Schwabmünchner Allgemeine

So hat sich die Inzidenz entwickelt

Die Kurve der Sieben-Tage-Inzidenz zeigt, wie die Lage im Landkreis Augsburg immer kritischer wurde. Mittlerwei­le gehen 60 Prozent der Infektione­n auf das Konto von Mutationen

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg Der erste Vorbote der dritten Corona-Welle wurde im Kreis Augsburg am 28. Januar registrier­t. An jenem Donnerstag meldete ein Labor dem Gesundheit­samt die erste Virus-Mutation, die bei einem Infizierte­n aus dem Landkreis nachgewies­en worden war. Weil damals nur stichprobe­nartig auf die Mutanten getestet wurde, ist es natürlich möglich, dass die hochanstec­kenden Corona-Varianten schon früher auftraten. Inzwischen werden alle positiven CoronaTest­s auf die gefürchtet­en Varianten überprüft, und zwei Monate nach dem ersten Befund steht fest: Die aggressive­n Corona-Varianten dominieren inzwischen das Infektions­geschehen im Augsburger Land.

Auf rund 60 Prozent beziffert das Gesundheit­samt ihren Anteil an den Infektione­n. Dementspre­chend geht die Zahl der Neuinfekti­onen pro hunderttau­send Einwohner wieder nach oben. Die Inzidenz ist die Fieberkurv­e der Nation, von ihr hängt maßgeblich ab, ob Schulen, Kitas und Geschäfte offen haben oder wieder alles im Lockdown versinkt. Aktuell ist die Lage im Landkreis noch ein wenig besser als in Augsburg, wo die Hunderter-Marke bereits überschrit­ten wurde. Seit Mittwoch gelten dort wieder strengere Regeln.

Auch wenn das Gesundheit­samt auf Anfrage unserer Redaktion keine Prognose wagen wollte: Im Augsburger Land scheint es nur eine Frage der Zeit, bis die HunderterM­arke wieder gerissen wird. Die Inzidenz-Grafik für den Kreis Augs

zeigt nämlich klar in diese Richtung. Den höchsten Inzidenzwe­rt seit dem Jahreswech­sel verbuchte der Kreis am 14. Januar, wobei der damalige Wert von 200,4, der kurzfristi­g ein Ausflugsve­rbot zur Folge hatte, umgehend korrigiert wurde. Eine Meldepanne hatte ihn nach oben getrieben. Den zwischenze­itlich niedrigste­n Wert (24,4) verzeichne­te der Kreis wieder einen Monat später, am 14. Februar.

Unter dem Eindruck derartiger Zahlen hatte der Augsburger Landrat Martin Sailer eine Aufhebung der Maskenpfli­cht unter freiem Himmel (gibt es im Kreis seit 11. März nicht mehr) und Öffnungsmö­glichkeite­n für kleine Geschäfte gefordert. Weil die Regierung von Schwaben nicht mitzog, drohte der Landkreisc­hef mit Klage. Das war Ende Februar.

Heute weiß man: Die Beamten Regierung hatten die Entwicklun­g zutreffend eingeschät­zt. Doch politisch wurde Anfang März im Land anders diskutiert. Deutschlan­d wagte die Öffnung und scheiterte. Warnende Stimmen hatte es gegeben.

Vergangene­n Freitag jedenfalls war von Erleichter­ungen keine Rede mehr. Im Vorfeld der Konferenz der Ministerpr­äsidenten mit der Kanzlerin, die mit dem OsterLockd­own endete, erklärte Landkreisc­hef Sailer seinen Bürgerinne­n und Bürgern per Videobotsc­haft, dass jetzt nicht die Zeit für Lockerunge­n sei. Die Inzidenz von unter 100 hätte es laut der damals gültigen Infektions­schutzvero­rdnung nämlich rein theoretisc­h hergegeben, unter strengen Auflagen die Außengastr­onomie oder kontaktfre­ien Vereinsspo­rt zu erlauben.

Doch das Gesundheit­sministeri­burg

um schob dem per Mitteilung an die Kreisverwa­ltungsbehö­rden einen Riegel vor. Die Lage sei zu unsicher, und Sailer sagte: „Selbst, wenn sich die pandemisch­e Lage in unserem Landkreis anders gestalten würde, hätten wir vorerst keine Handhabe, weitere Öffnungen des öffentlich­en Lebens zu veranlasse­n.“

Aktuell wurden innerhalb eines guten Jahres im Landkreis Augsburg mehr als 8000 Corona-Fälle registrier­t. Die meisten Infektione­n gab es innerhalb der 35- bis 59-Jährigen mit gut 3000 Fällen. Bei den über 80-Jährigen waren es dagegen nur 670 Fälle, allerdings oft mit schlimmen Folgen: 129 starben an oder mit Corona. Insgesamt meldet das Robert-Koch-Institut für den Landkreis Augsburg 179 Covid19-Todesfälle.

Doch das die Krankheit auch immer mehr jüngere Menschen ander

greift, belegt der Neusässer Statistike­r Christian Rundsfüßer mit bayernweit­en Zahlen (8. Februar bis 8. März). Der Anteil der Infizierte­n der unter Fünfjährig­en, der Fünfbis Zehnjährig­en und auch der Zehn- bis 15-Jährigen ist um jeweils mehr als 100 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: In allen Altersgrup­pen ist die Fallzahl von Ansteckung­en mit dem Coronaviru­s im selben Zeitraum um 53 Prozent gestiegen. „Erwartungs­gemäß“sei hingegen die Zahl der Neuansteck­ungen bei den über 80-Jährigen durch die Impfungen um 32 Prozent gesunken.

Nach den neuesten Zahlen des Landratsam­tes sind im Kreis Augsburg inzwischen an 20 Schulen und elf Kitas Klassen beziehungs­weise Gruppen von Quarantäne­anordnunge­n betroffen informiert“).

(siehe Kasten „Kurz

 ?? Foto: Marcus Merk (Symbolbild) ?? Auf öffentlich­en Plätzen, so wie hier am Rathauspla­tz Gersthofen, gab es bis Anfang März eine Maskenpfli­cht. Diese wurde mittlerwei­le aufgehoben, doch die Infektions­zahlen steigen.
Foto: Marcus Merk (Symbolbild) Auf öffentlich­en Plätzen, so wie hier am Rathauspla­tz Gersthofen, gab es bis Anfang März eine Maskenpfli­cht. Diese wurde mittlerwei­le aufgehoben, doch die Infektions­zahlen steigen.

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