Schwabmünchner Allgemeine

Lieblingsv­ogel singt an Lech und Wertach

Das Rotkehlche­n ist zum „Vogel des Jahres 2021“gewählt worden. Gartenbesi­tzer können viel für den Favoriten tun. Wo das putzige Tier im Landkreis Augsburg zu sehen ist

- VON REGINE KAHL

Landkreis Augsburg Zum ersten Mal haben in diesem Jahr nicht Experten, sondern Bürger den „Vogel des Jahres“gewählt. Nach einem Zweikampf mit der Rauchschwa­lbe hatte das putzige Rotkehlche­n den Schnabel vorne: Es gewann mit 17,4 Prozent der Stimmen. Der Kreisvorsi­tzende des Landesbund­es für Vogelschut­z (LBV), Martin Trapp, freut sich, dass „so ein sympathisc­her, netter Vogel“den Sieg heimgeflog­en hat.

Trapp wundert die Wahl der Bevölkerun­g nicht. Mit roter (genauer gesagt orangefarb­ener) Kehle und Gesicht sowie den großen schwarzen Augen punkte das Rotkehlche­n beim Menschen durch das „Kindchensc­hema“. Trapp: „Das sieht wirklich niedlich aus.“Die farbige Kehle habe wie alles in der Natur einen Sinn. Das Rotkehlche­n plustere sich damit in der Balz oder im Streit um ein Revier gerne auf. So nett der Vogel aussieht, so einzelgäng­erisch ist er laut dem Experten. Außerhalb der Paarungsze­it sei das Rotkehlche­n sogar oft einzeln unterwegs, anders als zum Beispiel die Meisen, die gerne in Schwärmen umherflieg­en.

Und wo kann man den Vogel des Jahres im Augsburger Land live begegnen? „Er ist gar nicht selten vor der Haustür zu sehen“, sagt Trapp. Eine gute Chance zur Beobachtun­g gebe es in Gärten, Parks oder in der Nähe von Flüssen, wie an der Wertach oder den Lechauen. Auch am Europaweih­er in Gersthofen halten sich die Tiere gerne auf.

Das Rotkehlche­n gehört laut Trapp nicht zu den bedrohten Vogelarten. Der LBV werde daher keine besondere Kampagne oder Projekte zum Vogel des Jahres machen. Explizite Schutzmaßn­ahmen sind beim Rotkehlche­n nach Ansicht des LBV nicht nötig. Vielmehr soll das Augenmerk in diesem Jahr auf die naturnahe Gestaltung von Gärten gelegt werden. Damit will der LBV laut Trapp auch einer Forderung der Landwirte nachkommen, die im Zusammenha­ng mit dem Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“nicht nur ihre Rolle, sondern auch die der

Gartenbesi­tzer sehen wollten. Das Rotkehlche­n ist ein echter Gartenvoge­l und kommt zum Beispiel gerne angeflogen, wenn umgegraben wird, weiß Trapp aus eigener Erfahrung. Dann gibt es in der Erde Insekten und Würmer als Futter. Steingärte­n seien für die Vögel sehr nachteilig, so Trapp. Im Garten lauert für das Rotkehlche­n, das sehr bodennah in Hecken nistet, noch eine Gefahr: die Katze.

Das Rotkehlche­n ist ein leidenscha­ftlicher Sänger mit schönem Klang. Zusammen mit der Singdrosse­l sei es bis spät in den Abend zu hören, erklärt Trapp. Bei dieser Vogelart singe sogar das Weibchen.

Rotkehlche­n aus unserer Region fliegen im Winter Richtung Mittelmeer. Sie kommen zurzeit wieder Zug um Zug zurück. Diejenigen, die in der kalten Jahreszeit hier zu sehen sind, kämen aus der Ostseeregi­on zu uns, erklärt der Experte. „Wir haben da einen großen Durchzug.“

Da die Teilnahme der Bevölkerun­g an der Wahl zum Vogel das Jahres so riesig war (450.000 Stimmen), soll sie auch künftig ein Wörtchen mitreden. Die Bürger haben dann die Wahl aus fünf von Experten vorgeschla­genen Arten.

 ?? Foto: Martin Trapp ?? Dieses Rotkehlche­n besucht den LBV‰Kreisvorsi­tzenden Martin Trapp immer wieder an der Futterstel­le in seinem Garten.
Foto: Martin Trapp Dieses Rotkehlche­n besucht den LBV‰Kreisvorsi­tzenden Martin Trapp immer wieder an der Futterstel­le in seinem Garten.

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