Schwabmünchner Allgemeine

Håkon Kornstad auf dem Soloweg

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Die Pandemie degradiert Künstler wahllos zu Figuren am RouletteTi­sch. Die meisten verlieren bei diesem Spiel, einige wenige gewinnen. Wie der norwegisch­e Saxofonist Håkon Kornstad, der sich nicht nur am Instrument einen glänzenden Ruf erworben hat, sondern auch als Opernsänge­r. Anfang März 2020 mietete er sich eine Kirche in seiner Heimatstad­t Sofienberg und spielte dort ein Soloalbum ein. Was oft als veritabler Langweiler oder Nervtöter gilt, entwickelt bei Kornstad eine verblüffen­de Dynamik. Mithilfe von Loops kaschiert er geschickt die strukturel­len Defizite des Instrument­s und begleitet sich quasi selbst. Auch ermöglicht es ihm die Technik, in „Sibelius“, einer Improvisat­ion über ein Stück des finnischen Komponiste­n, seine Singstimme über das Tenorsaxof­on zu legen. Ein geschickt austariert­es Pendel zwischen Meditation, rhythmisch­er Struktur, Pop-nahen melodische­n Elementen, Minimalism­us und Komplexitä­t. Der Corona-Zeitvertre­ib eines mutigen Solo-Selbststän­digen. ★★★★✩

(Jazzland/Edel)

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Håkon Kornstad: Out Of The Loop

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