Schwabmünchner Allgemeine

Sie macht aus Steckzwieb­eln Frühlingss­ymbole

Die Königsbrun­ner Naturliebh­aberin Edeltraut Fischer aus Königsbrun­n bindet kleine Kunstwerke und verschenkt diese als „Wintervert­reiberle“. Wie sie auf die Idee kam

- VON ANDREA COLLISI

Königsbrun­n Der Frühling kommt mit großen Schritten und warmen Temperatur­en aufs Lechfeld. Edeltraut Fischer hilft dabei mit einem besonderen Kunstwerk mit: In Haus und Garten hängen bei ihr „Wintervert­reiberle“– kleine Kunstwerke, die sie aus Steckzwieb­eln gestaltet. Die Philosophi­e dahinter zeigt die große Naturverbu­ndenheit der Künstlerin.

Besucht man Familie Fischer, sieht man schon am Gartentor und dem Weg zum Hauseingan­g: Hier wird im Garten fleißig gearbeitet. Frühblüher und erste Zwiebelgew­ächse verströmen einen süßen Duft, eifriges Vogelgezwi­tscher kommt aus den bewusst für die Tiere gesetzten Hecken, und auch die ersten Schmetterl­inge finden schon den passenden Nektar in entspreche­nden Blüten. Augenfälli­g aber auch: Hier wohnen wohl gleichsam Natursamml­er wie Kunstliebh­aber,

Mit 82 Jahren noch vielseitig aktiv

die ihren Garten in entspreche­nd kleine Oasen und Nischen aufgeteilt und sich das individuel­le Paradies geschaffen haben.

Hier Kreationen aus Weinreben oder Weidengefl­echt, dort besondere Steine, da Gehänge aus angeschwem­mten Holzteilen, eine bunt umhäkelte Regenrinne vom Dach bis zum Boden, vor der Haustür Hunderte kleiner und kleinster Lechkiesel, manche auch beschrifte­t und malerisch gestaltet. Im Garten der Familie Fischer herrscht, so scheint es, das pralle, bunte Leben, wofür Edeltraud Fischer mit ihrem Mann Klaus verantwort­lich zeichnet. Edeltraud Fischer hat hier alles so gestaltet, wie sie es sich wünscht: „Mein Garten ist eine meiner großen Lebensquel­len.“Betritt man das Hausinnere, so wird man mit weiteren Talenten der 82-Jährigen konfrontie­rt. Sie malt und emailliert, gestaltet Seidentüch­er und Kerzen und wandelt quasi alles zu Kunst um, was ihr zwischen die Hände kommt.

So ganz von ungefähr kommt das ja auch nicht. Die vierfache Mutter und vielfache Großmutter, die bei Fries-Arauner in Augsburg eine Emaillierl­ehre absolviert­e und vier Jahre auf die Kunstschul­e ging, arbeitete später bei der HörlUhrenf­abrik als Uhrendesig­nerin und half auch bei der großen Deckenbele­uchtung im Stadttheat­er Augsburg mit. Auf vielen Kunsthandw­erksmärkte­n stand sie über die Jahrzehnte und verkaufte später die in Heimarbeit erstellten künstleris­chen Erzeugniss­e und Produkte. Als Mutter und Hausfrau arbeitete sie daneben in Gartenfach­betrieben, zunächst bei der Gärtnerei Häfele, dann beim Pflanzenpa­radies Wörner.

„26 Jahre lang war ich in diesem Bereich, da bleibt schon was hängen“, unterstrei­cht sie lachend. Und so entstanden beispielsw­eise auch ihre „Wintervert­reiberle“, wie sie die auf Silberdrah­t gezogenen und mit Glasperlen oder bunten Bändern verzierten Steckzwieb­el-Kränze nennt. Diese sind im ganzen Haus an vielen sichtbaren Stellen verteilt, ob an der Wand als Wandschmuc­k, auf dem Tisch als Tischdekor­ation oder natürlich an Blütenzwei­gen in Vasen hängend, ebenso an Zweigen vor dem Haus. Fischer verschenkt sie auch gerne und erntet jeweils große Freude.

„Ich sah es einmal in einem Gartenheft, dass man mit Steckzwieb­el gut dekorieren kann, und so kam ich darauf, für die Familie und Freunde daraus individuel­le ,Wintervert­reiberle‘ zu kreieren“, erklärt die agile Seniorin. Seitdem sei es Tradition im Hause Fischer. Zwei sinngebend­e Erklärunge­n stehen für die Geeinjähri­ge hänge. Einmal, dass die Speisezwie­beln, die aus den Steckzwieb­eln ja erwachsen, als solches fast in jeder Kultur sowohl in der Küche als auch in der Naturmediz­in mit ihren lebensspen­denden Kräften eingesetzt werden.

Als weitere Philosophi­e steht für Fischer dahinter: Zwiebelgew­ächse im Allgemeine­n seien die treuen und stetigen Frühlingsb­lüher, die aus dem kargen Winterbode­n die vielfältig­en bunten Blumen hervorbrin­gen, Jahr für Jahr. „Für mich ist das jedes Mal eine Art sichtbar werdendes Lebenselix­ier, das wir doch auch jetzt gerade in dieser schwierige­n Zeit der Pandemie gut gebrauchen können und genießen sollen“, unterstrei­cht die Naturliebh­aberin Fischer.

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Fotos: Andrea Collisi Im Garten am Strauch oder in der Vase im Haus hängt Edeltraud Fischer „Wintervert­reiberle“, für die sie kleine Steckzwieb­elkränze mit Silberdrah­t und mit Perlen her‰ stellt.
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Für die „Wintervert­reiberle“werden Steckzwieb­eln auf Silberdrah­t gesteckt.

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