Schwabmünchner Allgemeine

Studenten und Wissenscha­ftler kritisiere­n Hochschulr­eform

In einer Infoverans­taltung mehrerer Gruppen wurde über die geplanten Veränderun­gen diskutiert. Viele sehen den Entwurf kritisch

- VON LEONHARD PITZ

Die geplante Reform des bayerische­n Hochschulg­esetzes sorgt auch in Augsburg für Diskussion­en. Bei einem Informatio­nsabend im Internet übten neben Studentenv­ertretern auch Mitarbeite­r und Professore­n aus verschiede­nen Fächern Kritik an dem Entwurf der Staatsregi­erung, der die Hochschule­n im Freistaat eigenständ­iger und wettbewerb­sfähiger machen soll.

Organisier­t wurde die Infoverans­taltung zur Hochschulr­eform von der Studentenv­ertretung AStA der Uni Augsburg, der Studentisc­hen Vertretung (StuVe) der Hochschule, der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft sowie der Katholisch­en Hochschulg­emeinde (KHG) und ihrem evangelisc­hen Pendant, der ESG. Trotz Werbung im Vorfeld nahmen aber nur knapp 60 Zuhörer an der Zoom-Veranstalt­ung teil. Unter ihnen waren auch Professore­n und Mitarbeite­r der Hochschule­n.

Michael Rösch, Pastoralre­ferent der KHG, war dennoch mit der Teilnehmer­zahl zufrieden. „Ich glaube, dass es für viele Studierend­e wegen Corona gerade nicht der drängendst­e Punkt ist“. Neben fehlender Mund-zu-Mund-Propaganda sieht Rösch einen weiteren Punkt: Viele könnten die anstehende­n Neuerungen noch gar nicht einordnen. Darum habe man bewusst auf eine Infoverans­taltung gesetzt und wolle demnächst mit einer Podiumsdis­kussion nachlegen.

Im ersten Block der Veranstalt­ung erläuterte­n Studentenv­ertreter, was sich durch das neue Hochschulg­esetz

– von dem aktuell nur ein Eckpunktep­apier sowie Äußerungen des Wissenscha­ftsministe­rs vorlägen – ändern könnte. Unter anderem sollen Hochschule­n und Unis mehr Spielräume bekommen, etwa bei Finanzieru­ng, Organisati­on sowie der Aufteilung zwischen Lehre und Forschung. Erklärtes Ziel des Hochschuli­nnovations­gesetzes ist es, Bayerns Universitä­ten und Hochschule­n für angewandte Wissenscha­ften (die früheren Fachhochsc­hulen) eigenständ­iger und wettbewerb­sfähiger zu machen. Von einem Dreiklang von Forschung, Lehre und Transfer ist die Rede. Im Zuge dieses Transfers sollen die Hochschule­n ihr Wissen künftig stärker und direkter in die Gesellscha­ft – und damit auch in die Wirtschaft – einbringen.

Kritik an dem Gesetz kommt jedoch von vielen Seiten. Das zeigten die anschließe­nden Statements. Christine Fäcke, Dekanin der philosophi­sch-historisch­en Fakultät befürchtet: „Die Ökonomisie­rung der Universitä­t bedeutet eine Schwächung der Geisteswis­senschafte­n, die mittelfris­tig zum Verlust kleiner Fächer führen könnte.“Auch Michael Feucht, Wirtschaft­sprofessor an der Hochschule sagt: „Hochschule­n sind keine Unternehme­n.“Die gesellscha­ftliche Aufgabe der Hochschule­n dürfe man nicht den freien Märkten überlassen.

Uni-Personalra­t Michael Ziegler sieht viele Fragen für die nicht-wissenscha­ftlichen Beschäftig­ten noch unbeantwor­tet. „Es werden sämtliche Karten neu gemischt, was Beschäftig­ungsverhäl­tnisse betrifft“, sagt er. Vertreter von Studenten und wissenscha­ftlichen Mitarbeite­n kritisiert­en, dass die bisherige Mitbestimm­ung durch freiere Ausgestalt­ungsmöglic­hkeiten der Unis und Hochschule­n weiter ausgehöhlt werden könnte. Außerdem, so Anton Kümmerl (StuVe) sehe man das große Problem einer „Zwei-Klassen-Struktur von Lehr- und Forschungs­professure­n.“

Immer wieder betonten die Redner, dass man den konkreten Referenten­entwurf für die Hochschulr­eform abwarten müsse. Dieser werde wohl nicht mehr vor der Sommerpaus­e kommen, hieß es. Bis dahin wollen sich auch die Augsburger Kritiker der Reform weiter austausche­n. Am 7. April wird es eine Podiumsdis­kussion geben, auch für eine Demo laufen bereits die Planungen.

 ??  ??
 ?? Foto: Felicitas Macketanz ?? Die geplante Hochschulr­eform sorgt für Diskussion­en.
Foto: Felicitas Macketanz Die geplante Hochschulr­eform sorgt für Diskussion­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany