Videos können richtiges Training nicht ersetzen
Vereine bemühen sich, mit Video-Angeboten ihre Mitglieder bei der Stange zu halten. Wie gut das gelingt und was sich die Clubs sonst noch überlegt haben
Landkreis Augsburg Es ist die Zeit der Videokonferenzen: Wenn wegen der Corona-Pandemie die Menschen nicht mehr zusammenkommen dürfen, nutzen viele die Möglichkeit, sich über den Bildschirm auszutauschen – ob per Videokonferenz in der Arbeit oder beim virtuellen Feierabendbier mit Freunden. Auch die Sportvereine versuchen auf diese Art und Weise, ihre Mitglieder bei der Stange zu halten. Doch funktioniert das auch?
Der größte Sportverein im südlichen Landkreis, der TSV Schwabmünchen (rund 3300 Mitglieder), hat ein breites Videoangebot. Neben den Trainingsvideos, die die Übungsleiter gedreht haben und die man anschließend abrufen kann, gibt es auch Video-Meetings, in denen sich die Kursteilnehmer mit dem Trainer austauschen können. „Wir haben auf unserer Webseite eine eigene Rubrik mit Videoangeboten“, sagt Reinhold Weiher, Vorsitzender des Vereins. Dort bieten beispielsweise die Handballer ihr Fitnesstraining an oder die „Jumping-Fitness“-Gruppe übt mit den Trampolinen. „Wir haben uns extra Trampoline ausgeliehen und sie zu unseren Mitgliedern nach Hause gebracht, damit sie trainieren können. Das läuft sehr gut und wird prima angenommen“, so Weiher.
Allerdings räumt der Vorsitzende des TSV Schwabmünchen ein, dass die Nachfrage nach den Video-Angeboten in den letzten Wochen nachgelassen habe: „Je länger die Einschränkungen dauern, desto mehr sinkt das Interesse. Videos können nicht das richtige Training ersetzen.“Deshalb hofft man beim TSV Schwabmünchen, dass bald zumindest Sport im Freien wieder möglich sei. „Wenn voraussichtlich im August unsere Freilufthalle fertig ist, können wir deutlich mehr in Sachen Outdoor anbieten. Und bis dahin werden wir wieder unser Trainingszelt auf dem Gelände in der Riedstraße aufbauen, das im vergangenen Jahr sehr gut angenommen worden ist“, so Weiher.
Auch Tanja Kuschill sagt, dass die Online-Angebote den richtigen Sport nicht ersetzen könnten. Trotzdem hat sich die Tanzlehrerin viele Gedanken für ihre Tanzgalerie Kuschill gemacht: Es gab OnlineWettbewerbe, an denen vor allem Kinder und Jugendliche teilgenommen haben. Die haben trainiert, dann ein Video aufgenommen und auf die Webseite hochgeladen. Anschließend wurden die Darbietungen bewertet, wobei zur Hälfte die Stimmen der Wertungsrichter und zur anderen Hälfte die des Publikums zählten.
Anfang Mai soll es dann wieder einen Wettbewerb geben – diesmal aber per Videokonferenz, in der die Teilnehmer gleich die Bewertungen erfahren. „Es ist ganz wichtig, die Kinder und Jugendlichen bei Laune zu halten, denn sonst besteht die Gefahr, dass sie noch mehr vor dem Computer sitzen, die Lust am Sport verlieren und aufhören“, sagt Tanja Kuschill. Auch sie überlegt, welche Angebote im Freien möglich sind: „Wir tun unser Bestes, um die Leute zu motivieren.“
Beim TSV Bobingen (rund 1700 Mitglieder) wird ebenfalls überlegt, was man an Sport ins Freie verlegen kann, wenn Corona Outdoor-Aktivitäten wieder zulässt. „Die Turnabteilung hat sich darüber Gedanken gemacht, ob ein Zelt Sinn macht, und auch in der Tennisabteilung gibt es ähnliche Überlegungen, damit auch Sport im Winter möglich ist. Aber das ist natürlich auch eine Kostenfrage“, sagt der Vereinsvorsitzende Erwin Treischl. Beim TSV Bobingen sind vor allem die Turner in Sachen Video-Angebote aktiv.
Beim TSV Königsbrunn sei die Resonanz auf die Videoangebote positiv, sagt Wilfried Semmlinger, der den Großverein (rund 2000 Mitglieder) bis zur Wahl eines neuen Vorsitzenden gemeinsam mit Peter Schwind, der Stefan Hintermayr führt: „Vor allem bei den Kindern kommt das sehr gut an.“Doch auch er merkt, dass das Interesse nach dem langen Lockdown nachlässt, und hofft auf Aktivitäten im Freien: „Für ein Zelt fehlt uns das Gelände, aber wir wollen die Chancen nutzen, wenn Sport im Freien wieder möglich ist. Die Basketballer können auf den Freiplatz gehen, die Volleyballer auf den Beachplatz und die Schwimmer wie im letzten Jahr auch im Ilsesee trainieren, wenn es das Wetter und die Beschränkungen zulassen.“