Schwabmünchner Allgemeine

Schieber zieht es zurück in die Heimat

Ausgemuste­rter Profi-Stürmer verlässt die Bundesliga und wechselt ab Juli als Co-Trainer zur TSG Backnang in den Amateurber­eich. Warum es zwischen ihm und dem FC Augsburg nie wirklich klappte

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Bis zum 30. Juni steht Fußballpro­fi Julian Schieber beim FC Augsburg noch unter Vertrag, doch schon seit einiger Zeit ist er vom Training freigestel­lt. Der Bundesligi­st hat für den Stürmer keine Verwendung mehr. Jetzt hat Schieber eine neue Aufgabe im Amateurber­eich gefunden, der 32-Jährige kehrt zurück in seinen Heimatklub TSG Backnang und wird beim baden-württember­gischen Oberligist­en neuer Co-Trainer. Er soll dort ab Juli den künftigen Chefcoach und Spielertra­iner Mario Marinic bei seinen Aufgaben unterstütz­en.

„Mit der Verpflicht­ung von Julian Schieber ist uns ein echter Transfer-Coup gelungen. Dies wird der TSG zusätzlich eine enorme Strahlkraf­t verleihen“, wird Backnangs Sportliche­r Leiter Marc Erdmann in verschiede­nen Medien zitiert. Schieber und seine Familie wohnen laut Erdmann bereits seit einiger Zeit wieder in Backnang. Für seinen ersten Verein hat Schieber als Jugendlich­er bereits in der U17-Bundesliga gespielt, von dort war er 2006 zum VfB Stuttgart gewechselt, wo seine wechselvol­le Profikarri­ere startete.

Neben einer kurzen Ausleihe zum 1. FC Nürnberg erlebte der Stürmer in der Saison 2011/2012 seine erfolgreic­hste Spielzeit für den VfB Stuttgart. Dort wurde er von Borussia Dortmund entdeckt und verpflicht­et und erreichte mit den SchwarzGel­ben 2013 das ChampionsL­eague-Finale. Doch danach verlief Karriere zunehmend mühsamer für den Schwaben, der es auf 167 Bundesliga­spiele und 18 ChampionsL­eague-Einsätze gebracht hat.

Nach Schiebers Wechsel zu Hertha BSC Berlin im Jahr 2014 drifteten Wunsch und Wirklichke­it bei seinen Vorstellun­gen auf dem Platz immer weiter auseinande­r. Der Körper verweigert­e zunehmend seinen Dienst und die verschiede­nsten

Verletzung­en, darunter zwei langwierig­e Knorpelsch­äden im Knie, setzten ihn regelmäßig außer Gefecht. In den vier Jahren, die er bei der Hertha unter Vertrag stand, erzielte er nur elf Tore. Eine ausbaubare Bilanz für einen Bundesliga­Angreifer.

So erfolgte 2018 der Wechsel zum FC Augsburg. Doch so recht fanden auch Julian Schieber und die bayeridie schen Schwaben nicht zusammen. Auch hier verhindert­en Verletzung­en und Ausfälle von Anfang an die von ihm erstrebte Rolle als Leitfigur und Leistungst­räger. Die magere Bilanz nach vier Jahren Augsburg: gerade mal zwölf Bundesliga-Einsätze und ein Tor. Zu allem Überfluss nicht mal ein besonders wichtiges, sondern den Treffer zum 6:1 in der Bundesliga-Partie gegen den

VfL Wolfsburg 2018/2019, die mit 8:1 für den FCA endete.

In Augsburg war man sich von Anfang an des Risikos bewusst, einen Spieler wie Schieber mit dessen Krankenges­chichte zu holen, doch damals zeigte sich Sport-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter noch voll Zuversicht, dessen Beschwerde­n mit optimaler medizinisc­her Betreuung in den Griff zu bekommen. Doch er wurde eines Besseren belehrt.

Denn schon im ersten Trainingsl­ager zog sich Julian Schieber eine Wadenverle­tzung zu, im November 2018 nach seinem ersten Einsatz im FCA-Trikot plagte ihn ein lädierter Oberschenk­el. Mit der Verpflicht­ung von Florian Niederlech­ner wurde Schieber in der Augsburger Offensive immer weniger berücksich­tigt – selbst wenn er einsatzfäh­ig war. Über die Rolle eines Einwechsel­spielers kam er weder unter Trainer Manuel Baum, noch später unter Martin Schmidt und auch jetzt unter Coach Heiko Herrlich nicht hinaus.

Letzterer habe ihm schließlic­h auch zu verstehen gegeben, dass er Schiebers Körper das Bundesliga­Niveau nicht mehr zutraut. Der Profi reagierte mit „Entsetzen, Enttäuschu­ng und Wut“über die Tatsache, wie er beim FC Augsburg ausgemuste­rt wurde. Ein AsienGasts­piel, das sich der Thailand-Fan immer mal wieder gewünscht hatte, verwarf er aber wieder, sondern kehrte stattdesse­n zurück zu seinen Wurzeln – und fand die neue sportliche Herausford­erung in seinem Heimatklub.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Mit großen Zielen war Julian Schieber 2018 zum FC Augsburg gekommen, doch so richtig hat es zwischen dem Bundesligi­sten und dem Stürmer bis zuletzt nicht gepasst. Jetzt beendet Schieber seine Profi‰Karriere.
Foto: Ulrich Wagner Mit großen Zielen war Julian Schieber 2018 zum FC Augsburg gekommen, doch so richtig hat es zwischen dem Bundesligi­sten und dem Stürmer bis zuletzt nicht gepasst. Jetzt beendet Schieber seine Profi‰Karriere.

Newspapers in German

Newspapers from Germany