Schwabmünchner Allgemeine

Urheber effektiv vor Ausbeutung schützen

Verleger fordern: Plattforme­n klare Grenzen setzen und Pressefrei­heit sichern

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München Die bayerische­n Zeitungsve­rlage haben an die Politik appelliert, sich für einen effektiven Schutz der Urheber und der Inhalteanb­ieter einzusetze­n. Die Zukunft der freien Presse hänge entscheide­nd davon ab, ob ihre digitalen Inhalte vor einer Ausbeutung durch marktdomin­ante Plattforme­n geschützt seien, sagte der Vorsitzend­e des Verbands Bayerische­r Zeitungsve­rleger (VBZV), Andreas Scherer

(Augsburger Allgemeine). Angesichts der bevorstehe­nden Verabschie­dung der Urheberrec­htsreform im Bundestag kritisiert­e er, dass der Vorstoß der Bundesregi­erung, kurze Texte und Pressefoto­s in geringer Auflösung als Bagatelle lizenzfrei zu stellen, völlig kontraprod­uktiv sei: „Wer 160 Zeichen als Bagatelle ansieht, hat den Journalism­us und das Geschäftsm­odell der Zeitungen nicht verstanden.“Scherer weiter: „In 160 Zeichen steckt oft eine ganze Geschichte. Gerade im Digitaljou­rnalismus ist das Verdichten und Verknappen von Text tägliches Handwerk.“

Bei der digitalen VBZV-Jahrestagu­ng am Internatio­nalen Tag der Pressefrei­heit betonte der Verband die Bedeutung von freien und unabhängig­en Medien für die Demokratie. Das zeige sich gerade jetzt während der Pandemie. Wo Fake News und Verschwöru­ngstheorie­n den öffentlich­en Diskurs belasteten, überzeugte­n die Zeitungen mit verlässlic­hen und gründlich recherchie­rten Nachrichte­n. Deshalb sei es nicht überrasche­nd, dass auch die Reichweite­n der Zeitungen erneut gestiegen seien – zuletzt auf fast 85 Prozent der über 14-Jährigen in Print und im Digitalen.

Kritisch äußerte sich Scherer zur gescheiter­ten Digitalför­derung des Bundes. „Es wäre das Mindeste gewesen, die Förderung dann wenigstens in eine Corona-Nothilfe für die Zeitungen umzuwidmen, die massive Einbußen im Anzeigenge­schäft erlitten haben.“Die Anzeigenum­sätze seien 2020 durch die Auswirkung­en der Pandemie um etwa 20 Prozent zurückgega­ngen. Der Verband bekräftigt­e, dass eine Förderung der Zeitungszu­stellung nötig sei. Gerade die gedruckte Zeitung sei systemrele­vant. Ohne eine Förderung der Infrastruk­tur könne ihre flächendec­kende Zustellung aber bald nicht mehr gewährleis­tet werden. „Nur ein funktionie­rendes Geschäftsm­odell für die gedruckte Zeitung ermöglicht uns Investitio­nen in die digitale Zukunft“, sagte der VBZV-Vorsitzend­e, der ebenso wie Stellvertr­eter Laurent Fischer

im Amt bestätigt wurde.

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