Tina Schüssler: Im selben Ring wie Muhammad Ali
Die Boxerin, Sängerin und Moderatorin ist jetzt auch unter die Schauspielerinnen gegangen. Mit ihrer Band will sie auf den Spuren von Rammstein wandeln. Zwölf neue Songs sind schon aufgenommen
Die Tage vor Ostern hat Tina Schüssler in Hamburg verbracht. Aber nicht etwa, um dort Urlaub zu machen. Die dreifache Ex-Weltmeisterin im Boxen, Kickboxen und K1 hat in der Hansestadt einen Film gedreht. In dem Trash-Streifen „Macho Man 3“, in dem es um Frauenhandel geht, spielt die 46-Jährige eine Boxerin. Gedreht wurde in der Ritze, die wohl bekannteste Boxkneipe auf der Reeperbahn in St. Pauli. Kinostart soll 2022 sein.
Zustande gekommen ist dieses Engagement bei einem Besuch von Peter Althof in Tinas „Nightcall“, einer Talkshow im Internet, die von der Ex-Boxerin moderiert wird. Dort hat Althof, der als Deutschlands berühmtester Bodyguard gilt, das von Tina Schüssler mit der Band Bonfire gedrehte Musikvideo „Rock’n’Roll Survivor“gesehen, das in einem Boxring spielt. „Das hat ihm gefallen und dann hat er mich gefragt, ob ich in seinem nächsten Film mitspielen will, den er produziert“, sagt das Energiebündel. Die Antwort war klar.
„Es war ein grandioses Erlebnis“, berichtet sie nun von aufregenden Drehtagen. „Nun tropfte auch mein Schweiß hier in den heiligen Hallen, und mein Bild hängt neben den größten Legenden“, zeigte sie sich beeindruckt, im selben Ring gestanden zu haben, in dem schon Größen wie Muhammad Ali, Dariusz Michalczewski oder die KlitschkoBrüder boxten.
Auch Peter Althof und Regisseur Davide Grisolia waren begeistert von der Powerfrau: „Tina ist durch und durch ein Fuchs. Sie bewegt sich seit über 27 Jahren gekonnt vor der Kamera, hat Fernseh-, Schauspielund Kampferfahrung. Ihre Technik und Härte ist erstklassig. Tina liefert zu 100 Prozent professionell ab und ist sprachgewandt. Eine Bessere hätten wir nicht bekommen können.“Neben Tina Schüssler sind in dem Streifen auch Schauspieler Wolfgang Fierek, Starkoch Alexander Herrmann, Comedian Bembers und Boxlegende René
Weller zu sehen. Auch war eine Szene mit Weltstar Terence Hill geplant, die jedoch an dessen Gagenforderung scheiterte.
Bevor die Filmkarriere ins Rollen kommt, hat Tina Schüssler erst einmal ihre Karriere als Sängerin vorangetrieben. „Ich wollte das nicht dahinplätschern lassen und arbeite ständig an mir“, war sie trotz der Corona-Krise fleißig, hat ihre ganze Band umgekrempelt. Nun ist sie von lauter Profimusikern umgeben. „Das ist die oberste Liga. Da wollte ich immer hin.“Mit Gitarrist Sascha Gutmann aus Koblenz, der schon in der Band von Robbie Williams gespielt hat, dem Bassisten Thomas Sedlmeier aus Fürstenfeldbruck, mit dem sie auch das Duo TS bildet, und Drummer Jan Skirde aus Augsburg kann sie jetzt noch härter abrocken, zeigt dabei ein völlig neues Gesicht. Und das ist rußverschmiert, wie es bei den Bands der Neuen Deutschen Härte angesagt ist. Mit brachialer Stimmgewalt und energiegeladener Bühnenperformance will sie neben Größen wie Rammstein oder Eisbrecher als einzige Frau in dieser Szene gewaltig für Druck auf dem Kessel sorgen.
„Genau da gehöre ich hin“, so Schüssler. „Ich fühle mich mit diesem Style wie im Boxring, kann meiner Energie freien Lauf lassen.“
Zwölf neue Songs und einige Musikvideos liegen schon in den Startlöchern. Das Album soll dann zum Start der Europatour mit Bonfire auf den Markt kommen. 24 Konzerte waren geplant, doch Corona blockiert bekanntlich seit mehr als einem Jahr die gesamte Musik-, Kulturund Veranstaltungsbranche. Doch das hält eine Tina Schüssler nicht auf. Autokonzerte, Livestreams, fünf Singles, Musikvideos und das Album „Verwirrte Welt“wurden produziert. Aus ihren PM7Studios hat sie jede Menge „Geisterkonzerte“übertragen.
In diesen Studios wird auch ihre Late-Night-Show produziert, durch die sie in einen der bisher größten Cybercrime-Fälle Deutschlands geriet. Monatelang wurden Essensbestellungen an ihre Adresse geliefert, Schlüsseldienste und Bestattungsinstitute standen vor ihrer Tür, DrohE-Mails mit abstrusen Forderungen gingen bei ihr ein. Am Ende wurde sie sogar für tot erklärt. Obwohl die Stalker-Attacken vorbei zu sein scheinen, ermittelt die Augsburger Kriminalpolizei noch immer. „Einige Drahtzieher wurden erwischt“, mehr will Tina Schüssler aus ermittlungstechnischen Gründen nicht verraten. „Es war der richtige Weg, dass wir an die Öffentlichkeit gegangen sind. Dadurch haben die gesehen, dass wir uns nicht einschüchtern lassen“, schlägt sie auch im richtigen Leben zurück.