, wo Ton und Sprache oftmals rauer werden, gegenseiti­ge Beschuldig­ungen und Anfeindung­en zunehmen, wäre doch so ein „Miteinande­r-Weg“auch in anderen Bereichen einen Versuch wert.

Ob ein herzliches „Griaß di!“oder ein bewusstes „Guten Tag!“, ob ein „Servus“oder „Hallo“, verbunden mit einem freundlich­en Blick, das alles sollte man nicht unterschät­zen. Geht es einem anderen schlecht auf unserem „Miteinande­r-Weg“des Lebens, kann ein freundlich­er Gruß ein wichtiger Lichtblick sein – ganz nach dem Motto eines afrikanisc­hen Kinderlied­es: „Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“

OMut tut gut heißt die Kolumne von Autorin Martina Liebhäuser‰Haggen‰ müller aus Obermeitin­gen. Sie arbeitet unter anderem als Religionsl­ehrerin an der Grundschul­e in Bobingen. Sie will Mut machen und Hoffnung geben.

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