Schwabmünchner Allgemeine

Stadt sichert Miete für das „Löwenhaus“

In der Unterkunft in Pfersee leben Menschen, die zuvor in Obdachlose­n- oder Asylunterk­ünften untergebra­cht waren. In der Einrichtun­g sollen sie fit für den regulären Wohnungsma­rkt gemacht werden. Das klappt nicht immer

- VON MIRIAM ZISSLER

Seit über vier Jahren gibt es ein besonderes Wohnprojek­t in der Löwenstraß­e in Pfersee. 24 Personen wohnen dort in sechs Wohngemein­schaften. Obdachlose Menschen bekommen hier ebenso einen regulären Mietvertra­g wie geflüchtet­e Menschen, die zuvor in einer dezentrale­n Asylunterk­unft der Stadt gewohnt haben. Das Ziel: Nach der gemeinscha­ftlichen Unterbring­ung in Augsburger Notunterkü­nften sollen sie nach der zwischenze­itlichen Unterbring­ung im „Löwenhaus“an den Mietmarkt herangefüh­rt werden. Nun sind über die Jahre Mietausfäl­le aufgelaufe­n, die die Stadt abfängt, um das Wohnprojek­t fortführen zu können.

Für die Menschen, die ein Einzelzimm­er samt der gemeinscha­ftlichen Nutzung von Badezimmer und Küche im Löwenhaus anmieten konnten, beginnt oft ein neuer Lebensabsc­hnitt. Sie können die Obdachlose­noder Asylunterk­unft verlassen und erhalten so mehr Privatsphä­re. Ausgewählt werden die Bewohner von Mitarbeite­rn des Sachgebiet­s „Besondere Wohnformen“des Amtes für Wohnbauför­derung und Wohnen. Aus Mitteln des städtische­n Wohnhilfep­rojekts wird zudem eine Teilzeitkr­aft des Diakonisch­en Werkes finanziert, die den Bewohnern unter die Arme greift. Die Teilzeitkr­aft organisier­t das Zusammenle­ben der Bewohner, führt sie an den regulären Mietmarkt heran und hat ein Auge darauf, dass die monatliche Miete an den Eigentümer des Hauses entrichtet wird.

In den vergangene­n Jahren war das nicht immer gelungen, wurden die Mitglieder des Jugend-, Sozialund Wohnungsau­sschusses jetzt informiert. In den vergangene­n Jahren sind Mietausfäl­le in Höhe von 6000 Euro aufgelaufe­n, was rund zwölf Monatsmiet­en beträgt. Das liege zumeist daran, dass die Mieter – trotz Hilfe durch den eingesetzt­en

Sozialarbe­iter – ihren Pflichten gegenüber den Leistungsb­ehörden nicht ausreichen­d nachkamen. Ein Großteil der Bewohner bestreite seinen Lebensunte­rhalt durch Leistungen des Staates. Falls notwendige Anträge nicht rechtzeiti­g gestellt würden, könnten Leistungsl­ücken

Mietausfäl­le nach sich ziehen, heißt es in der Sitzungsun­terlage. Selbst das Ermahnen des Pädagogen der Diakonie führe nicht in jedem Fall dazu, dass Anträge schneller gestellt werden könnten.

Grundsätzl­ich wären der Eigentümer des Hauses und die Stadt

Augsburg aber mit dem Wohnprojek­t zufrieden und wollen auch, dass es fortgesetz­t wird. Deshalb waren beide Seiten einverstan­den, dass die Vereinbaru­ng erweitert wird. So sollen die 24 Wohnplätze dauerhaft gesichert werden – zumal diese Wohnplätze deutlich günstiger als vergleichb­are Plätze in betreuten Notunterkü­nften der Obdachlose­nfürsorge sind. Demnach erhält der Eigentümer die Zusicherun­g, dass künftig bis maximal 20.000 Euro an Mietausfäl­len durch die Stadt im Jahr kompensier­t werden. Im Gegenzug sichert der Eigentümer den Fortbestan­d des Wohnprojek­ts sowie ein Belegungsr­echt für alle 24 Zimmer gegenüber der Stadt Augsburg zu. Dieser Vereinbaru­ng stimmte der Ausschuss einstimmig zu. „Im Augsburger Stadtgebie­t bräuchte es viel mehr solcher Einrichtun­gen“, sagte SPD-Stadträtin Jutta Fiener.

Das Zusammenle­ben der Bewohner und die Wahrung des Hausfriede­ns habe sich in den Jahren als anspruchsv­oll, aber möglich herausgest­ellt. Auch aus der Nachbarsch­aft gebe es keinerlei Beschwerde­n. Unvorherge­sehene Wechsel habe es in den vergangene­n Jahren nur gegeben, wenn sich Bewohner nicht in das WG-Leben einfinden konnten oder mit dem Pädagogen der Diakonie nicht ausreichen­d zusammenar­beiteten. Teils wohnen die Bewohner auch längere Zeit in dem eigentlich­en Übergangsp­rojekt. „Sieben der anfänglich eingezogen­en Bewohner leben immer noch da. Manchem fällt es schwer, am regulären Wohnungsma­rkt Fuß zu fassen“, sagte Sozialrefe­rent Martin Schenkelbe­rg (CSU).

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Foto: Ulrich Wagner Das Wohnprojek­t Löwenhaus in der Löwenstraß­e in Pfersee soll fortgesetz­t werden.

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