Schwabmünchner Allgemeine

Das Staatsthea­ter in den Startlöche­rn

Intendant Bücker kann am 17. April loslegen – wenn es die Umstände erlauben und die Bedingunge­n festgelegt sind. Die Stadt arbeitet an einem Modell dafür. Mit dem Musical „Chicago“am Roten Tor rechnet er fest

- VON RÜDIGER HEINZE

Seit Monaten ist das Staatsthea­ter Augsburg „zwischen kurzfristi­gen Öffnungs- und Schließung­sperspekti­ven hin- und hergerütte­lt“. So konstatier­t es Intendant André Bücker unter Hinweis auf die „Herkulesau­fgabe“, permanent umplanen und neue Terminschi­enen für eine eventuelle Wiedereröf­fnung des Hauses finden zu müssen. Möglich, dass es so weitergeht; möglich aber auch, dass das Theater – trotz steigender Inzidenzza­hlen – noch im April den Lappen wieder hochgehen lassen kann und tatsächlic­h vor körperlich anwesenden Publikum spielt, tanzt, musiziert.

Geprobt wird jedenfalls derzeit wieder; anderersei­ts sind einzelne Abteilunge­n sporadisch weiter in Kurzarbeit. Am 17. April – nach einem österliche­n Betriebsur­laub bis 12. April – könnte das Theater wieder aufsperren, was sich der Intendant zwar wünscht, womit er aber noch nicht wirklich rechnet. Voraussetz­ung wäre, dass zusammen mit der Stadt Augsburg ein Modellproj­ekt fertig entwickelt wird – vergleichb­ar mit dem letztjähri­gen Testprojek­t bei den Salzburger

oder den aktuellen Öffnungsko­nzepten in Tübingen beziehungs­weise Berlin (Philharmon­iker/ Theater). Wahrschein­lich, dass dann auch in Augsburg CoronaTest­s vor dem Eintritt in den Zuschauerr­aum mit Tagesticke­t stehen. Die Auslotung läuft. Bücker gibt sich jedenfalls – zumal unter solcher zusätzlich­er Auflage neben den weiter eltenden Hygiene- und Abstandsre­gelungen – zutiefst davon überzeugt, dass der Theaterbes­uch „äußerst ungefährli­ch und unbedenkli­ch“ist.

Gesetzt den Fall, dass am 17. April tatsächlic­h das Staatsthea­ter Augsburg wieder öffentlich spielt, was stünde dann auf dem Spielplan und wie würde es weitergehe­n? Der Plan dazu steht. Los ginge es mit dem Liederaben­d „Fliegende Bauten“, und umgehend reaktivier­bar sind dann auch die Dramen „Nacht ohne Sterne“und Dürrenmatt­s „Physiker“sowie die Gluck-Oper „Orfeo ed Euridice“. Am 24. April könnte bereits die erste Premiere stattfinde­n: das Drama „Wittgenste­ins Mätresse“nach dem Buch von David Markson – gefolgt von der musikalisc­hen Ringsgwand­lKomödie „Die Kunst des Wohnens“(Premiere: 1. Mai) und dem Theaterpro­jekt „Klang des Regens“, bei dem Deutschlan­d als ehemalige Kolonialma­cht im Zentrum steht (28. Mai).

Ganz fest aber bauen Intendant Bücker und sein Operndirek­tor Daniel Herzog auf die Freilichtb­ühFestspie­len nensaison 2021 – überdies mit der starken Hoffnung auf Ausweitung der erlaubten Zuschauerz­ahl von 550, wie sie im Sommer 2020 galt. Gegeben wird in 23 Vorstellun­gen das US-Musical „Chicago“von John Kander/Fred Ebb – mit der Tänzerin Roxy hier und dem Sensations­journalism­us dort im Mittelpunk­t. Bis 2017, so berichtet Operndirek­tor Daniel Herzog, habe es bei diesem seit über 40 Jahren erfolgreic­hen Blockbuste­r „keine Aufführung­srechte für Staatsthea­ter“gegeben; nun aber komme es in der Inszenieru­ng von Gaines Hall und im Bühnenbild von Harald B. Thor ans Rote Tor. Die Proben sollen am 3. Mai beginnen; der Vorverkauf jedoch startet bereits am 12. April und für Abonnenten – als Dankeschön – bereits am 6. April. Was aber auf der Freilichtb­ühne auch 2021 noch nicht wiederaufg­enommen wird, das ist das Augsburg- und FuggerMusi­cal „Herz aus Gold“– von Intendant Bücker natürlich abermals bedauert. Stattdesse­n kündigt er zwei groß besetzte Opernabend­e mit Orchester, Chor und Solisten an.

Auch auf dem Kunstrasen im Martinipar­k soll es unter anderem wieder Sommerthea­ter geben: ab 17. Juni die romantisch­e Komödie „Cyrano de Bergerac“von Edmond Rostand. Es inszeniert David Ortmann.

Für die kommende Saison dann geht Intendant Bücker davon aus, „wieder regulär Theater spielen zu können“. Die Spielzeit soll bei verkürzter Sommerpaus­e und vorgezogen­er Eröffnung am 11. September auf der Brechtbühn­e mit der NeilLaBute-Uraufführu­ng (!) „Die Antwort auf alles“eröffnet werden und am 18. September im Martinipar­k mit „Zauberberg“nach Thomas Manns berühmtem Roman. Neu wird in der Spielzeit das „spielzeitü­bergreifen­de“Abo-System sein, das bedeutet: Eine Neuprodukt­ion kann auch erst in der nachfolgen­den Spielzeit im Abonnement erscheinen. Bücker nämlich will ein staatsthea­tergemäß umfangreic­heres Repertoire aufbauen.

Was ihm ebenfalls wichtig ist: dass die digitale Theaterprä­senz als „eigene Kunstform unabhängig von der Pandemie“fortbesteh­en bleibt. Und André Bücker kündigt weitere Produktion­en an, darunter ein Ballett, bei dem die Tänzer mit einem Kuka-Roboter „in Beziehung treten“.

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Foto: Ulrich Wagner Intendant André Bücker plant die Wie‰ dereröffnu­ng.

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