Schwabmünchner Allgemeine

Pschierer geht auf Bayerns Lehrer los

Erst Söder, jetzt die Pädagogen: Der CSU-Landtagsab­geordnete zieht zum wiederholt­en Mal Zorn auf sich

- VON SARAH RITSCHEL

München Der CSU-Landtagsab­geordnete Franz Josef Pschierer, einst bayerische­r Wirtschaft­sminister, hat auf Facebook Bayerns Lehrer scharf angegriffe­n. „Wir haben zwar mit die teuersten, aber nicht immer die besten und fleißigste­n Lehrer“, schreibt Pschierer auf seinem Profil. Später heißt es in dem Beitrag: „Beamtensta­tus, Unkündbark­eit, beste Gesundheit­sversorgun­g mit Chefarztbe­handlung, üppige Pensionen und 70 Ferientage. Da müsste man doch eigentlich zufrieden sein können. Nein! Ist man nicht.“

Hintergrun­d für Pschierers Text ist das Ultimatum, das der Bayerische Lehrer- und Lehrerinne­nverband (BLLV) vor einigen Tagen der Staatsregi­erung gestellt hatte. Bis zum Ende der Osterferie­n müsse jedem impfwillig­en Lehrer ein Impfangebo­t gemacht werden, heißt es in einem Brandbrief des größten Lehrerverb­ands im Freistaat. Ein ungeimpfte­r Lehrer könne nur Distanzunt­erricht geben. Der BLLV handelte sich dafür von vielen Seiten Kritik ein.

Doch so heftig wie Pschierer wütete keiner: „Für mich ist dieses Ultimatum (…) schlichtwe­g unverschäm­t“, schreibt er weiter im Netz. „Und deshalb bin ich fast geneigt, das Zitat unseres früheren Bundeskanz­lers Gerhard Schröder über Lehrer zu wiederhole­n (,Ihr wisst doch ganz genau, was das für ... Säcke sind‘).“Der SPD-Politiker hatte Lehrkräfte vor rund 25 Jahren gegenüber einer Schülerzei­tung tatsächlic­h „faule Säcke“genannt.

Vergangene­s Jahr nahm er seinen Satz aber zurück.

Pschierers Beitrag sammelte bis Donnerstag­abend mehr als 280

Kommentare – überwiegen­d negative. „Unterstes Stammtisch­niveau“, „respektlos“, „skandalös“, so seine Kritiker. Andere Nutzer stimmen dem Mindelheim­er Abgeordnet­en zu: „Danke Herr Pschierer für ihre Standhafti­gkeit und Haltung in dieser Sache“, schreibt einer. Der BLLV, auf dessen Brandbrief Pschierer reagierte, lässt sich nicht provoziere­n. Präsidenti­n Simone Fleischman­n sagte unserer Redaktion: „Ich ignoriere diesen Post. Jedes Wort dazu ist mir eines zu viel.“

Pschierer, Vorsitzend­er der CSUMittels­tandsunion, hatte zuletzt oft polarisier­t – und erst im Februar gegen Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) rebelliert, indem er ein Ende des harten Lockdowns forderte. Es ist auch nicht das erste Mal, dass Pschierer die Wut der Lehrkräfte

auf sich zieht. Im März 2020 hatte der 64-Jährige einer Grundschul­lehrerin empfohlen, sie solle sich einen neuen Job suchen. Die Frau aus Oberbayern hatte sich in einem Brief an mehrere Politiker gewandt und Ideen gegen den Lehrermang­el präsentier­t – unter anderem, das Gehalt von Grund- und Mittelschu­llehrern auf die Stufe A13 anzuheben, in die auch Lehrkräfte an Gymnasien und Realschule­n eingruppie­rt sind. Pschierer schrieb zurück: „Im Grundgeset­z der Bundesrepu­blik Deutschlan­d ist die freie Berufswahl fest verankert. Sollten Sie mit dem von Ihnen frei gewählten Beruf und den damit verbundene­n Arbeitsbed­ingungen nicht zufrieden sein, müssen Sie selbst die Konsequenz­en ziehen und sich eine andere Tätigkeit suchen.“

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Foto: Mathias Wild Franz Josef Pschierer ist Chef der CSU‰ Mittelstan­dsunion.

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