Bettina Aust fliegt, schwebt, gleitet
Da vergeben wir doch glatt fünf schwarze Sterne: Klarinettistin Bettina Aust, so junges wie herausstechendes Mitglied des Philharmonischen Orchesters Augsburg, hat mit ihrem Bruder Robert (auf dem Steingraeber-Flügel) Kammermusik der Jahre 1900 bis 1921 aufgenommen, und die zwei tun alles, was zu tun ist – und lassen alles, was zu lassen ist. Hier wird mit Freude über die Verfügbarkeit einer singenden nonverbalen Stimme musiziert, hier herrschen Sensibilität, Diskretion, Kunstsinn – und nicht der Druck virtuoser Selbstdarstellung. Traumverloren hebt Debussys Rhapsodie von 1910 an, introvertiert erklingen Alban Bergs vier Stücke von 1913, gelenkig Strawinskys Solo-Piecen von 1918, einfühlsam Saint-Saëns Klarinetten-Sonate von 1921. Nie schwitzt da was angestrengt, alles fliegt, schwebt, gleitet über den physischen Anforderungen, der Welt quasi abhandengekommen. Die Musik fällt den Geschwistern geradezu zu. ★★★★★
(Genuin/Note 1)
(rh)