Gibt es Veränderungen beim Ruethenfest?
Die Organisation in Landsberg wird immer aufwendiger. Deswegen bringt der Verein für 2023 gravierende Änderungen ins Spiel
Landsberg Beim Ruethenfest in Landsberg spielen alle vier Jahre bis zu 1000 Kinder die Geschichte ihrer Stadt nach. Über die Jahre wurden Umzug und Tänze um Programmpunkte erweitert. Doch das bringt den Vorstand und die rund 250 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer an die Grenze des Belastbaren. Deswegen schlägt Vereinsvorsitzender Tobias Wohlfahrt gravierende Änderungen vor. Bei der Mitgliederversammlung sagt er auch, mit welchen Schwierigkeiten man beim Bau des Vereinsgebäudes kämpft.
Rund 50 Frauen und Männer waren zur Mitgliederversammlung des Ruethenfestvereins ins Sportzentrum gekommen. Und was sie hörten, dürfte sie teilweise überrascht haben. Denn Vorsitzender Wohlfahrt sprach die Probleme bei der Organisation des Kinderfestes ganz offen an und sparte auch nicht mit Kritik. Der Verein sei schuldenfrei und verfüge über rund 320 000 Euro an liquiden Mitteln. Allerdings, und das merkte auch ein Vereinsmitglied an, das Ruethenfest an sich sei ein Verlustgeschäft. Nur über die Beiträge der 1520 Mitglieder und Spenden (2019 waren es erstmals knapp über 100 000 Euro) könnten schwarze Zahlen geschrieben werden.
Dabei müsse der Verein Kosten und Arbeiten stemmen, die mit dem eigentlichen Kinderfest gar nichts zu tun haben, wie Tobias Wohlfahrt sagte. Als Beispiel nannte er die Aufführung der Carmina Burana, die Konzerte der Stadtkapelle und der Stadtjugendkapelle sowie das Altstadttreiben. Bei all diesen Veranstaltungen seien die Besucherzahlen rückläufig, zudem falle es immer schwerer, Besucher abzukassieren. Mit den Einnahmen des eigentlichen Kinderfests würden diese Veranstaltungen quer finanziert. Deswegen stelle sich die Frage, ob man das so beibehalten möchte. Zumal zum Beispiel die Stadtkapelle und Stadtjugendkapelle für ihre Auftritte bei Umzügen und Tänzen wie alle anderen Musikkapellen bezahlt würden. Darüber hinaus müsse der Ruethenfestverein für alle Konzerte für die Kosten für Bühne, Zuschauertribünen und Technik aufkommen. „Und dann geht nach den Konzerten der Stadtkapelle und der Stadtjugendkapelle noch ein Hut für Spenden rum“, sagte Wohlfahrt.
Innerhalb des Vorstands habe man daher überlegt, das Ruethenfest auf ein verlängertes Wochenende zu verkürzen und auf einige Veranstaltungen zu verzichten. Start wäre am Mittwoch oder Donnerstag, am Freitag könnte das Altstadttreiben mit Feuershow, Moriskentänzern, Gauklern und Akrobaten stattfinden und am Wochenende Umzüge und Tänze. Das Lagerleben soll wie bisher an zwei Wochenenden stattfinden. „Am Kernprogramm des Kinderfests ändert sich nichts“, so Wohlfahrt.
Für seinen Vorschlag erntete der Vereinsvorsitzende Zustimmung, es gab aber auch Kritik. Die Finanzen sollten nicht im Vordergrund stehen, sagte ein langjähriges Mitglied. Andere sagten, dass die Landsberger das kulturelle Programm unter der Woche vermissen würden. Tobias Wohlfahrt bat die Mitglieder, sich bis zur nächsten Mitgliederversammlung Gedanken zu machen. Im November 2022 müssten die Planungen dann feststehen. Bis dahin sei noch genügend Zeit, auch für Gespräche mit der Stadt, deren Einrichtungen – die Musikschule bei der Carmina Burana sowie Stadtkapelle und Stadtjugendkapelle – von den Änderungen betroffen wären.
Die Finanzen standen auch beim Neubau eines Vereinsgebäudes im Landsberger Osten im Mittelpunkt. Wie berichtet, plant der Ruethenfestverein den Bau eines Gebäudes mit großen Hallen, in dem Geschäftsstelle, Kostümfundus, Lagerräume, Festwagen und Stallungen für Pferde Platz finden sollen. Der Bebauungsplan sei sehr weit, sagte Tobias Wohlfahrt. Noch heuer wolle man die Anwohner am Kornfeld informieren. Wie Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl (UBV) in ihren Grußwort sagte, soll der Bebauungsplan Anfang 2022 fertig sein.
Sorgen bereiten dem Vereinsvorsitzenden die Kosten für den Neubau. Schätzungen von Anfang des Jahres lägen bei rund 1,8 Millionen Euro. „Die Baukosten laufen uns davon“, sagte Tobias Wohlfahrt. Erschwerend komme hinzu, dass es noch keine Förderzusage des Freistaats gebe. Er habe deswegen den Landsberger Landtagsabgeordneten Alex Dorow (CSU) gebeten, aktiv zu werden. Derzeit läge die Bitte um Förderung bei der Schirmherrin des nächsten Ruethenfests, Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU).