Singoldsand zum ersten Mal auf drei Bühnen
Unter Hygieneauflagen findet das Singoldsand Festival am letzten Augustwochenende statt. Im Gespräch erklären Marketingleiter Enzo Hirsch und Festival-Mitbegründer Patrick Jung, wie die Vorbereitungen gelaufen seien und was die Gäste erwarte
Schwabmünchen Am letzten Augustwochenende können Besucherinnen und Besucher beim Singoldsand Festival feiern und Livemusik in der Stadt genießen. Doch wegen der Corona-bedingten Hygieneauflagen läuft die Veranstaltung heuer anders ab. Im Interview erklären Marketingleiter Enzo Hirsch und Festival-Mitbegründer Patrick Jung, wie die Vorbereitungen gelaufen seien, worauf sie sich am meisten freuten und was die Gäste erwarte.
Das Singoldsand Festival darf trotz Corona stattfinden. Wie habt ihr auf die Zusage reagiert?
Enzo Hirsch: Wir waren erleichtert und froh über die Nachricht vom Gesundheitsamt. Denn wir haben viel Zeit in die Planung gesteckt, mussten unser Konzept immer wieder anpassen und lange auf die Entscheidung warten.
Was war bei den Vorbereitungen in diesem Jahr anders?
Patrick Jung: Normalerweise planen wir das Festival monatelang im Voraus. Der finanzielle Rahmen und die Bands stehen oft schon zu Jahresbeginn. Heuer blieben uns nur wenige Wochen, denn lange wusste niemand, ob und wie ein Festival unter Pandemiebedingungen stattfinden kann. Im Herbst haben wir ein Rahmenkonzept erstellt, das online einsehbar war und an dem jeder mitarbeiten konnte. Wir mussten vieles neu denken.
Habt ihr euch mit anderen Veranstalterinnen und Veranstaltern ausgetauscht?
Jung: An unserem Konzept waren Leute aus ganz Deutschland beteiligt, darunter auch bekannte Namen aus der Branche. Außerdem haben wir mit dem Verband für Popkultur in Bayern zusammengearbeitet. Das
Ergebnis war ein 70-seitiges Manuskript, das Dutzende Male heruntergeladen wurde – sogar vom Ordnungsamt Brandenburg. Aber wir haben bald erkannt, dass das wenig bringt. Denn die Auflagen in den einzelnen Bundesländern sind völlig verschieden.
Wie habt ihr euch im bürokratischen Dschungel zurechtgefunden?
Hirsch: Das war eine echte Herausforderung. Wir haben uns wöchentlich mit Ämtern und Behörden ausgetauscht, vor allem mit dem Gesundheitsamt, um herauszufinden, was möglich ist und was nicht. Die Vorgaben haben sich ständig geändert.
Was war aus eurer Sicht die größte Hürde?
Jung: Die monatelange Unsicherheit. Wir wussten nicht, wohin wir steuern. Ein Festival ist wie ein großes Schiff. Wenn es den Hafen verlässt, hat jeder an Board eine feste Aufgabe und ein Ziel vor Augen. Das hat gefehlt. Wir wussten zeitweise nicht einmal, ob Künstler aus Österreich über die Grenze kommen oder im Hotel übernachten dürfen. Hirsch: Es war auch nicht einfach, das Team zusammenzuhalten. Der feste Kern besteht aus 30 Leuten, am gesamten Festival beteiligen sich 250 Ehrenamtliche und 14 Vereine. Bei uns entstehen viele Ideen spontan. Aber ein direkter Austausch war lange nicht möglich, das konnten auch die Online-Treffen nicht ersetzen.
Habt ihr immer daran geglaubt oder hattet ihr auch Zweifel, dass das Singoldsand stattfindet?
Jung: Ich habe mich mehrmals gefragt, ob es das alles wert ist. Wollen wir als Team unter solchen Bedingungen arbeiten, werden sich die Gäste auf das Festival freuen? Man muss Idealist sein, um ein Festival in dieser Größe in so kurzer Zeit auf die Beine zu stellen.
Wann stand das endgültige Konzept?
Hirsch: Ende Mai gab es für uns eigentlich kein Zurück mehr. Die ersten Verträge waren geschlossen, und es war klar, dass wir das Festival durchziehen. Wie es aussehen wird, war damals aber noch unklar. Das wissen wir erst seit der Zusage des Gesundheitsamts.
Um die Hygienevorschriften einzuhalten, gibt es feste Parzellen und Sitzplätze vor den Bühnen. Könnte das die ausgelassene Stimmung der vergangenen Jahre trüben?
Jung: Es wird sicherlich keine Party, bei der die Besucherinnen und Besuchern bedingungslos feiern. Aber Musik verbindet, und ein Festivalbesuch bedeutet einen kurzen Ausstieg aus dem Alltag. Dieses Gefühl wollen wir im Kleinen vermitteln.
Oft sieht man nur das, was nicht geht. Aber es ist trotz Corona vieles möglich.
Was erwartet die Besucherinnen und Besuchern in diesem Jahr?
Hirsch: Das Singoldsand wird zum ersten Mal auf drei Bühnen gefeiert. Am Eislaufplatz und in der Stadtmitte spielen am Freitag und Samstag jeweils dieselben vier Bands. Auf der Wiese gegenüber dem Eislaufplatz an der Jahnstraße legen mehrere DJs elektronische Musik auf. Am Mittwoch und Donnerstag startet das Festival mit zwei Kindertagen. Die Bands sind heuer regionaler, einige sollten schon 2020 spielen, aber wegen Corona musste das Singoldsand damals ausfallen.
Viel Zeit zur Vermarktung bleibt nicht. Rechnet ihr trotzdem mit einem ausverkauften Festival?
Hirsch: Wir mussten unsere Marketingstrategie neu erfinden. Plakate hängen nur in Schwabmünchen und nicht wie sonst im ganzen Landkreis. Vieles läuft über Mundpropaganda und die sozialen Medien. Trotzdem sind wir optimistisch. Der Ticketverkauf ist erst vor einer Woche gestartet, und wir haben schon mehr als ein Drittel der Karten verkauft.
In einer Woche startet das Hauptfestival. Worauf freut ihr euch am meisten?
Jung: Nach der langen Planung kann ich es kaum erwarten, endlich anzupacken und mit dem Aufbau zu starten. Es ist schön zu sehen, wie dann so eine kleine Stadt entsteht, in der unsere Ideen Realität werden und die Gäste feiern.
Hirsch: Ich freue mich auch, dass es jetzt endlich losgeht und wir Schwabmünchen kulturell wiederbeleben. Besonders schön ist das erste gemeinsame Essen mit dem Team. Das hat immer was von einem großen Ferienlager.