Wie man ein Schwert ins Museum einbaut
Das Stück aus der Zeit der Lechfeldschlacht soll die Dioramenausstellung in Königsbrunn aufwerten. Anderswo werden Gegenstände aussortiert oder versteigert
Königsbrunn Die Dioramenausstellung im Infopavillon 955 in Königsbrunn bekommt bald ein neues Prunkstück: Nach der Restaurierung bildet das Schwert aus der Zeit der Lechfeldschlacht den Abschluss des Ausstellungsrundgangs. Kulturbüroleiterin Rebecca Ribarek stellte ihre Pläne nun im Hauptausschuss vor. Im Lechfeld- und im Naturmuseum werden dagegen bald Ausstellungsgegenstände aussortiert.
Die Ausschuss-Mitglieder nutzten am Dienstagabend die Gelegenheit, das historische Fundstück im Sitzungssaal des Rathauses aus der Nähe zu bestaunen. Nachdem es die Experten im Landesamt für Denkmalpflege in Thierhaupten gegen weitere Korrosion behandelt haben, wird es in einer Vitrine am Ende des Ausstellungsrundgangs liegen. Für Ribarek und Historiker Manfred Kosch stellte sich die Frage, wie man das Fundstück wertig, aber nicht gewaltverherrlichend in die Schau integriert.
Dazu soll es nach der Tour durch die Dioramen zwei Vitrinen geben: Eine enthält das Schwert, die andere die Nachbildung des ungarischen Reflexbogens. Dazu kommt ein digitales Storyboard, ähnlich wie bei den Dioramen. Auf dem Computerbildschirm können die Besucher passend zu den Ausstellungsstücken verschiedene Geschichten abrufen. Thematisch schweben Rebecca Ribarek drei Bereiche vor: die Fundgeschichte des Schwerts und die Bedeutung historischer Befunde, die Rolle des „Mythos Lechfeldschlacht“und dessen Wahrnehmung in Deutschland und Ungarn im Lauf der Jahrhunderte sowie ein Bereich zu den Ungarn und was über deren Ausrüstung bekannt ist.
Diese gleichwertige Präsentation von Bogen und Schwert soll der Auftakt für den Ausbau der Ausstellung zu einem deutsch-ungarischen Begegnungszentrum sein. Die Verantwortlichen möchten in Zukunft die ungarische Perspektive auf die Geschehnisse des Jahres 955 stärker beleuchten. Ein Teil der ungarischen Ausstellungsstücke muss trotzdem erst einmal weichen: Die Nachbildungen der Alltagsgegenstände der Magyaren werden aus der Vitrine des Reflexbogens ausgelagert. Im kommenden Jahr soll es dann eine ausführliche Darstellung der Lebensverhältnisse der Menschen zur Zeit der Lechfeldschlacht geben.
Während in der Dioramenausstellung Ausstellungsstücke nur temporär ausgelagert werden, haben die Ausschuss-Mitglieder bei Lechfeldmuseum und Naturmuseum deutlichere Einschnitte im Fundus einstimmig genehmigt. Beim Lechfeldmuseum werden in naher Zukunft etwa 1000 bis 2000 Stücke an einen Auktionator übergeben, der sie meistbietend versteigern darf. Rebecca Ribarek stellte aber klar, dass nur Gegenstände versteigert werden, die nichts mit Königsbrunn zu tun haben: „Wenn ein Stück von Königsbrunnern abgegeben wurde oder einen klaren Bezug zur Stadt oder zur Region hat, wird es nicht abgegeben.“
Doch im riesigen Fundus des Museums befinden sich zahlreiche Stücke, die der erste Museumsleiter Karl Bauer bei Versteigerungen eingekauft hat. Diese Antiquitäten hatten zwar nichts mit der Stadt zu tun, dienten aber als Anziehungspunkte für Besucher. Ein Augsburger Auktionator nehme einige dieser Stücke auf und versteigere sie zu günstigen Konditionen für die Stadt, sagte Ribarek: „Wir gewinnen dadurch Platz, sodass wir die verbleibenden Stücke besser lagern können. Bei der Auswahl der zu versteigernden Stücke gehen wir vorsichtig vor, sodass wir alle Optionen für eine neu gestaltete Ausstellung behalten.“
Während die Versteigerungsobjekte nur einen Bruchteil der riesigen Sammlung des Lechfeldmuseums ausmachen, wird bei einer anderen Sammlung nur ein kleiner Teil in Königsbrunn verbleiben: 1984 hatte Bürgermeister Adam Metzner die Fossiliensammlung von Ludwig Werwein, dem Gründer der Königsbrunner Firma Weha, angenommen. Der passionierte Sammler hatte weltweit versteinerte Urzeittiere gesucht und gefunden. Dauerhafte Ausstellungsräume fanden sich für die große Sammlung aber nicht, sie wurde eingelagert und später vom Naturmuseum betreut. Bei einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme der Stadt wurden die Stücke katalogisiert, die zugehörigen Papiere seien aber nicht mehr auffindbar, sagte Rebecca Ribarek. Immerhin hatte der Sammler selbst die Fundorte seiner Stücke festgehalten.
In den vergangenen Jahren sind einige Fundstücke beschädigt worden. Eine sachgerechte Lagerung wäre allerdings aufgrund der Größe der Sammlung enorm aufwendig, sagte Rebecca Ribarek. Daher habe man sich entschlossen, einen Großteil der Stücke abzugeben. Die Familie Werwein wünscht sich, dass die Stücke künftig ausgestellt werden, daher sucht man nun einen Abnehmer im Museumsbereich. Erster Ansprechpartner sei in solchen Fällen die Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie, sagte Ribarek: „Sollte dort kein Interesse bestehen, würden wir uns an die Museen in den Regionen wenden, aus denen die Funde stammen.“
Etwa zehn Prozent der Sammlung bleiben aber in Königsbrunn: Im Naturmuseum finden sie einen Platz im Fischer-Zimmer sowie in einer Vitrine im Foyer. Damit wolle man auch dem Andenken des Sammlers Ludwig Werwein Rechnung tragen, sagte Bürgermeister Feigl. Der Fall zeige, dass man sorgsam auswählen müsse, welche der angetragenen Sammlungen man annehme: „In meiner Zeit waren das eine Puppensammlung, Wachsblumen, ein Eishockeymuseum oder Lokomotiven. Sinnvoll ist so etwas aber nur, wenn man der Sammlung auch gerecht werden kann.“