Innovatives Konzept für den Stadtlauf
Katja Mayer will Veranstaltung corona-tauglich machen. Dafür hat sie ein Format aus App, individueller Streckenwahl und realen Aktionspunkten in Augsburg ausgetüftelt
Als der Schweizer Software-Entwickler der App „viRace“ihre Ideen als „innovativ“lobte, wusste Katja Mayer, dass sie mit ihren Plänen auf einem guten Weg war. Denn die umtriebige Augsburgerin und ehemalige Profi-Triathletin, die seit Jahren die verschiedensten Laufund Breitensportveranstaltungen in Augsburg und anderen Großstädten organisiert, ist auch im Lockdown nicht untätig. Sie grübelt über Ideen, die Menschen trotz der CoronaPandemie und den dazugehörigen Hygiene-Vorgaben in Bewegung zu bringen.
Dazu gehörte in Augsburg über 18 Jahre lang der bei Breitensportlern außerordentlich beliebte SportScheckStadtlauf. Bis zu 5000 Teilnehmer verbuchte das Event zu seinen besten Zeiten, in den vergangenen Jahren waren bis zu 3000 Starter erlaubt. Der Andrang war groß, die Startplätze schnell ausgebucht. „Das war einfach eine tolle Strecke. Vom Start an der City-Galerie über die große, komplett gesperrte Schleifenstraße durchs Jakobsviertel und den Siebentischwald bis an den Kuhsee und zurück“, schwärmt Katja Mayer. Doch aufgrund der Übernahme von Sport Scheck durch das Einzelhandelsunternehmen Karstadt wurde von der Geschäftsführung beschlossen, neun von 18
Sport-Scheck-Läufen im Bundesgebiet zu streichen. Jener in Augsburg gehört dazu.
Das wollte Katja Mayer nicht hinnehmen. „Augsburg würde eine Traditionsveranstaltung verlieren, die beliebt ist von klein bis groß. Wir finden, dazu darf es nicht kommen“, so Mayer.
Sie beschloss, den
Lauf künftig in Eigenregie durch ihre km-Sportagentur mit neuem Titelsponsor und bisher schon bewährten Förderern am Leben zu erhalten. In diesem Jahr coronabedingt natürlich nicht als Massen-Sportveranstaltung, bei der tausende Menschen gleichzeitig von der City Galerie aus loslaufen. Deshalb hat Mayer vor, den Lauf, der dank des neuen Titelsponsors Autohaus Reisacher GmbH künftig als „Reisacher Stadtlauf“firmiert, in einem ganz besonderen, corona-kompatiblen Format zu präsentieren.
Der Lauf am Sonntag, 13 Juni, soll zwar virtuell über die Lauf-App „viRace“abgewickelt werden, den Teilnehmern durch reale Anlaufstellen in der Stadt aber dennoch eine gewisse Wettkampfatmosphäre bieten. So können sich die Läufer, die auf einer frei gewählten, individuellen Strecke unterwegs sind, nach Mayers Plänen an drei Punkten im Stadtgebiet mit Getränken versorgen – am Lech, an der Wertach und im Spickel). An drei Stellen sind Standorte für Samba-Bands geplant und an drei weiteren Stellen jeweils ein Foto-Point. „Der Sicherheit halber darf und sollte nicht in großen Gruppen mit- und gegeneinander gelaufen werden. Dennoch möchten wir beim virtuellen Stadtlauf Augsburg so viel Wettkampfatmosphäre wie möglich bieten“, erklärt die ehemalige Ironman-Siegerin das ungewöhnliche Konzept.
Derzeit ist sie dabei, für die realen Aktionspunkte wie den Verpflegungsstationen oder die Sambabands die Genehmigungen von der Stadt einzuholen. Was von allen Seiten Innovationswille und Flexibilität erfordert, denn ein solches Format (einen Lauf ohne feste Streckenführung) hat es bisher noch nicht gegeben. „Die tatsächliche Durchführung der Aktionspunkte ist natürlich von den zum Veranstaltungszeitpunkt geltenden Regelungen abhängig. Aber momentan stoße ich auf gute Resonanz, man bemüht sich bei der Stadt sehr“, freut sich Mayer über die Aussicht, ihre Veranstaltung in die Tat umsetzen zu können.
Bereits im vergangenen Jahr hat sie erste Erfahrungen mit einem virtuellen Lauf gesammelt. Rund 7000
Teilnehmer gab es beim virtuellen Augsburger M-net Firmenlauf. Das Konzept, den Lauf über eine App abzubilden, wurde für den Stadtlauf nun weiterentwickelt. „Die App startet den Lauf zentral, misst Zeit, Geschwindigkeit und die gelaufene Distanz jedes Teilnehmers“, erklärt Mayer. Dazu könnten Infos über die Platzierungen von Mitläufern eingeholt werden und an verschiedenen Stellen sollen Sound-Einspielungen für Unterhaltung sorgen. „Langweilig wird es sicher nicht werden“, ist Mayer überzeugt.