Wohngebäude in Bayern in einem Jahr elf Prozent teurer
Lange ist spekuliert worden, ob die Corona-Krise den Immobilienmarkt abkühlt. Das Gegenteil ist eingetreten, berichtet die LBS. Die Nachfrage nach Wohnungen oder Häusern ist im Freistaat sogar gestiegen. Wie es jetzt weitergehen könnte
München Seit Jahren steigen in Bayern die Immobilienpreise. Das Corona-Jahr 2020 mit seinem Wirtschaftseinbruch machte hier keine Ausnahme. Die durchschnittlichen Kaufpreise für bestehende Häuser und Wohnungen haben nochmals um elf Prozent auf durchschnittlich 338220 Euro pro Objekt zugelegt. Das berichtet die Landesbausparkasse LBS für die von ihr vermittelten Immobilien bei der Vorstellung ihres jährlichen Berichts zum Wohnimmobilienmarkt. Zeitweise hatten Experten im vergangenen Jahr spekuliert, ob es mit der Corona-Krise eine Abkühlung auf dem Immobilienmarkt geben könnte. Das Gegenteil ist eingetreten.
In den vergangenen zwölf Monaten hätten sich knapp 190000 Interessenten auf der Suche nach einer Immobilie bei den Sparkassen und der LBS in Bayern vormerken lassen, berichtete Paul Fraunholz, Geschäftsführer der Sparkassen-Immobilien-Vermittlungsgesellschaft. Das seien gut 10000 mehr gewesen als im Jahr davor. „Insbesondere spüren wir seit Mai 2020 mit dem Ende des ersten Lockdowns eine nochmals verstärkte Nachfrage für Wohnimmobilien“, sagte er. Die
Corona-Krise hat den Wunsch nach einem Eigenheim oder einer eigenen Wohnung eher verstärkt als gedämpft. Das zeigt eine Umfrage des Marktforschers Feedbaxx im Auftrag der LBS unter 20- bis 45-Jährigen. Im August 2020 waren in Bayern 84 Prozent der Ansicht, dass ein schönes Zuhause durch Corona wichtiger denn je sein. 38 Prozent der Mieter gab an, dass Corona ihren Wunsch nach einer eigenen Immobilie verstärkt habe.
Eine Ursache für die hohe Nachfrage nach Wohnimmobilien in Bayern sei zudem der Zuzug aus anderen Bundesländern und dem Ausland, berichtete die LBS. „Der Zuzug ist zwar durch die Pandemie gebremst worden. Dennoch prognostiziert das Landesamt für Statistik, dass bis 2039 über 400000 mehr Menschen in Bayern leben werden als heute“, sagte LBS-Chef Erwin Bumberger. Das Angebot an Immobilien halte hier nicht mit: Die Bayerische Staatsregierung habe das Ziel, dass pro Jahr 70000 neue Häuser und Wohnungen gebaut werden. „Doch die Zahl der Baufertigstellungen lag zuletzt immer noch unter der Zielmarke“, berichtete Bumberger. Im Jahr 2020 wurden rund 64000 Häuser und Wohnungen fertiggestellt.
Nachfrage und begrenztes Angebot haben dazu geführt, dass die Kaufpreise für Immobilien seit zehn Jahren im Aufwind sind. Sie haben in dem Zeitraum um satte 123
Prozent zugelegt, berichtet die LBS für die von ihr vermittelten Objekte. Im Norden Bayerns seien Wohnungen und Häuser noch deutlich erschwinglicher als im Süden. Ein übHohe liches gebrauchtes Einfamilienhaus in einer mittleren bis bevorzugten Lage koste in 13 bayerischen Landkreisen in der Regel noch weniger als 250000 Euro.
Ein Vielfaches, nämlich über 800000 Euro, müssen Käufer dagegen zum Beispiel in den Kreisen Erding, Freising, Dachau, Rosenheim oder Lindau bezahlen. Über eine Million Euro werden am Tegernsee, in Garmisch-Partenkirchen, Rosenheim und anderen südlichen Landkreisen fällig. „In der Stadt und im Kreis München sowie im Kreis Starnberg liegen die Preise nochmals etwa zwanzig Prozent höher“, sagte Fraunholz.
In der Stadt Augsburg setzt die LBS für ein Haus 600000 bis 800000 Euro an, in den Kreisen Augsburg und Aichach-Friedberg 500000 bis 600000 Euro. Etwas günstiger ist es noch in Nordschwaben und im Allgäu. Die hohen Preise führen dazu, dass junge Familien häufiger aus den Städten Richtung Land ziehen, da ein Immobilienkauf in den Metropolen für sie unerschwinglich geworden sei, berichteten die Experten. Der Trend, dass Bewohner aus München deshalb in den Großraum Augsburg drängen, sei weiterhin intakt.
Eine Sonderstellung nahm im
Jahr 2020 Ingolstadt ein. „Ingolstadt war der einzige Ort, an dem wir letztes Jahr keine Preissteigerung hatten“, sagte LBS-Experte Fraunholz. Dies hänge sicher mit der Umbruchsituation bei Audi zusammen. „Ingolstadt lebt mit Audi, das ist der Herzschlag dort“, erklärte er. Angesichts der Verunsicherung in der Auto-Industrie hätten sicher einige Mitarbeiter abgewartet statt sich ein Haus zu kaufen. Die Preise in Ingolstadt seien aber trotzdem eher hoch, „ein Schnäppchen wird man dort gerade trotzdem nicht machen“.
Wie aber könnte es nun weiter gehen? Wie teuer kann ein Haus noch werden? Die Deutsche Bank hatte unlängst prognostiziert, dass der Immobilien-Boom in Deutschland 2024 an sein Ende kommen könnte. Bei der LBS sieht man bisher keine Gefahr, dass eine Preisblase platzen könnte, sodass die Preise um 20 oder 30 Prozent einbrächen. Falls die Zinsen nicht massiv steigen und die Einkommen nicht sinken, geht die LBS von einem intakten Markt aus und rechnet auf absehbare Zeit nicht mit einer Preis-Entspannung: „Die anhaltend hohe Nachfrage bei einem gleichbleibend zu geringen Angebot kann zu einem erneuten Anstieg der Kaufpreise führen“, sagte Fraunholz.