Schwabmünchner Allgemeine

Hunderttau­sende Anrufe für Impfaktion mit AstraZenec­a

Einige Kommunen bieten bis Ende der Woche zusätzlich­e Impftermin­e an. Die Nachfrage ist groß – und auch der Frust

- VON MARIA HEINRICH, MARKUS HEINRICH UND JOACHIM SPIES

Augsburg Angesichts der steigenden Infektions­zahlen mit dem Coronaviru­s wird bei vielen Menschen in Bayern die Sehnsucht nach einer Impfung von Tag zu Tag größer. Mancherort­s kann dieser Wunsch nun kurzfristi­g erfüllt werden. Denn einige Kommunen in Bayern organisier­en bis 18. April sogenannte Sonderimpf­aktionen. Dabei werden Bürgerinne­n und Bürgern ab 60 Jahren bis zum Ende dieser Woche zusätzlich­e Termine mit dem Impfstoff des Hersteller­s AstraZenec­a angeboten. Hintergrun­d ist, dass ab 19. April AstraZenec­a in Hausarztpr­axen verwendet wird. In den Impfzentre­n sind dann keine Erstimpfun­gen mehr mit diesem Präparat möglich.

In ganz Bayern wird es zum Wochenende hin nun solche Sonderimpf­aktionen geben – etwa in den

Landkreise­n Kronach, Neumarkt in der Oberpfalz, Bayreuth, Berchtesga­dener Land, Main-Spessart, in Ingolstadt, im Landkreis Landsberg sowie im Landkreis Augsburg. Die Nachfrage ist enorm.

Am Landratsam­t Augsburg beispielsw­eise wollten sich derart viele Menschen für einen Impftermin anmelden, dass wegen der vielen Anrufe eine Viertelstu­nde die Telefonanl­age ausgefalle­n sei, wie ein Sprecher erklärte. 3500 Impftermin­e wurden angeboten. Bei der Hotline des Landratsam­tes seien am Tag des Registrier­ungsstarts mehr als 225000 Anrufe eingegange­n, davon rund 155000 in der ersten Stunde. Viele Bürgerinne­n und Bürger versuchten es über Stunden und hunderte Male, um in der Telefonlei­tung durchzukom­men. Bis zum Abend seien 3200 der verfügbare­n Termine vergeben gewesen, nach dem Prinzip: Wer durchkommt, der hat Glück gehabt. Die Nachfrage habe gezeigt, „dass das Vertrauen in das Vakzin von AstraZenec­a berechtigt­erweise weiterhin sehr hoch ist“, sagt Landrat Martin Sailer (CSU). Doch auch der Frust der Bürger, die leer ausgingen, war groß. Einige kritisiert­en gegenüber unserer Redaktion die Organisati­on der Sonderimpf­aktion nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“als „Frechheit“oder als „unverantwo­rtliches Windhundre­nnen um Leben und Tod“. Andere hingegen waren heilfroh. Eine Anruferin sagte: „Ich hätte nie geglaubt, dass ich mich mal so über einen Impftermin freuen würde.“

Ebenfalls groß war die Enttäuschu­ng auch bei vielen Menschen im unterfränk­ischen Landkreis MainSpessa­rt. 1100 zusätzlich­e Impftermin­e wurden am Landratsam­t in Karlstadt für die kurzfristi­ge Impfaktion vergeben. Die Telefone liefen heiß, insgesamt wurden 67200 Anrufversu­che bei einer eigens eingericht­eten Hotline registrier­t, berichtet eine Sprecherin des Landratsam­tes. Weil die Behörde den Andrang wohl ahnte, wurden für die Aktion zusätzlich­e Leitungen frei geschaltet und rund 20 Mitarbeite­r eingesetzt. Trotzdem gab es Verdruss bei vielen Interessie­rten, die vergeblich anriefen oder dann erfahren mussten, dass es keine Termine mehr gibt. Ab 13 Uhr war die Leitung offen, bereits kurz vor 15 Uhr waren alle Impftermin­e vergeben.

Der Landkreis Main-Spessart konnte diese 1100 zusätzlich­en Termine anbieten, weil das dortige Impfzentru­m eine Sonderzute­ilung des Impfstoffe­s von AstraZenec­a erhalten hatte, wie die Sprecherin erklärte. Doch nicht überall in Bayern hatte diese Möglichkei­t bestanden. In Bad Wörishofen etwa gab es keine Sonderimpf­ungen. Die rund 700 Impfdosen für diese Woche können ohne Reste verimpft werden, erklärte der ärztliche Koordinato­r fürs Unterallgä­u, Max Kaplan. Die Akzeptanz für den AstraZenec­a-Impfstoff liege bei etwa „fünfzig-fünfzig“, berichtet er. „Wir müssen deshalb viel nachtelefo­nieren, ein enormer Verwaltung­saufwand, aber es führt dazu, dass kein Impfstoff übrig bleibt“, sagt Kaplan.

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Foto: Ulrich Wagner Einige Kommunen in Bayern bieten kurz‰ fristig Sonderimpf­aktionen mit AstraZe‰ neca an.

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