Studenten und Wissenschaftler kritisieren Hochschulreform
In einer Infoveranstaltung mehrerer Gruppen wurde über die geplanten Veränderungen diskutiert. Viele sehen den Entwurf kritisch
Die geplante Reform des bayerischen Hochschulgesetzes sorgt auch in Augsburg für Diskussionen. Bei einem Informationsabend im Internet übten neben Studentenvertretern auch Mitarbeiter und Professoren aus verschiedenen Fächern Kritik an dem Entwurf der Staatsregierung, der die Hochschulen im Freistaat eigenständiger und wettbewerbsfähiger machen soll.
Organisiert wurde die Infoveranstaltung zur Hochschulreform von der Studentenvertretung AStA der Uni Augsburg, der Studentischen Vertretung (StuVe) der Hochschule, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sowie der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) und ihrem evangelischen Pendant, der ESG. Trotz Werbung im Vorfeld nahmen aber nur knapp 60 Zuhörer an der Zoom-Veranstaltung teil. Unter ihnen waren auch Professoren und Mitarbeiter der Hochschulen.
Michael Rösch, Pastoralreferent der KHG, war dennoch mit der Teilnehmerzahl zufrieden. „Ich glaube, dass es für viele Studierende wegen Corona gerade nicht der drängendste Punkt ist“. Neben fehlender Mund-zu-Mund-Propaganda sieht Rösch einen weiteren Punkt: Viele könnten die anstehenden Neuerungen noch gar nicht einordnen. Darum habe man bewusst auf eine Infoveranstaltung gesetzt und wolle demnächst mit einer Podiumsdiskussion nachlegen.
Im ersten Block der Veranstaltung erläuterten Studentenvertreter, was sich durch das neue Hochschulgesetz
– von dem aktuell nur ein Eckpunktepapier sowie Äußerungen des Wissenschaftsministers vorlägen – ändern könnte. Unter anderem sollen Hochschulen und Unis mehr Spielräume bekommen, etwa bei Finanzierung, Organisation sowie der Aufteilung zwischen Lehre und Forschung. Erklärtes Ziel des Hochschulinnovationsgesetzes ist es, Bayerns Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften (die früheren Fachhochschulen) eigenständiger und wettbewerbsfähiger zu machen. Von einem Dreiklang von Forschung, Lehre und Transfer ist die Rede. Im Zuge dieses Transfers sollen die Hochschulen ihr Wissen künftig stärker und direkter in die Gesellschaft – und damit auch in die Wirtschaft – einbringen.
Kritik an dem Gesetz kommt jedoch von vielen Seiten. Das zeigten die anschließenden Statements. Christine Fäcke, Dekanin der philosophisch-historischen Fakultät befürchtet: „Die Ökonomisierung der Universität bedeutet eine Schwächung der Geisteswissenschaften, die mittelfristig zum Verlust kleiner Fächer führen könnte.“Auch Michael Feucht, Wirtschaftsprofessor an der Hochschule sagt: „Hochschulen sind keine Unternehmen.“Die gesellschaftliche Aufgabe der Hochschulen dürfe man nicht den freien Märkten überlassen.
Uni-Personalrat Michael Ziegler sieht viele Fragen für die nicht-wissenschaftlichen Beschäftigten noch unbeantwortet. „Es werden sämtliche Karten neu gemischt, was Beschäftigungsverhältnisse betrifft“, sagt er. Vertreter von Studenten und wissenschaftlichen Mitarbeiten kritisierten, dass die bisherige Mitbestimmung durch freiere Ausgestaltungsmöglichkeiten der Unis und Hochschulen weiter ausgehöhlt werden könnte. Außerdem, so Anton Kümmerl (StuVe) sehe man das große Problem einer „Zwei-Klassen-Struktur von Lehr- und Forschungsprofessuren.“
Immer wieder betonten die Redner, dass man den konkreten Referentenentwurf für die Hochschulreform abwarten müsse. Dieser werde wohl nicht mehr vor der Sommerpause kommen, hieß es. Bis dahin wollen sich auch die Augsburger Kritiker der Reform weiter austauschen. Am 7. April wird es eine Podiumsdiskussion geben, auch für eine Demo laufen bereits die Planungen.