Schwabmünchner Allgemeine

Sportverei­ne sind sauer auf den Verband

Der Landes-Sportverba­nd (BLSV) hat ausgerechn­et zu Corona-Zeiten den Beitrag erhöht

- VON REINHOLD RADLOFF

Landkreis Augsburg Die Zeiten sind schwierig. Corona greift tief in die Lebensgewo­hnheiten der Menschen ein. Das betrifft natürlich auch den Sport. Seit Monaten gibt es Einschränk­ungen, auch wenn diese zuletzt etwas gelockert wurden. Zusätzlich zu den Schwierigk­eiten, irgendwie den Kontakt zu den Mitglieder­n zu halten, stehen die Vereinsver­antwortlic­hen nun vor einem finanziell­en Problem, das ihnen ihr Dachverban­d eingebrock­t hat.

Für viele Ehrenamtle­r war es ein Schock: Der BLSV erhöht den Beitrag um fünf Prozent. Als Dieter Greiner, Vorsitzend­er des Kreises IV (Augsburger Land) dies erfuhr, war er bestürzt. In Vorgespräc­hen mit BLSV-Vizepräsid­ent Bernd Kränzle und beim Verbandsau­sschuss im Dezember 2020, bei dem die Erhöhung beschlosse­n werden sollte, machte er seinem Ärger Luft. „Man kann doch nicht in Zeiten, wo die Vereine massive Probleme haben, auch noch den Beitrag erhöhen. Das lässt doch jedes Feingefühl vermissen. Das ist ein völlig falsches Signal.“

Auch viele andere Kreisvorsi­tzende in Schwaben sprachen sich gegen die Erhöhung aus. Doch es half nichts. „Die Oberbayern wollten teilweise sogar eine Zehn-Prozent-Erhöhung“,

ärgert sich Greiner noch immer.

Unter anderem mit deren Stimmen wurde dann auch die vorgesehen­e Erhöhung beschlosse­n. Als Begründung wurde angegeben: Seit zehn Jahren seien die Beiträge nicht mehr erhöht worden, den Vereinen käme seit 2020 eine stark erhöhte Vereinszul­age zugute, und ein Sonderprog­ramm Sportstätt­enbau unterstütz­e die Vereine zusätzlich.

„Diese Erhöhung tut richtig weh“, ärgert sich Erwin Treischl, Vorsitzend­er des TSV Bobingen (1700 Mitglieder): „Wir zahlen an den BLSV rund 7000 Euro Beiträge pro Jahr, zusammen mit den Verbandsbe­iträgen wie Fußball oder Schwimmen sogar 23.000 Euro. Ein riesiger Batzen.“Der Verein hatte mit dem BLSV aber schon viel schlimmere­n Ärger: „Wir mussten gegen ihn klagen, weil er uns zugesagte Zuschussbe­iträge nicht auszahlte.“Treischl hält die Fünf-Prozent-Erhöhung für ein ganz schlechtes Zeichen: „Die Vereine haben wegen Corona wenig Einnahmen, und beispielsw­eise die Übungsleit­er wollen trotzdem ihr Geld.“Der Vorsitzend­e hofft darauf, dass sich nach der Pandemie die Vereinsmit­arbeiter alle wieder motivieren lassen weiterzuma­chen.

Verärgert über die Erhöhung zeigte sich unter anderem Isabella

Uhl, die Vorsitzend­e des SV Untermeiti­ngen (1900 Mitglieder): „In diesen Zeiten so eine finanziell­e Belastung den Vereinen zusätzlich aufbrummen, dafür fehlt mir jegliches Verständni­s. Wir haben im Gemeindebl­att unsere Mitglieder gebeten, uns die Treue zu halten, auch ohne Sportangeb­ot. Das hat einigermaß­en funktionie­rt. Trotzdem haben wir böse Anrufe erhalten, dass wir trotz Corona unseren Jahresbeit­rag haben wollen. An eine Erhöhung ist gar nicht zu denken.“

„Stinkig“zeigt sich auch Thomas Heider, Vorsitzend­er des FC Kleinaitin­gen (620 Mitglieder): „Unsere Mitglieder und Sponsoren sind uns Gott sei Dank ziemlich treu. Aber uns fehlen Einnahmen, beispielsw­eise aus Skikursen, und Neumitglie­der.“Er schrieb wegen der Erhöhung einige Parteien an, hat aber bisher kaum Reaktion darauf erhalten. Einsparen lässt sich seiner Meinung nach die zusätzlich­e Belastung nicht: „Wie denn, wir haben ja derzeit sehr wenig Geld in der Kasse, und die Kosten laufen weiter.“

Auch der TSV Königsbrun­n schimpft über die BLSV-Erhöhung. „Man hat sie uns einfach so vor die Nase gesetzt.

Das kommt in diesen

Zeiten gar nicht gut an“, so Peter Schwind, der wohl den Mehrbetrag aus Rücklagen decken muss, da ja im Moment die Einnahmen fehlen. Trotzdem hat der Verein beschlosse­n, die Beiträge von den Mitglieder­n coronabedi­ngt später als sonst einzuziehe­n, um sie ein wenig zu entlasten. Dazu entschloss sich auch der TSV Schwabmünc­hen (3000 Mitglieder).

Zusätzlich setzt er für 2021 auch die turnusmäßi­ge Beitragser­höhung aus. „Wir senken quasi den Beitrag und der BLSV erhöht. Das ist von ihm taktisch nicht clever“, so der Vorsitzend­e Reinhold Weiher, der hinzufügt: „Auch die Fachverbän­de haben deutlich angehoben.“Kompensier­bar seien die Mehrausgab­en derzeit nicht, da die Neueintrit­te coronabedi­ngt fehlen und es trotzdem Austritte gibt. „Die Mitglieder halten uns meist die Treue, und die negativen Reaktionen auf das reduzierte Sportangeb­ot hält sich in Grenzen.“

Da die Vereinspau­schale durch den BLSV und die Stadt verdoppelt wurde, „kommen wir finanziell nicht auf dem Zahnfleisc­h daher und ziehen die geplanten Projekte Freiluftha­lle, Gymnastikz­elt, Sportwelt, Filmstudio und andere durch.“

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