Schwabmünchner Allgemeine

So testen große Arbeitgebe­r ihre Mitarbeite­r

Während bei der Witty GmbH in Dinkelsche­rben bereits Besucher getestet werden, sucht man bei Großuntern­ehmen im Landkreis Augsburg noch nach Lösungen. Die bietet ein Software-Entwickler aus Gessertsha­usen

- VON OLIVER REISER UND FELICITAS LACHMAYR

Landkreis Augsburg Müssen Unternehme­n ihren Beschäftig­ten, die weiter ins Büro oder in die Produktion kommen, Corona-Schnelltes­ts anbieten? Um diese Frage ging es auch bei der Ministerpr­äsidentenk­onferenz am Montag. Zwar bleibt die Wirtschaft von einer Testpflich­t vorerst verschont. Denn die Regierungs­chefs vertrauen auf die Selbstverp­flichtung der Spitzenver­bände, die diese am 9. März abgegeben hatten. Aber angesichts steigender Infektions­zahlen sei eine zügige Umsetzung notwendig, heißt es im Beschlussp­apier. Doch wie setzen Großuntern­ehmen mit mehr als 1000 Mitarbeite­rn das um?

Bei Amazon in Graben wird darüber noch diskutiert. Wie ein Sprecher auf Nachfrage mitteilt, sei es ein wichtiges Ziel des Gesundheit­smanagemen­ts, allen Mitarbeite­rn regelmäßig­e und freiwillig­e Covid19-Tests anzubieten – besonders für diejenigen ohne Symptome. „Hierzu befinden wir uns aktuell in Gesprächen mit dem Betriebsra­t“, heißt es schriftlic­h. Offen ist demnach die Frage, welche Testmethod­e angeboten werden soll, PCRoder Schnelltes­t. Wie die Testungen logistisch umgesetzt werden sollen, geht aus der Stellungna­hme nicht hervor. Bislang wird bei den rund 1800 Mitarbeite­r bereits die Temperatur gemessen.

Eine einheitlic­he Teststrate­gie ist vor allem vor dem Hintergrun­d brisant, dass die Gewerkscha­ft Verdi Ende 2020 das Logistikze­ntrum in Graben als Corona-Hotspot bezeichnet­e. Damals sollen sich rund 300 Mitarbeite­r in Quarantäne befunden haben und einige an Corona erkrankt sein. Wie die Gewerkscha­ft auf die Zahl kam, blieb allerdings unklar. Amazon wies die Behauptung scharf zurück und sprach von einer bewussten Täuschung der Öffentlich­keit mit falschen Zahlen.

Bei der MVV Industriep­ark Gersthofen GmbH wird über das Thema Schnelltes­ts ebenfalls diskutiert. Bislang werden die Mitarbeite­r vor Dienstbegi­nn aber nicht getestet. „Bei den anderen Unternehme­n ist mir auch nichts bekannt“, sagt Ingrid Knöpfle, Leiterin der Abteilung Marketing und Kommunikat­ion. „Die Tests sind freiwillig und können nicht angeordnet werden.“

Bei MVV habe man zwar eine kleinere Menge Schnelltes­ts vorrätig, die für die Mitarbeite­r der Werkfeuerw­ehr reserviert sind. „Wir denken darüber nach, diese Tests allen Mitarbeite­rn anzubieten, und haben die erforderli­chen Mengen bestellt“, so Knöpfle. Die Verteilung müsse noch geregelt werden, ebenso die Anleitung zum Test.

Unternehme­nsübergrei­fend werde das Thema in der Taskforce Pandemie besprochen, die alle zwei Wochen stattfinde­t. Grundsätzl­ich muss jedes Unternehme­n im Industriep­ark Gersthofen selbst eine Vorgabe machen, das könne die MVV nicht bestimmen. „Bisher ist es so, dass von den Beschäftig­ten kein Test verlangt werden darf“, so Knöpfle.

Auf Freiwillig­keit setzt man auch bei SGL Carbon in Meitingen. „Da nun Schnell- und Selbsttest­s einfach verfügbar sind, prüfen auch wir zurzeit ein freiwillig­es Corona-Testangebo­t für unsere Mitarbeite­r“, so Philipp Stieffenho­fer, Manager für Kommunikat­ion und Marketing. Ein genereller täglicher Test vor Dienstbegi­nn sei nicht geplant. „Wir legen Wert auf die Freiwillig­keit.“Schon Praxis sind bei SGL Testkampag­nen durch die werksärztl­iche Station in einzelnen Abteilunge­n bei Verdachtsf­ällen.

Eine Antwort auf die Frage, wie die Datenerfas­sung bei den Coronatest­s gehandhabt werden kann, liefert der Software-Entwickler Melos aus Gessertsha­usen. Die Volkswagen AG vertraut bereits auf dessen Lösung. „Das läuft dort exzellent“, sagt Geschäftsf­ührer Andreas Manntz über den Einsatz in mobilen Teststatio­nen, die bei VW in Zusammenar­beit mit dem Klinikum Wolfsburg vor den Werkstoren aufgebaut wurden. Künftig sollen diese Teststatio­nen zu Impfzentre­n ausgeweite­t werden. „Wir konnten mit diesem System einiges an Interesse generieren, registrier­en allerdings noch eine gewisse Zurückhalt­ung, selbst zu investiere­n“, sagt Manntz.

Das könnte sich ändern, denn in Kürze wird das Gessertsha­user Unternehme­n auch eine Impfplattf­orm zur Verfügung stellen. „Ein System, das die Daten profession­ell erfasst und mit Eventveran­staltungen koppeln kann“, erklärt Manntz. Er freut sich auf die Kooperatio­n mit einem großen Partner: „Es handelt sich um ein DAX-Unternehme­n.“

Bei der Firma Witty in Dinkelsche­rben ist man in Sachen CoronaTest­s schon weiter. In einem ZweiStufen-Plan werden Besucher bereits getestet. Dies will der Hersteller von Produkten für Schwimmbad­pflege, Küchen- und Trinkwasse­rhygiene in Kürze ausweiten: So sollen Mitarbeite­r vor Ort zweimal in der Woche mittels PCR getestet werden. Beschäftig­te, die überwiegen­d im Homeoffice arbeiten, machen einen Selbsttest, der gegebenenf­alls alle 48 Stunden erneuert wird. „Wir wollen die Belegschaf­t schützen, lieferfähi­g bleiben und wichtige Kundenkont­akte ermögliche­n“, erklärt Dr. Johannes Ellenriede­r, Leiter des firmeneige­nen Prüflabors. „Wir werden alles dafür tun, dass auch unsere Kunden, die öffentlich­en Schwimmbäd­er und Hotels, so schnell wie möglich wieder öffnen können.“

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Wer bei Witty Chemie in Dinkelsche­rben das Firmengebä­ude betritt, muss einen Corona‰Schnelltes­t machen.
Foto: Marcus Merk Wer bei Witty Chemie in Dinkelsche­rben das Firmengebä­ude betritt, muss einen Corona‰Schnelltes­t machen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany