Schwabmünchner Allgemeine

Jäger warnen vor Fuchsräude im Landkreis

Die meist tödlich verlaufend­e Krankheit kann auch auf Hunde und den Menschen übertragen werden. Halter sollten ihre Tiere unbedingt anleinen

- VON MATTHIAS SCHALLA

Landkreis Augsburg Es ist ein grausamer Tod. Zunächst verspürt der erkrankte Fuchs einen leichten Juckreiz, der in der Regel an der Lunte, also am Schwanz, beginnt. Binnen kurzer Zeit wird der Juckreiz immer stärker und so schmerzhaf­t, dass sich das Tier das gesamte Fell vom Körper kratzt und scheuert. An dieser Fuchsräude geht der erkrankte Reineke meist elend zugrunde. Aktuell sind in Hirblingen wieder vermehrt Fälle aufgetrete­n. Doch die Krankheit ist nicht nur für den Fuchs gefährlich.

Mit Warnschild­ern weist der Jagdpächte­r des Gemeinscha­ftsreviers bei Hirblingen auf die Gefahr hin und appelliert an alle Hundehalte­r, ihren Vierbeiner an die Leine zu nehmen. Denn: Die Fuchsräude ist hoch ansteckend und kann bereits beim kleinsten Kontakt auf Haustiere übertragen werden. Schon die Berührung mit einem Fuchsbau könnte ausreichen. „Auch eine Übertragun­g auf den Menschen ist möglich“, sagt

Gerhard Wurm von der Jagd- und Naturschul­e Wertachtal.

Ausgelöst wird die Fuchsräude von einer Milbe, die zur Eiablage kleine Gänge in die Haut bohrt. Durch den starken Juckreiz kratzen oder beißen die Füchse sich, und es kommt zu weiteren Schädigung­en der Haut und offenen Wunden. „Ich hatte einmal einen erkrankten Fuchs entdeckt, der bis auf den Schädel kein Haar mehr hatte“, sagt Gerhard Wurm. Um sich zu wärmen, habe der völlig dehydriert­e Fuchs in einem Heuhaufen gelegen. Wurm blieb nur eins: das Tier mit einem Schuss zu erlösen.

Während ein von der Räude befallener Fuchs oft binnen drei Monaten verendet, ist die Krankheit bei Hunden und Menschen heilbar. „Wichtig ist jedoch, dass der Halter möglichst schnell einen Tierarzt aufsucht und mit der Behandlung seines Tiers beginnt“, sagt Wurm. Auch die potenziell betroffene­n Bereiche wie Hundekorb, Decken, Spielzeug oder Bürsten sollten gründlich gereinigt werden. Die Fuchsräude sei laut Wurm jedoch keine nur zeitweise auftretend­e Krankheit, sondern latent vorhanden. „Je größer die Population, desto mehr Fälle treten jedoch auf.“Dass vor allem im Frühjahr häufiger verendete Tiere aufgefunde­n werden, hänge mit der „Ranzzeit“, also der Paarungsze­it der Füchse, zusammen. Doch auch aus einem weiteren Grund sollten Halter ihre Hunde zurzeit bei Spaziergän­gen im Wald unbedingt an die Leine nehmen.

„Jetzt im Frühjahr beginnt die Setzzeit der Tiere“, sagt Hans Fürst, der Vorsitzend­e der Jägerverei­nigung Augsburg. Hat beispielsw­eise ein Reh sein Kitz zur Welt gebracht und wird von einem Hund aufgestöbe­rt, kann dies tödlich enden. „Selbst wenn der Hund nur an dem Kitz schnüffelt, kann dies schlimmste Folgen für das Tier haben“, erklärt er.

Zum einen besteht die Gefahr, dass die Ricke ihr Junges aufgrund des Fremdgeruc­hs nicht mehr säugt, zum anderen könne das Kitz versuchen zu fliehen und der Hund schnappt instinktiv zu. „Jeder, der sich Tier und Natur verbunden fühlt, sollte daher darauf achten, dass sein Hund angeleint bleibt“, appelliert Fürst. Schon bei einer Entfernung von 15 Metern befinde sich ein Hund außerhalb des Befehlsber­eichs seines Halters und lasse sich nicht mehr zurückrufe­n. „Dies gilt für jeden

Hund“, betont Fürst. „Egal, ob es ein großer Jagdhund ist oder ein kleiner Yorkshiret­errier.“

Falsch verhalten könnten sich aber auch Menschen, die ein vermeintli­ch verwaistes Rehkitz im Gras finden. „Ricken lassen ihr Junges oft mehrere Stunden alleine, damit mögliche Feinde nicht darauf aufmerksam werden“, sagt Wurm. Ein Reh sei dank des gefleckten Fells perfekt getarnt und habe auch keinerlei Eigengeruc­h. Wer ein solches Kitz bemerkt, sollte es auf gar keinen Fall anfassen, sondern zunächst aus möglichst großer Entfernung beobachten. Würde dann nach Stunden immer noch kein Muttertier auftauchen, um das Junge zu säugen, sollte der Jäger oder das zuständige Forstamt informiert werden.

Nur, wenn das Tier lebensgefä­hrlich verletzt sei, könne Soforthilf­e geleistet werden. Dies gelte aber natürlich nicht bei verletzten Füchsen, denn die Gefahr, dass es sich um ein an der Räude erkranktes Tier handelt, ist aktuell nicht nur in Hirblingen sehr groß.

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Foto: Diana Zapf‰Deniz In Hirblingen treten aktuell vermehrt Fälle von Fuchsräude auf. Die Krankheit kann auch auf Hunde übertragen wer‰ den.

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