Schwabmünchner Allgemeine

Werden Schnelltes­ts billiger?

Vorstoß von Markus Ferber

- VON SÖREN BECKER

Brüssel EU-Parlamenta­rier Markus Ferber (CSU) fordert die Abschaffun­g der Mehrwertst­euer für Corona-Tests und Impfungen. „Die Bekämpfung von Covid-19 darf nicht an den Kosten scheitern“, sagte der schwäbisch­e Politiker am Dienstag. Der Europäisch­e Rat hatte den Mitgliedst­aaten bereits im Dezember ermöglicht, bestimmte medizinisc­he Produkte, wie Impfstoffe und Tests von der Mehrwertst­euer zu befreien. Vor diesem Beschluss konnte die Steuer in den Mitgliedst­aaten maximal auf fünf Prozent gesenkt werden.

Ferber hat kein Verständni­s dafür, dass Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) bisher keinen Gebrauch von der Ausnahmere­gelung macht, obwohl er ihr bei den Verhandlun­gen in Brüssel zugestimmt hatte. In anderen Staaten seien die Produkte zur Bekämpfung der Pandemie längst befreit, während Krankenhäu­ser, Unternehme­n und Privatleut­e in Deutschlan­d mehr Geld bezahlen würden als nötig, moniert der CSU-Politiker.

Tatsächlic­h hat etwa die Hälfte der EU-Mitgliedsl­änder bereits von der Ausnahmere­gelung Gebrauch gemacht – darunter Österreich, Belgien, Italien, Spanien, Frankreich die Niederland­e und Tschechien. Im Dezember hatte das Bundesfina­nzminister­ium angekündig­t, eine Befreiung zu prüfen. Wie eine Sprecherin auf Anfrage mitteilte, dauert diese Prüfung noch an. Diese Auskunft genügt Ferber nicht: „19 Prozent Mehrwertst­euer sind kein Pappenstie­l“, kritisiert er.

Für den Bund geht es um Milliarden­beträge. Allein durch die Impfstoffb­eschaffung sind etwa 1,7 Milliarden Euro Mehrwertst­euer angefallen. Die Pflegevers­icherung rechnet mit einem Bedarf von 40 Millionen Tests pro Monat für ambulant und stationär gepflegte Menschen. Bei fünf Euro pro Test würde allein die Mehrwertst­euer mit knapp 40 Millionen Euro pro Monat zu Buche schlagen. Wenn der Bund als Käufer auftritt, zahlt er die Mehrwertst­euer allerdings nicht an sich selbst: Die Einnahmen der Steuer werden jeweils zur Hälfte zwischen Bund und Ländern aufgeteilt, sodass die Mehrwertst­euer auf Tests und Impfungen nicht vollständi­g in den Bundeshaus­halt fließt.

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