So hat sich die Inzidenz entwickelt
Die Kurve der Sieben-Tage-Inzidenz zeigt, wie die Lage im Landkreis Augsburg immer kritischer wurde. Mittlerweile gehen 60 Prozent der Infektionen auf das Konto von Mutationen
Landkreis Augsburg Der erste Vorbote der dritten Corona-Welle wurde im Kreis Augsburg am 28. Januar registriert. An jenem Donnerstag meldete ein Labor dem Gesundheitsamt die erste Virus-Mutation, die bei einem Infizierten aus dem Landkreis nachgewiesen worden war. Weil damals nur stichprobenartig auf die Mutanten getestet wurde, ist es natürlich möglich, dass die hochansteckenden Corona-Varianten schon früher auftraten. Inzwischen werden alle positiven CoronaTests auf die gefürchteten Varianten überprüft, und zwei Monate nach dem ersten Befund steht fest: Die aggressiven Corona-Varianten dominieren inzwischen das Infektionsgeschehen im Augsburger Land.
Auf rund 60 Prozent beziffert das Gesundheitsamt ihren Anteil an den Infektionen. Dementsprechend geht die Zahl der Neuinfektionen pro hunderttausend Einwohner wieder nach oben. Die Inzidenz ist die Fieberkurve der Nation, von ihr hängt maßgeblich ab, ob Schulen, Kitas und Geschäfte offen haben oder wieder alles im Lockdown versinkt. Aktuell ist die Lage im Landkreis noch ein wenig besser als in Augsburg, wo die Hunderter-Marke bereits überschritten wurde. Seit Mittwoch gelten dort wieder strengere Regeln.
Auch wenn das Gesundheitsamt auf Anfrage unserer Redaktion keine Prognose wagen wollte: Im Augsburger Land scheint es nur eine Frage der Zeit, bis die HunderterMarke wieder gerissen wird. Die Inzidenz-Grafik für den Kreis Augs
zeigt nämlich klar in diese Richtung. Den höchsten Inzidenzwert seit dem Jahreswechsel verbuchte der Kreis am 14. Januar, wobei der damalige Wert von 200,4, der kurzfristig ein Ausflugsverbot zur Folge hatte, umgehend korrigiert wurde. Eine Meldepanne hatte ihn nach oben getrieben. Den zwischenzeitlich niedrigsten Wert (24,4) verzeichnete der Kreis wieder einen Monat später, am 14. Februar.
Unter dem Eindruck derartiger Zahlen hatte der Augsburger Landrat Martin Sailer eine Aufhebung der Maskenpflicht unter freiem Himmel (gibt es im Kreis seit 11. März nicht mehr) und Öffnungsmöglichkeiten für kleine Geschäfte gefordert. Weil die Regierung von Schwaben nicht mitzog, drohte der Landkreischef mit Klage. Das war Ende Februar.
Heute weiß man: Die Beamten Regierung hatten die Entwicklung zutreffend eingeschätzt. Doch politisch wurde Anfang März im Land anders diskutiert. Deutschland wagte die Öffnung und scheiterte. Warnende Stimmen hatte es gegeben.
Vergangenen Freitag jedenfalls war von Erleichterungen keine Rede mehr. Im Vorfeld der Konferenz der Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin, die mit dem OsterLockdown endete, erklärte Landkreischef Sailer seinen Bürgerinnen und Bürgern per Videobotschaft, dass jetzt nicht die Zeit für Lockerungen sei. Die Inzidenz von unter 100 hätte es laut der damals gültigen Infektionsschutzverordnung nämlich rein theoretisch hergegeben, unter strengen Auflagen die Außengastronomie oder kontaktfreien Vereinssport zu erlauben.
Doch das Gesundheitsministeriburg
um schob dem per Mitteilung an die Kreisverwaltungsbehörden einen Riegel vor. Die Lage sei zu unsicher, und Sailer sagte: „Selbst, wenn sich die pandemische Lage in unserem Landkreis anders gestalten würde, hätten wir vorerst keine Handhabe, weitere Öffnungen des öffentlichen Lebens zu veranlassen.“
Aktuell wurden innerhalb eines guten Jahres im Landkreis Augsburg mehr als 8000 Corona-Fälle registriert. Die meisten Infektionen gab es innerhalb der 35- bis 59-Jährigen mit gut 3000 Fällen. Bei den über 80-Jährigen waren es dagegen nur 670 Fälle, allerdings oft mit schlimmen Folgen: 129 starben an oder mit Corona. Insgesamt meldet das Robert-Koch-Institut für den Landkreis Augsburg 179 Covid19-Todesfälle.
Doch das die Krankheit auch immer mehr jüngere Menschen ander
greift, belegt der Neusässer Statistiker Christian Rundsfüßer mit bayernweiten Zahlen (8. Februar bis 8. März). Der Anteil der Infizierten der unter Fünfjährigen, der Fünfbis Zehnjährigen und auch der Zehn- bis 15-Jährigen ist um jeweils mehr als 100 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: In allen Altersgruppen ist die Fallzahl von Ansteckungen mit dem Coronavirus im selben Zeitraum um 53 Prozent gestiegen. „Erwartungsgemäß“sei hingegen die Zahl der Neuansteckungen bei den über 80-Jährigen durch die Impfungen um 32 Prozent gesunken.
Nach den neuesten Zahlen des Landratsamtes sind im Kreis Augsburg inzwischen an 20 Schulen und elf Kitas Klassen beziehungsweise Gruppen von Quarantäneanordnungen betroffen informiert“).
(siehe Kasten „Kurz