„Ende bedeutet für mich Ende“
Johann Wagner zieht sich als Fußball-Bezirksvorsitzender in Schwaben zurück. Er hat sich als Übergangslösung gesehen. Nun geht er doch früher als gedacht
Herr Wagner, Ihre Amtszeit würde eigentlich noch bis zum Bezirkstag 2022 andauern. Warum verabschieden Sie sich rund ein Jahr früher?
Wagner: Als ich 2017 ins Amt kam, habe ich mich ohnehin als Übergangslösung für dieses wichtige Amt gesehen. Ich habe auch stets betont, dass es niemals einen 70-jährigen Funktionär Wagner geben wird. Dass es nun schneller geht, hat schlichtweg mit gesundheitlichen Problemen zu tun.
Sind Sie so angeschlagen, dass Sie das Amt nicht mehr ausüben können?
Wagner: Nein, das ist nicht der Fall. Aktuell fühle ich mich sogar ganz gut, obwohl ich regelmäßig Medikamente nehmen muss. Allerdings merke ich, dass ich nicht mehr so belastbar bin und unter Druck Probleme bekomme. Dazu kommt, dass ich mehrere warnende Beispiele im Verband miterlebt habe. Drei meiner Vorstandskollegen sind in den vergangenen Jahren verstorben. Vielleicht bin ich da ein Stück weit übervorsichtig, aber die Entscheidung ist jetzt so gefallen – und ich bin ja nicht Knall auf Fall zurückgetreten. Der Übergang geht geordnet vonstatten.
Sie sprechen von Christoph Kern, der Ihre Nachfolge antreten soll. Vorausgesetzt, das Verbandspräsidium beruft ihn zum kommissarischen Bezirksvorsitzenden …
Wagner: Richtig, wobei die Berufung nach all den Vorgesprächen eine Formalität sein müsste. Ich halte Kern für einen fähigen Mann, der bislang als Sportrichter tätig ist und auf anderen Verbandsebenen ebenfalls schon Erfahrungen gesammelt hat, obwohl er noch nicht einmal 40 Jahre alt ist.
Sie selbst scheiden mit ihrem Rücktritt aus allen Gremien aus. Ist das der endgültige Abschied vom Fußball?
Wagner: Was offizielle Funktionen und dauerhafte Verpflichtungen betrifft: Ende bedeutet für mich Ende. Wenn mein Rat oder eine kurzfristige Unterstützung gefragt ist, werde ich mit Sicherheit nicht Nein sagen. Ich habe auch vor, dass ich mich öfter bei der Schiedsrichter-Gruppe Donau sehen lasse, wo vor 23 Jahren mit der Wahl zum Obmann meine Funktionärslaufbahn begonnen hatte. Und sicherlich werde ich auf dem einen oder anderen Fußballplatz vorbeischauen.
Vorausgesetzt, dass bald wieder Spiele stattfinden. Wie sehr hat Sie die Corona-Pandemie getroffen?
Wagner: Gesundheitlich zum Glück bislang nicht, allerdings hat es das Leben schon sehr stark eingeschränkt. Privat treffen meine Frau und ich seit Monaten nur ein paar wenige Freunde oder Familienmitglieder. Und im Fußball geht es eigentlich nur um Verwaltungsthemen. Seit Beginn der Pandemie habe ich an rund 30 Videokonferenzen des Vorstands teilgenommen, die bis zu sechs Stunden dauerten. Die Infos musste ich dann wieder für meine schwäbischen Mitarbeiter aufbereiten und ebenfalls online weitergeben. Den persönlichen Kontakt ersetzt das aber niemals.
Wobei es ohnehin schwierig sein dürfte, mit allen Kontakt zu halten …
Wagner: Das stimmt, allein in Schwaben haben wir rund 120 Mitarbeiter. Mit denen stehen jetzt die Gespräche an, ob sie über das kommende Jahr zur Verfügung stehen. Das ist mit ein Grund, warum es sinnvoll ist, dass Christoph Kern jetzt übernimmt. So kann er ein Stück weit beeinflussen, wer zu seinem neuen Team gehören soll. Er braucht beispielsweise Nachfolger für Bezirksspielleiter Rainer Zeiser oder den Donau-Kreisspielleiter Franz Bohmann, die sich beide nicht mehr zur Wahl stellen.
Blicken wir auf die Anfänge Ihrer Fußballzeit zurück …
Wagner: Die waren unspektakulär. Mit acht Jahren habe ich beim VfL Zusamaltheim begonnen – und bin dem Verein immer treu geblieben. Bis ich mit 28 nach zwei Sprunggelenksverletzungen aufgehört habe. Als Spieler war ich mehr für das Rustikale zuständig und eher kein Freund der Schiedsrichter.
Trotzdem haben Sie als Karriere gemacht. Unparteiischer
Wagner: Stimmt, wobei das nicht so geplant war. Dann stellten sich schnell Erfolge ein, ich bin bis in die Bayernliga, damals die vierte Liga, aufgestiegen. Das schönste Erlebnis war, als ich beim damals für ein Jahr in der Regionalliga spielenden 1. FC Nürnberg vor 12 000 Zuschauern an der Linie winken durfte. Das war die sportliche Seite, die andere war die kameradschaftliche. Da habe ich mich bei den Schiedsrichtern immer gut aufgehoben gefühlt.
Von 1998 bis 2002 waren Sie Obmann der Gruppe Donau, dann schien die Funktionärslaufbahn beendet zu sein.
Wagner: Das hatte familiäre Hintergründe. Wir hatten einen pflegebedürftigen Sohn und ich wollte meine Frau stärker unterstützen. Unser
Sohn ist dann leider kurze Zeit später verstorben.
Und Sie standen für neue Aufgaben bereit?
Wagner: Ich habe mich nicht aufgedrängt, allerdings war der damalige Donau-Spielleiter Peter Oehlenberg schwer erkrankt und musste sein Amt abgeben. Der damalige schwäbische Bezirksvorsitzende Hermann Güller wollte mich als Nachfolger. Und meine Frau meinte nur: Mach es, wenn du das willst.
Daraus sind 19 weitere Funktionärsjahre in verschiedenen Positionen geworden, zuletzt als Bezirksspielleiter und Bezirksvorsitzender …
Wagner: Eine Zeit, in der sich extrem viel verändert hat. Ich habe kürzlich mal in alten Unterlagen gestöbert, da fallen dir die zahlreichen Neuerungen erst so richtig auf. Sei es die Reform der Spielklassen durch die Einführung der Regionalliga Bayern und Abschaffung der Bezirksoberliga, die Einrichtung der Coaching-Zone, die Umstellung vom Bandenkick auf Futsal, die Integration der Reserven in den aufstiegsberechtigten Spielbetrieb, die Möglichkeit des Rückwechsels bis hoch zur Kreisliga oder neuerdings der Flex-Spielbetrieb in den untersten Spielklassen.
Sie können das künftig als Außenstehender verfolgen. Was bleibt für Sie als „Fußball-Rentner“?
Wagner: Ich bin ja nicht nur „Fußball-Rentner“, zum Ende des Jahres werde ich aus dem Berufsleben ausscheiden. Bis Oktober bin ich noch Leiter der Lagerlogistik bei der Pfaffenhauser Firma Raico. Künftig möchte ich die Zeit nutzen, um mehr mit dem Fahrrad oder auf dem Ergometer Sport zu treiben, liegen gebliebene Dinge rund ums Haus erledigen – oder mich einfach nur mit den vielen Freunden aus dem Sport auf einen Kaffee treffen.
● Johann Wagner ist 1957 gebo ren, verheiratet und Vater dreier Kinder. Er war aktiver Fußballer beim VfL Zusamaltheim (Landkreis Dil lingen); später Schiedsrichter (bis zur Bayernliga); ab 1998 Funktionär im Bayerischen FußballVerband als Obmann der SchiedsrichterGrup pe Donau, Spielgruppenleiter, Be zirksspielleiter und zuletzt seit 2017 als Vorsitzender des Fußball Bezirks Schwaben. (wab)
VfL Osnabrück – SSV Jahn Regensburg Holstein Kiel – Hannover 96
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VfL Bochum Hamburger SV Greuther Fürth Holstein Kiel FC Heidenheim F. Düsseldorf Karlsruher SC FC St. Pauli SC Paderborn Erzgebirge Aue Hannover 96 Darmstadt 98 J. Regensburg Nürnberg Braunschweig VfL Osnabrück Sandhausen Kick. Würzburg
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