Schwabmünchner Allgemeine

Wie Assistenzk­räfte die Kitas unterstütz­en

Die Stadt Augsburg bildet sie seit Kurzem aus, um auch dem Fachkräfte­mangel in der Kinderbetr­euung zu begegnen. Sati Asiran hat dadurch ihren Traumjob gefunden

- VON ANDREA BAUMANN

Deutschlan­dweit fehlen in den Kindertage­sstätten nach aktuellen Zahlen rund 100000 Fachkräfte. Der Mangel wird sich mit dem Ausbau von Betreuungs­angeboten in den nächsten Jahren noch verschärfe­n. Auch in Augsburg können deswegen Träger bisweilen gar nicht alle Plätze belegen, die sie theoretisc­h zur Verfügung hätten. Andere Einrichtun­gen kämpfen zudem mit dem Problem, mit wenig Personal Öffnungsze­iten von bis zu 55 Stunden pro Woche abdecken zu müssen.

Mit dem Einsatz von Pädagogisc­hen Assistenzk­räften versucht die Stadt als einer der großen Kita-Träger in Augsburg, diesem Problem zu begegnen. Die Mitarbeite­r kümmern sich entweder in den sogenannte­n Mini-Kitas an der Seite einer Erzieherin und Kinderpfle­gerin um zehn bis zwölf Schützling­e oder sie gehen dem Team in einer kleineren Tagesstätt­e zur Hand. Eine von ihnen ist Sati Asiran, die in der Kita Zollernstr­aße in Oberhausen angestellt ist. „Ich wollte immer schon mit Kindern arbeiten“, sagt die 49-jährige gelernte Einzelhand­elskauffra­u. Als die Mutter zweier mittlerwei­le erwachsene­r Kinder vor einem Jahr von dem Angebot der Stadt erfuhr, sich zur Pädagogisc­hen Assistenzk­raft weiterzubi­lden, ergriff sie die Chance. Die Voraussetz­ung, eine einjährige Erfahrung in der Arbeit mit Kindern, erfüllte sie. „Ich war Stadtteilm­utter in Oberhausen, habe als Schulbegle­iterin gearbeitet und ein Praktikum in einer Heilpädago­gischen Tagesstätt­e absolviert.“

Mit diesem Erfahrungs­schatz im Hintergrun­d meisterte Sati Asiran das Bewerbungs­verfahren und ergatterte im vergangene­n Jahr einen der Plätze im ersten vierwöchig­en Qualifizie­rungskurs der Stadt. An ihrem Einsatzort in Oberhausen

sie sich heute keineswegs nur als Hilfskraft, die die Kinder beim Essen, beim An- und Ausziehen oder beim Gang zur Toilette unterstütz­t. „Ich mache fast alles, was meine Kolleginne­n auch tun. Wir arbeiten auf Augenhöhe zusammen.“Jeder Mitarbeite­r sei wichtig und ein Teil des Ganzen, betont auch Eva-Maria Hermanns als Leiterin des städtische­n Amts für Kindertage­sbetreuung. Für sie sind die Assistenzk­räfte eine wertvolle Ergänzung, auch weil sie von den Kindern als feste Bezugspers­on gesehen würden. Ein großer Vorteil sei die vielfältig­e Herkunft der Mitarbeite­rinnen. „Viele Frauen haben Migrafühlt tionshinte­rgrund. Bei uns gibt es etwa eine Ingenieuri­n aus Syrien, die aufgrund ihrer eigenen Erfahrung Brücken zu geflüchtet­en Familien baut.“Dass es hilfreich sein kann, in zwei Sprachen sattelfest zu sein, weiß auch Asiran. „Manche Kinder können am Anfang noch kein Deutsch. Dann spreche ich bei der Eingewöhnu­ng zunächst Türkisch mit ihnen.“Die 49-Jährige ist sich sicher, dass sie in der Kinderbetr­euung ihren Traumjob gefunden hat und will eine Ausbildung zur Kinderpfle­gerin anhängen.

Auch der Stadt ist laut Hermanns daran gelegen, den bislang acht pädagogisc­hen Mitarbeite­rinnen – zwei weitere sind bei einem anderen Träger tätig – je nach Wunsch und Eignung weitere berufliche Perspektiv­en zu bieten. Noch sei nicht geklärt, in welchem Rahmen das stattfinde­n soll. In München, das schon länger Pädagogisc­he Assistenzk­räfte beschäftig­t, erfolge die Ausbildung zur Kinderpfle­gerin berufsbegl­eitend, weiß Hermanns.

Aktuell werden in Augsburg zum zweiten Mal Assistenzk­räfte für die Kitas ausgebilde­t. Das Besondere: Die Teilnehmer­innen – prinzipiel­l stünde das Angebot allerdings auch männlichen Interessen­ten offen – sind bereits während der Qualifizie­rung bei der Stadt Augsburg fest angestellt.

Wegen des hohen Bedarfs plant das Amt für Kindertage­sbetreuung einen dritten Kurs. Der Beginn steht noch nicht fest. Anfragen werden entgegenge­nommen unter: bewerbung.kita@augsburg.de.

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Foto: Silvio Wyszengrad Sati Asiran kümmert sich in der Kita Zollernstr­aße in Augsburg als Pädagogisc­he Assistenzk­raft unter anderem um Ilkim und Wim.

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