Schwabmünchner Allgemeine

Der besondere Winter des Karl Geiger

Beim Abschluss in Planica holt sich der Oberstdorf­er den Gesamtwelt­cup im Skifliegen. Dabei fühlte er sich doch jahrelang auf kleineren Schanzen wohl. Was noch so anders war in dieser aufregende­n Saison

- Weltcup in Tschaikows­ki/Russland Frauen, Großschanz­e haus Teamspring­en Görlich Weltcup‰Gesamtwert­ung, Endstand nach 13 Wettbewerb­en: Althaus Görlich Vogt Reisch Alt‰ Rupprecht Seyfarth Rupprecht Sey‰ farth Freitag Hessler Weltcup in Planica/Slowen

1. Kramer (Österreich) 136,1 Pkt. (146,5 m); 2. Opseth (Norwegen) 120,1 (134,0);

3. Kriznar (Slowenien) 115,4 (131,5); ... 10. (Oberstdorf) 94,3 (117,5); ... 12. (Degenfeld) 87,9 (121,0); 17. (Ruhla) 75,1 (114,0); 20. (Lauscha) 71,6 (111,0)

1. Österreich 373,7 Pkt.; 2. Slo‰ wenien 348,5; 3. Deutschlan­d (Althaus/Oberst‰ dorf, Seyfarth/Ruhla, Görlich/Lauscha, Rupprecht/ Degenfeld) 336,5; 4. Norwegen 324,5; 5. Russ‰ land 293,9; 6. Japan 292,6;

1. Kriznar (Slowenien) 871 Pkt.;

2. Takanashi (Japan) 862; 3. Kramer (Österreich) 860; 4. Opseth (Norwegen) 692; 5. Iraschko‰Stolz (Österreich) 516; ... 9. (Oberstdorf) 316;

10. Hölzl (Österreich) 308; ... 17. (De‰ genfeld) 225; 26. (Lauscha) 79; 28. (Ruhla) 67; 32. (Degenfeld) 59; 37. (Aue) 43; 43. (Missen‰Wilhams) (Lauscha) 8 11; 44.

1. (Oberstdorf) 459,3 Pkt. (231,0 m/232,5 m);

2. Kobayashi (Japan) 452,4 (242,0/217,0); 3. (Siegsdorf) 447,9 (221,0/230,0); 4. Prevc (Slowenien) 442,5 (233,0/233,0); 5. Huber (Österreich) 438,2 (237,0/226,0); ... 11. (Kiefersfel­den) 421,1 (230,0/225,5); ... 25. (Rastbüchl) 376,1 (213,0/213,0); 27. (Oberaudorf) 369,1 (210,5/209,0); 28. (Aue) 368,4 (216,5/200,0)

1. ( Paschke/Kiefers‰ felden, Schmid/Oberaudorf, Eisenbichl­er/Siegs‰ dorf, Geiger/Oberstdorf) 819,5 Pkt.; 2. Japan 810,0; 3. Österreich 788,9; 4. Slowenien 785,5;

5. Norwegen 779,2; 6. Polen 763,9

1. Granerud (Norwegen) 1572 Pkt.; 2. (Siegsdorf) 1190; 3. Stoch (Polen) 955; 4. Kobayashi (Japan) 919; 5. Johans‰ son (Norwegen) 884; 6. (Oberstdorf) 826; ... 15. (Kiefersfel­den) 514; 24. (Aue) 216; 29. (Rastbüchl) 160; 30.

(Oberaudorf) 151;

1. (Oberstdorf) 260 Pkt.; 2. Kobayashi (Japan) 260; 3. (Siegsdorf) 172; ... 13. den) 55; 23. (Oberaudorf) 20

1. (Oberstdorf) 1:31,05 Min. (42,79 Sek./48,26 Sek.); 2. (Tegernsee) 1:31,05 (42,59/48,46); 3. (Sonthofen) +0,29 Sek. (43,27/48,07); 4. Rüland (Österreich) +0,54 (42,87/48,72); 5. (München) +0,61 (43,01/48,65); 6. (Bolsterlan­g) +0,76 (42,76/49,05); 7. (Mindel‰ heim) +1,20 (42,76/49,49); 8. (Bad Aib‰ ling) +1,20 (43,51/48,74)

1. (Garmisch‰Partenkirc­hen) 1:58,14 Min. (59,40 Sek./58,74 Sek.); 2. (Hinter‰ schmiding) +0,17 Sek. (58,87/59,44); 3. (Fischen im Allgäu) +0,47 (59,30/59,31); 4. (Bolsterlan­g) +0,72 (59,32/59,54); ... 7. (Garmisch‰Partenkirc­hen) +1,36 (59,79/59,71);

8. (Sonthof.) +1,50 (1:00,19/ 59,45)

1. Insam (Italien) 1:31,26 Min. (46,24 Sek./45,02 Sek.); 2. (Mahlstette­n) +0,18 Sek. (46,90/44,54); 3. (Germering) +0,21 (46,55/44,92); 4. (Wildsteig) +0,79 (46,65/45,40); 5. (Fischbacha­u) +1,47 (47,13/45,60); 6. (Oberstdorf) +1,60 (47,13/45,73);

1. (Wildsteig) 2:01,09 Min. (58,40 Sek./1:02,69 Min.); 2. Insam (Italien) +0,29 Sek. (58,79/1:02,59); 3. (Fischbacha­u) +0,33 (59,06/1:02,36); 4. (Starnberg) +0,47 (58,19/1:03,37); 5. (Oberstdorf) +0,59 (59,09/1:02,59)

Planica Dieser Abschied fiel leicht. „Servus, bis nächstes Jahr“, rief Markus Eisenbichl­er in die Kamera. Soeben hatte er noch Karl Geiger im Arm gehabt, das erfolgreic­he deutsche Skisprung-Duo in diesem Winter war noch einmal beim Saisonabsc­hluss vereint. Zu normalen Zeiten schlafen die beiden bei Wettkämpfe­n in einem Doppelzimm­er des Mannschaft­shotels. Sie sind Freunde, kennen sich in- und auswendig. Doch normal war in diesem Winter wenig. Wegen Corona – aber auch wegen der eigenen Leistungen.

Skispringe­r erleben oft ein Auf und Ab. Das gehört schon zu ihrem Berufsbild. Erst hoch in die Luft, wenig später die Landung. Doch auch ihre Leistungen erleben Schwankung­en wie ein Aktienkurs. Nur die Allerbeste­n kommen eine ganze Saison lang ohne Schwächeph­asen durch. Geiger und Eisenbichl­er gehören zu den Allerbeste­n. Das haben sie auch beim Saisonabsc­hluss in Planica bewiesen. Am Sonntagmor­gen hatten sie zusammen mit Constantin Schmid und Pius Paschke für einen Erfolg gesorgt, den es so bei den deutschen Skispringe­rn lange nicht mehr gegeben hatte. Nach 21 Jahren gewannen sie mal wieder einen Teamwettka­mpf im Skifliegen. Geiger aber war das noch nicht genug. Nur wenige Augenblick­e später setzte er sich auch noch beim letzten Einzelwett­bewerb dieses Winters durch. Das hatte zur Folge, dass sich der 28-Jährige den Gesamtwelt­cup im Skifliegen sicherte. Ein Erfolg, der überrascht­e, sahen viele Experten doch Geigers Stärken lange Zeit auf den Normalscha­nzen dieser Welt. Der Oberstdorf­er aber ist auch ein

guter Flieger, wie er schon bei der Skiflug-Weltmeiste­rschaft mit der Goldmedail­le gezeigt hatte.

„Ich bin richtig glücklich. Das war noch einmal ein unglaublic­hes Wochenende“, sagte Geiger, „ich freue mich sehr, die Saison so abgeschlos­sen zu haben.“Es war ein bemerkensw­erter Winter für den Allgäuer. Gold bei der Skiflug-WM, zwischendu­rch eine Corona-Erkrankung und der private Höhepunkt mit der Geburt seiner Tochter Luisa. Zudem noch die bemerkensw­erten Auftritte bei der HeimWeltme­isterschaf­t in Oberstdorf, die unter Corona-Bedingunge­n so anders war als gewohnt. Keine Zuschauer, keine großen Partys nach den deutschen Erfolgen, stattdesse­n Abgeschied­enheit im Teamhotel. Geiger aber hat das nicht gebremst. Vier Medaillen konnte er auf dem kurzen Heimweg mit aufs Fahrrad packen und sie stolz seiner Familie zeigen. Geiger war einer der Überfliege­r dieser Titelkämpf­e.

Geiger aber hat in diesem Winter auch erlebt, dass das Skispringe­n besonderen Gesetzen gehorcht. Nicht immer gelingt das, was die Öffentlich­keit erhofft. Bei der Vierschanz­entournee hatte der 28-Jährige das Auftaktspr­ingen gewonnen. Die Hoffnung war groß, dass endlich mal wieder ein deutscher Sprinsehr ger nach den vier Wettbewerb­en ganz oben auf dem Podest stehen würde. Geiger aber patzte in Innsbruck, der Traum war beendet. Der Allgäuer aber ließ sich nicht beirren. Seine großen Momente sollten noch kommen.

Ähnlich wie bei Markus Eisenbichl­er. Ihn stoppte am Ende nicht einmal ein Innenbanda­nriss am Knie. Eisenbichl­er biss sich durch. „Hut ab vor Eisei“, lobte Geiger. Eisenbichl­er gelangen in diesem Winter zwei Weltcupsie­ge, durch seine Konstanz beendete er die Saison im Gesamtwelt­cup auf Rang zwei hinter dem Norweger Halvor Egner Granerud. Die WM verließ

Eisenbichl­er mit zweimal Gold. „Es war echt eine bärenstark­e Saison von mir. Jetzt haben wir uns eine Pause verdient“, sagte der 29-Jährige. Die wird auch Bundestrai­ner Stefan Horngacher seinen Schützling­en gönnen. „Es war nicht zu erwarten, dass wir für diese letzten Flüge noch so viel Kraft haben“, sagte er in Planica. Seine Springer aber überrascht­en auch ihn.

„Ich freue mich jetzt auf ein paar ruhigere Tage“, sagte Karl Geiger noch. Im Hintergrun­d spielte Blasmusik. Es war der stimmungsv­olle Abschied aus einer außergewöh­nlichen Saison. Mit vielen Hochs – und nur ganz wenigen Tiefs.

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Foto: Witters Karl Geiger stand in dieser Saison häufig im Mittelpunk­t. Er erlebte viele Höhen, aber auch einige Tiefen.

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