Was Tyson Fury und Brad Pitt gemein haben
ine der besten und zu Unrecht nur wenig beachteten Rollen von Brad Pitt ist die des Boxers Mickey „One Punch“O‘Neil in „Snatch – Schweine und Diamanten“aus dem Jahr 2000. O‘Neill ist ein bis zur Unverständlichkeit nuschelnder Irish Traveller, der von zwei Promotern angeheuert wird, um in fingierten Boxkämpfen rechtzeitig auf die Bretter zu gehen. Weil O‘Neil aber mit seinem Schlag jeden ausknockt und sich ungern an Absprachen hält, werden die Dinge schnell kompliziert.
Was das nun mit dem Boxkampf zwischen Tyson Fury und Deontay Wilder zu tun hat? Wenn man den Fokus auf Fury lenkt: eine Menge. Der 33-jährige Fury entstammt einer Familie von Irish Travellers und nennt sich deswegen selbst „The Gypsy King“.
Und auch sonst wirkt Fury in vielerlei Hinsicht, als ob er direkt dem Guy-Ritchie-Film entstiegen wäre: Der Brite ist – wenn man es wohlwollend formuliert – schlitzohrig, hat wie O‘Neil einen Hang zur Selbstzerstörung und ist im Boxring eine Klasse für sich. Und mit lästigen Verpflichtungen wie Vertragsklauseln hält sich Fury ebenfalls kaum auf. Lediglich bei der Optik gibt es nach Ansicht von Experten und Expertinnen zwischen Fury und Pitt kleinere Unterschiede.
Und eben dieser Fury hat mit einem der spektakulärsten Kämpfe seit langer Zeit seinen Status als aktuelle Nummer eins des Schwergewicht-Boxens untermauert. Sein Gegner, ein Mensch gewordener Bizeps namens Deontay Wilder,
versuchte Runde um Runde, das zu schaffen, was sowohl innerhalb als auch außerhalb des Boxrings niemand geschafft hat: Fury zu fassen zu bekommen.
Tatsächlich ging dieser zwar zweimal zu Boden, ähnlich wie Mickey O‘Neil beeindruckte ihn das aber nicht nachhaltig. Stattdessen zeigte er, dass er nicht nur schlagen kann, sondern auch ein gewiefter Taktiker ist und so war Wilders Aus irgendwann nur noch eine Frage der Zeit: In Runde elf war es dann so weit.
Der Gypsy King greift nach der Krone des Schwergewichtszirkus und wird wohl bald einen Fight um alle WM-Titel fordern, um als unumstrittener Weltmeister zu gelten. Seine Vorgänger mögen den Weg zum Boxthron stilvoller beschritten haben. Nur wenige haben es aber so unterhaltsam wie eine Filmfígur getan.