Schwabmünchner Allgemeine

Endliche Weiten

Captain Kirk fliegt ins All. Was neu daran ist? Er tut es wirklich

- VON ANDREAS FREI

Tja, Captain Kirk, mal schön den Gürtel enger schnallen. Nix mehr mit unendliche­n Weiten, „viele Lichtjahre von der Erde entfernt“, fünf Jahre lang unterwegs mit „seiner 400 Mann starken Besatzung“. Das Jahr 2021 verlangt Kompaktkla­sse und Kurzstreck­e. Das heutige Raumschiff Enterprise heißt „New Shepard“und bietet maximal sechs Personen Platz, die zehn Minütchen schlappe 100 Kilometer oberhalb der texanische­n Wüste herumknatt­ern. Da haben Sie das Wort Computerlo­gbuch noch gar nicht ausgesproc­hen – zack, Landung!

Ach ja, und noch was ist anders beim neuerliche­n Ausflug an diesem

Mittwoch ins All: Er ist real. Nicht James T. Kirk sitzt in der Kapsel, sondern sein jahrzehnte­langer Darsteller William Shatner. Der Tourismus-Irrsinn im Weltraum ist ja gerade erst gestartet, Milliardär und Raumschiff-Eigner Jeff Bezos immer für eine Überraschu­ng gut, also darf Shatner im zarten Astronaute­n-Alter von 90 Jahren an der Sternzeit 81316 schnuppern.

Mit Verlaub: Warum tut sich der Mann das an? Der Kommandant ist zum Fahrgast degradiert. Im Gegensatz zur Enterprise wird die

„New Shepard“komplett vom

Boden aus gesteuert. In dem Schächtelc­hen gibt es weder Türen, die sich wie von Geisterhan­d öffnen (wenn doch, hat Shatner ein Problem), noch einen vertrauens­würdigen Schiffsarz­t (Ach, „Pille“McCoy!). Wie überhaupt All-Reisende heute nichts mehr zu melden haben – dem nächsten Deutschen auf der Raumstatio­n ISS, Matthias Maurer, haben die Landsleute aus dem Saarland sogar den Sonntagsbr­aten und die Internet-Follower die Reisemusik ausgesucht. Mensch, Kirk, für die zehn Minuten hätten Sie sich auch beamen lassen können.

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Foto: dpa

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