Auf dem Rasen laut, sonst eher ruhig
Beim FCA steht Kapitän Gouweleeuw für umsichtiges Verteidigen. Er äußert sich zum Torwart, zum Trainer und der Bielefeld-Partie
Ans Hinspiel erinnert sich Jeffrey Gouweleeuw äußerst gerne. Kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass der Verteidiger des FC Augsburg eigene Treffer bejubelt. Obendrein einen so wichtigen. 1:0 besiegte der Fußball-Bundesligist im Dezember Arminia Bielefeld, einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf hatte er auf Distanz gehalten.
Nun treffen beide Teams erneut aufeinander, und die Partie ist nicht weniger bedeutungsschwanger (Samstag, 15.30 Uhr/Sky). Bei einem Erfolg kommen die Augsburger dem Klassenerhalt ungemein nahe, bei einer Niederlage beginnt das große Zittern. Gouweleeuw betont: „Wir wissen, welch großen Schritt wir machen können. Das muss uns allen bewusst sein.“
Der Niederländer steht nicht im Verdacht, dass ihn diese Ausgangslage in irgendeiner Form beeinflussen könnte. Allgemein vermittelt er den Eindruck, dass ihn nichts und niemand aus der Ruhe bringen kann. Lässig sein Auftreten abseits des Rasens, ruhig und besonnen jenes auf dem Spielfeld. Fehler des 29-Jährigen sind rar. Dass der FCA bislang nicht in akute Abstiegsgefahr geraten ist, hat mit Stabilität im Abwehrzentrum und Torhüter Rafal Gikiewicz zu tun. Entsprechend wagte niemand, dem Torhüter einen Vorwurf zu machen, als sein Fehler zur Niederlage auf Schalke führte. Aufbauarbeit müsse er nicht leisten, meint Gouweleeuw. „Rafal hat genug Selbstvertrauen. Seine Leistungen sprechen für sich, er hat uns oft gerettet. Das kann immer mal passieren.“
Gikiewicz und Gouweleeuw sind Wortführer, in den leeren Stadien sind ihre Kommandos deutlich zu verstehen. Deutlicher, als mancher Mitspieler sich wünscht. Gouweleeuw stört sich nicht an Gikiewicz’ verbalen Wachrüttlern. Im Gegenteil. „Das ist gut so, weil es ihm immer um die Sache geht. Schließlich ist nicht immer alles positiv.“
Gikiewicz zeigt Gefühlsausbrüche, die unter Corona-Bedingungen in der Bundesliga seltener geworden sind. Keine Zuschauer, die anfeuern oder Spieler mitreißen, selbst Jubelfotos am Spielfeldrand können Ärger mit sich bringen. Daran gewöhnen will sich Gouweleeuw nicht, in einem leeren Stadion zu spielen. „Das macht einfach weniger Spaß. Jeder geht damit unterschiedlich um.“
Allzu sehr klagen will er nicht,
Gouweleeuw kennt die Wirkung seiner Worte. Im Lockdown sind Existenzen bedroht, er darf hingegen seinem Beruf nachgehen. Und so sagt er: „Wir sind froh, dass wir überhaupt spielen dürfen.“
Gouweleeuw ist gewohnt, Verantwortung zu übernehmen. Das hat er bei AZ Alkmaar getan, ebenso beim FCA. Als Kapitän versucht er, Einfluss zu nehmen, sucht oft das Gespräch mit Mitspielern und Schiedsrichter. Wobei er nicht das Gefühl habe, eine Sonderstellung einzunehmen. Auch als Spielführer müsse er aufpassen, was er sage. Und zu wem. „Am Ende hängt es davon ab, welchen Schiedsrichter du hast. Die meisten kenne ich schon.“
Unter dem ehemaligen FCATrainer Martin Schmidt erlebte Gouweleeuw eine schwierige Phase. Fühlte sich fit, spielte aber nicht. Außerdem beklagte er fehlenden Austausch mit Schmidt. Die Kommunikation mit Heiko Herrlich stellt den 29-Jährigen hingegen zufrieden. Das laufe gut, meint er. „Wenn etwas ist von meiner Seite, gehe ich zu ihm. Wenn er etwas von mir will, kommt er zu mir. Es ist normal, dass wir uns austauschen und ich meine Meinung dazu sage.“
Letztlich müssen die Spieler umsetzen, was der Trainer vorgibt. Auf Schalke ist das weniger gelungen. Einmal mehr bewies der FCA, wie wenig konstant er in den Ergebnissen bleibt. Gouweleeuw findet keine Erklärung, vielmehr verweist er darauf, dass nur die wenigsten Teams in der Liga beständig gute Resultate lieferten. Aber: „Dass der Tabellenletzte Schalke vier Punkte gegen uns geholt hat, ist schon peinlich“, betont Gouweleeuw.
Gelegenheit zur Wiedergutmachung bietet sich gegen Bielefeld. Gouweleeuw will sich nicht nur ans Hinspiel gerne erinnern.