Schwabmünchner Allgemeine

Lockdown bringt Leben in der Stadt zum Erliegen

Nur wenige Kunden sind am Samstag in der Innenstadt unterwegs, auch weil die Außengastr­onomie geschlosse­n ist. Nicht jeder Einzelhänd­ler trauert „Click & Meet“nach. Was die Menschen vermissen

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Bei gutem Wetter lud der Samstagnac­hmittag geradezu zu einem Einkaufsbu­mmel durch die Augsburger Innenstadt ein. Doch Fußgängerz­one und Altstadt lagen stellenwei­se wie ausgestorb­en da, nur wenige Menschen waren anzutreffe­n. Und die schienen schnell ihre Einkäufe zu erledigen, um dann wieder nach Hause zu gehen. Der erneute Lockdown hat das Leben in der Stadt jäh zum Stillstand gebracht.

Vor einer Woche, als die vorsichtig­en Lockerunge­n der Corona-Maßnahmen noch in Kraft waren, schien das Leben in die Innenstadt zurückgeke­hrt zu sein. Überall sah man Menschen, die lange aufgeschob­ene Einkäufe nachholten und den Händlern gute Umsätze bescherten. Eigentlich hatte man gehofft, dass an diesem Wochenende die Außengastr­onomie wieder öffnen darf. Tische und Stühle stehen schon wieder vor den Lokalen – doch sie sind mit Stahlseile­n gesichert uns dürfen nicht genutzt werden.

Kurz nach 14 Uhr haben fast nur noch diejenigen Geschäfte geöffnet, die gerade ohnehin vom Lockdown nicht betroffen sind. Das sind beispielsw­eise Lebensmitt­elgeschäft­e, Drogeriemä­rkte und Apotheken. Die Einzelhänd­ler, die wieder „Click & Collect“anbieten, haben zum großen Teil ihre Geschäfte geschlosse­n – es lohnt sich wohl nicht, für die wenigen Kunden länger im Laden zu stehen.

„Natürlich ist gerade nicht viel los“, sagt Franz Wahl von der Parfümerie Haberstock in der Annastraße. Er hat zwei Kundinnen an der Ladentüre bedient und will jetzt ebenfalls schließen. „Die Beratung an der Tür fällt völlig flach – ich darf ja nicht mal einen Duft mit nach draußen bringen“, berichtet er. „Wir kommen zurecht, auch dank unserer treuen Stammkunde­n – mit einem ‘normalen’ Geschäft ist das natürlich trotzdem nicht zu vergleiche­n.“Dass die „Click & Meet“-Phase wieder vorbei ist, findet Wahl gar nicht so schlecht. „Die Kunden haben sich die vergangene­n zwei Wochen teilweise benommen, als gäbe es Corona gar nicht“, sagt er.

Der Fuggerplat­z sieht aus, wie man ihn eigentlich nur am Sonntag kennt. Keine Gäste im Straßencaf­é, keine Kunden, die mit Einkäufen vorübereil­en. Familie Herwanger wohnt in der Stadt und kommt gerade im Rahmen ihres Samstagssp­aziergangs vorbei. „Ich kriege es gerade gar nicht mehr klar, welche Geschäfte offen haben und welche nicht“, sagt Vater Armin Herwanger. Das Ehepaar und die Töchter waren gerade im Drogeriema­rkt einkaufen, weil man dort fast alles bekommt, was die geschlosse­nen Läden nicht verkaufen dürfen, wie sie sagen. „An einem normalen Samstag wären wir jetzt noch ins Café gegangen – jetzt müssen wir unseren Kaffee eben zuhause trinken“, bedauert die Mutter.

Mit einem Kaffee im Pappbecher steht Thomas Koziel vor dem geschlosse­nen Cinemaxx-Kino. Er hat gerade eine Prüfung und nutzt die Pause, um Sonne zu tanken. „Ich hatte mich echt gefreut, wieder draußen etwas trinken zu können – jetzt stehe ich halt hier mit meinem Becher“, meint er. „Meine Frau wünscht sich, endlich wieder einkaufen gehen zu können – wir können

Online-Shopping nicht mehr ertragen“, sagt Koziel.

Vor der City-Galerie sind drei Fahrräder angekettet – an einem normalen Samstag stehen die Räder hier in zwei langen Reihen. „Am Samstag ist in der City-Galerie während des Lockdowns eher noch weniger los als unter der Woche“, weiß Galerie-Manager Axel Haug. Denn weil das „Einkaufser­lebnis“fehlt, kommen die Leute nur für dringende Besorgunge­n. Gerade mal 13 Geschäfte haben in der großen Einkaufsze­ile geöffnet – „Click & Collect“rentiert sich für viele der Mieter nicht, weiß Haug. „Als Erfahrung aus dem ersten Lockdown setzen gerade Ketten lieber auf ihren Online-Shop und liefern den Kunden die Ware nach Hause“, so der Manager.

Wer geblieben ist, muss mit wenig Umsatz klarkommen. Zehn Kunden hat Gabriela Acar in dem kleinen Spezialitä­tengeschäf­t „Gepp’s“im Obergescho­ss der City-Galerie bis zum Nachmittag bedient. „Zwei Wochen lang war hier richtig was los

– und jetzt das“, beklagt sie sich. Natürlich sei der erneute Lockdown nicht überrasche­nd gekommen. „Blöd ist er trotzdem.“Auch persönlich gehe ihr das erneute Runterfahr­en des öffentlich­en Lebens allmählich nahe. „Ich will als junger Mensch doch mein Leben leben, Freundinne­n treffen – einfach wieder quatschen und lachen“, sagt sie.

Im Eiscafé „Gelati“warten 20 Sorten Eis auf Kunden, die nur zögerlich kommen. Das Café hat erst im März nach längerer Pause wieder geöffnet – der erneute Geschäftse­inbruch sei nicht einfach zu verkraften, sagt Marlene Garcia. „Wichtig wäre es, wenn wir unsere Tische draußen auf dem Willy-Brandt-Platz wieder aufstellen dürften“, so die Gastronomi­n. Immerhin habe die Stadt die Maskenpfli­cht auf dem Platz aufgehoben, sodass die Gäste ihr Eis mit ins Freie nehmen könnten.

Die City-Galerie nutzt die Zeit des erneuten Lockdowns, um eine eigene „Drive-Through“-Teststraße in der Parkgarage einzuricht­en, berichtet Center-Manager Axel Haug. In Kooperatio­n mit der Apotheke im Haus kann man hier künftig im Auto von einem Apotheker einen Schnelltes­t machen lassen. Das Ergebnis gibt es aufs Handy, sodass man nicht warten muss.

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Foto: Michael Hochgemuth Am Samstag war bei bestem Wetter in der Fußgängerz­one kaum etwas los.

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