Sportvereine sind sauer auf den Verband
Der Landes-Sportverband (BLSV) hat ausgerechnet zu Corona-Zeiten den Beitrag erhöht
Landkreis Augsburg Die Zeiten sind schwierig. Corona greift tief in die Lebensgewohnheiten der Menschen ein. Das betrifft natürlich auch den Sport. Seit Monaten gibt es Einschränkungen, auch wenn diese zuletzt etwas gelockert wurden. Zusätzlich zu den Schwierigkeiten, irgendwie den Kontakt zu den Mitgliedern zu halten, stehen die Vereinsverantwortlichen nun vor einem finanziellen Problem, das ihnen ihr Dachverband eingebrockt hat.
Für viele Ehrenamtler war es ein Schock: Der BLSV erhöht den Beitrag um fünf Prozent. Als Dieter Greiner, Vorsitzender des Kreises IV (Augsburger Land) dies erfuhr, war er bestürzt. In Vorgesprächen mit BLSV-Vizepräsident Bernd Kränzle und beim Verbandsausschuss im Dezember 2020, bei dem die Erhöhung beschlossen werden sollte, machte er seinem Ärger Luft. „Man kann doch nicht in Zeiten, wo die Vereine massive Probleme haben, auch noch den Beitrag erhöhen. Das lässt doch jedes Feingefühl vermissen. Das ist ein völlig falsches Signal.“
Auch viele andere Kreisvorsitzende in Schwaben sprachen sich gegen die Erhöhung aus. Doch es half nichts. „Die Oberbayern wollten teilweise sogar eine Zehn-Prozent-Erhöhung“,
ärgert sich Greiner noch immer.
Unter anderem mit deren Stimmen wurde dann auch die vorgesehene Erhöhung beschlossen. Als Begründung wurde angegeben: Seit zehn Jahren seien die Beiträge nicht mehr erhöht worden, den Vereinen käme seit 2020 eine stark erhöhte Vereinszulage zugute, und ein Sonderprogramm Sportstättenbau unterstütze die Vereine zusätzlich.
„Diese Erhöhung tut richtig weh“, ärgert sich Erwin Treischl, Vorsitzender des TSV Bobingen (1700 Mitglieder): „Wir zahlen an den BLSV rund 7000 Euro Beiträge pro Jahr, zusammen mit den Verbandsbeiträgen wie Fußball oder Schwimmen sogar 23.000 Euro. Ein riesiger Batzen.“Der Verein hatte mit dem BLSV aber schon viel schlimmeren Ärger: „Wir mussten gegen ihn klagen, weil er uns zugesagte Zuschussbeiträge nicht auszahlte.“Treischl hält die Fünf-Prozent-Erhöhung für ein ganz schlechtes Zeichen: „Die Vereine haben wegen Corona wenig Einnahmen, und beispielsweise die Übungsleiter wollen trotzdem ihr Geld.“Der Vorsitzende hofft darauf, dass sich nach der Pandemie die Vereinsmitarbeiter alle wieder motivieren lassen weiterzumachen.
Verärgert über die Erhöhung zeigte sich unter anderem Isabella
Uhl, die Vorsitzende des SV Untermeitingen (1900 Mitglieder): „In diesen Zeiten so eine finanzielle Belastung den Vereinen zusätzlich aufbrummen, dafür fehlt mir jegliches Verständnis. Wir haben im Gemeindeblatt unsere Mitglieder gebeten, uns die Treue zu halten, auch ohne Sportangebot. Das hat einigermaßen funktioniert. Trotzdem haben wir böse Anrufe erhalten, dass wir trotz Corona unseren Jahresbeitrag haben wollen. An eine Erhöhung ist gar nicht zu denken.“
„Stinkig“zeigt sich auch Thomas Heider, Vorsitzender des FC Kleinaitingen (620 Mitglieder): „Unsere Mitglieder und Sponsoren sind uns Gott sei Dank ziemlich treu. Aber uns fehlen Einnahmen, beispielsweise aus Skikursen, und Neumitglieder.“Er schrieb wegen der Erhöhung einige Parteien an, hat aber bisher kaum Reaktion darauf erhalten. Einsparen lässt sich seiner Meinung nach die zusätzliche Belastung nicht: „Wie denn, wir haben ja derzeit sehr wenig Geld in der Kasse, und die Kosten laufen weiter.“
Auch der TSV Königsbrunn schimpft über die BLSV-Erhöhung. „Man hat sie uns einfach so vor die Nase gesetzt.
Das kommt in diesen
Zeiten gar nicht gut an“, so Peter Schwind, der wohl den Mehrbetrag aus Rücklagen decken muss, da ja im Moment die Einnahmen fehlen. Trotzdem hat der Verein beschlossen, die Beiträge von den Mitgliedern coronabedingt später als sonst einzuziehen, um sie ein wenig zu entlasten. Dazu entschloss sich auch der TSV Schwabmünchen (3000 Mitglieder).
Zusätzlich setzt er für 2021 auch die turnusmäßige Beitragserhöhung aus. „Wir senken quasi den Beitrag und der BLSV erhöht. Das ist von ihm taktisch nicht clever“, so der Vorsitzende Reinhold Weiher, der hinzufügt: „Auch die Fachverbände haben deutlich angehoben.“Kompensierbar seien die Mehrausgaben derzeit nicht, da die Neueintritte coronabedingt fehlen und es trotzdem Austritte gibt. „Die Mitglieder halten uns meist die Treue, und die negativen Reaktionen auf das reduzierte Sportangebot hält sich in Grenzen.“
Da die Vereinspauschale durch den BLSV und die Stadt verdoppelt wurde, „kommen wir finanziell nicht auf dem Zahnfleisch daher und ziehen die geplanten Projekte Freilufthalle, Gymnastikzelt, Sportwelt, Filmstudio und andere durch.“