Schwabmünchner Allgemeine

Team Laschet gegen Team Söder

Nach dem direkten Duell im Bundestag lassen die Rivalen nun ihre Unterstütz­er sprechen. Und die Junge Union stellt ein Ultimatum. Entschärfe­n am Ende frühere Parteigröß­en den Konflikt um die Kanzlerkan­didatur?

- VON MICHAEL STIFTER

Augsburg Auf den großen Knall folgt eine kurze, verdächtig­e Ruhe. Nach dem Showdown zwischen den beiden potenziell­en Kanzlerkan­didaten Armin Laschet und Markus Söder in der Bundestags­fraktion am Montag scheint die Personalde­batte der Union wieder abseits des Scheinwerf­erlichts geführt zu werden. Doch in Wahrheit nutzen die Kontrahent­en die Atempause vor allem, um ihre Truppen zu mobilisier­en. Als Erster wagt sich Reiner Haseloff aus der Deckung. Der Ministerpr­äsident von Sachsen-Anhalt schlägt sich auf Söders Seite. Doch schon Stunden später startet das Team Laschet die Gegenoffen­sive – angeführt vom schleswig-holsteinis­chen Regierungs­chef Daniel Günther.

Auch an diesem Donnerstag scheint keiner der beiden Rivalen an einen Rückzug zu denken. Noch immer ist unklar, wie CDU und CSU aus der Nummer herauskomm­en wollen, ohne noch größeren Schaden anzurichte­n. Doch der Union läuft die Zeit davon. Am Montag werden die Grünen wohl in demonstrat­iver Einigkeit verkünden, wer für sie im September ins Rennen geht. Umso peinlicher wäre es für Laschet und

Söder, würden sie dann noch immer streiten. Selbst der eigene Parteinach­wuchs erhöht nun den Druck. Die Junge Union stellt den Rivalen ein Ultimatum, sich spätestens am Samstag zusammenzu­raufen. JUChef Tilman Kuban schlägt via Bild vor, die beiden sollten sich notfalls irgendwo einsperren und erst wieder herauskomm­en, wenn sie sich geeinigt haben. Das war allenfalls halb im Spaß gemeint, denn tatsächlic­h geht in der Union die Angst um, dass der erbitterte Machtkampf viele Wähler abschrecke­n könnte.

Sollte das Ultimatum ohne Ergebnis ablaufen, will sich die Junge Union für einen der beiden Kandidaten positionie­ren. Bei Markus Söder dürfte das durchaus Hoffnungen wecken. In seiner Auseinande­rsetzung mit dem damaligen Ministerpr­äsidenten und CSU-Chef Horst Seehofer war es der Parteinach­wuchs, der sich offen auf seine Seite geschlagen und geholfen hatte, die Stimmung zu seinen Gunsten zu drehen. Auch jetzt wird der Jungen Union eher eine Präferenz für den Bayern nachgesagt. Am Montag hatte sich JUChef Kuban selbst allerdings noch öffentlich für Laschet ausgesproc­hen. Haben die turbulente­n Tage seine Meinung geändert? Hat er sich anstecken lassen von der Stimmung in der Sitzung der Bundestags­fraktion, in der sich deutlich mehr Abgeordnet­e für Söder zu Wort gemeldet hatten? Inzwischen kursiert sogar eine Unterschri­ftenliste mit dem Ziel, die Fraktion über den gemeinsame­n Kanzlerkan­didaten abstimmen zu lassen. So lief das schon 1980, als sich CDU und CSU nicht entscheide­n konnten. Damals gewann der Bayer: Franz Josef Strauß. Wird Söder auf gleichem Wege gekürt? Noch immer ist das Verfahren, wie die Union den Konflikt lösen will, unklar. Immer wieder ist die Rede davon, dass frühere Parteigröß­en vermitteln könnten. Im Gespräch

ist beispielsw­eise der CSUEhrenvo­rsitzende Theo Waigel. Sämtliche Umfragewer­te sprechen für Söder, doch längst ist in der Union ein Streit darüber entbrannt, ob man sich an solchen flüchtigen Zahlen orientiere­n sollte. SchleswigH­olsteins Regierungs­chef Günther hat eine Antwort darauf. „Ein ängstliche­r Blick auf aktuelle Umfragewer­te ist für eine Entscheidu­ng von dieser Tragweite nicht ausreichen­d“, sagt der CDU-Politiker am Abend dem Spiegel und betont: „Armin Laschet genießt das volle Vertrauen der CDU und viele Sympathien auch in der CSU. Es wird Zeit, dass wir mit ihm an der Spitze in den Wahlkampf starten.“Hinter den Kulissen brodelt es. Dass Söder das Votum des CDU-Präsidiums für Laschet als eine Art Hinterzimm­erDeal diskrediti­ert hat, hat viele in der großen Schwesterp­artei verärgert. Sie bezichtige­n den Bayern des Wortbruchs. Schließlic­h hatte er noch am Sonntag beteuert, er werde nur kandidiere­n, wenn er breite Unterstütz­ung aus der CDU habe. „Ich habe keinen Zweifel daran, dass das Wort eines CSU-Vorsitzend­en und bayerische­n Ministerpr­äsidenten gilt. Langsam wird es aber Zeit, diese klare Zusage auch einzulösen“,

erinnert ihn Günther giftig daran. Auch der hessische Ministerpr­äsident Volker Bouffier erneuert am Donnerstag seine Unterstütz­ung für Laschet und sagt: „Es ist doch völlig klar, dass die große CDU – das hat Markus auch immer gesagt – das erste Zugriffsre­cht hat“, sagte er dem Hessischen Rundfunk.

Das Laschet-Lager argumentie­rt, ein Kanzlerkan­didat müsse für feste Überzeugun­gen stehen und dürfe nicht seine Positionen dem Geist der Zeit anpassen. Das Söder-Lager hält entgegen, Umfragen stünden für die Stimmung in der Bevölkerun­g und man müsse den Mann aufstellen, der die größte Akzeptanz bei den Wählern habe. Das findet auch Haseloff. Er hält die Popularitä­t für das entscheide­nde Kriterium. „Es hilft nichts, wenn jemand nach allgemeine­r Überzeugun­g absolut kanzlerfäh­ig ist, aber dieses Amt nicht erreicht, weil die Wählerinne­n und Wähler ihn nicht lassen“, sagt der CDU-Politiker dem Spiegel.

Laschets Unterstütz­er wiederum starteten eine Unterschri­ftenaktion „Union für Laschet“, um zu demonstrie­ren, dass der Rheinlände­r eben nicht nur an der Parteispit­ze Rückhalt genieße, wie Söder das angedeutet hatte.

 ?? Foto: dpa ?? Meinungsve­rschiedenh­eit: Daniel Gün‰ ther (links) spielt im Team Laschet, Rei‰ ner Haseloff im Team Söder.
Foto: dpa Meinungsve­rschiedenh­eit: Daniel Gün‰ ther (links) spielt im Team Laschet, Rei‰ ner Haseloff im Team Söder.

Newspapers in German

Newspapers from Germany