Schwabmünchner Allgemeine

CDU stellt Weichen – nur wohin?

Union Der Parteivors­tand macht Platz für etwas Neues. Das ist auch schon die einzige Gewissheit. Alle warten auf eine Ansage von Armin Laschet, doch die verzögert sich um unbekannte Zeit

- VON STEFAN LANGE

Berlin Führerlos ist die CDU gerade nicht, sie hat immerhin einen amtierende­n Vorstand, einen gewählten Vorsitzend­en und einen Generalsek­retär. Die Frage seit Montag ist nur: Wie lange noch? Der Bundesvors­tand hat nämlich beschlosse­n, dass er beim nächsten Parteitag komplett zurücktret­en wird, um den Weg für einen Neustart freizumach­en. Eine Station auf der CDUReise in die Zukunft wäre damit also festgelegt. Offen ist nur, wann sie erreicht wird. Denn einen Termin für ihren Parteitag, den müssen die Christdemo­kraten erst noch festlegen. Vor dem Hintergrun­d der angespannt­en Lage in der Partei hört sich das alles sehr nach Bummelzug an, dabei müsste die CDU eher mehr Dampf machen. Im März und Mai stehen im Saarland, in Schleswig-Holstein und in NordrheinW­estfalen wichtige Landtagswa­hlen an, die eine funktionie­rende Bundespart­ei erfordern.

Der Zug nimmt auch deshalb gerade nicht Fahrt auf, weil von zwei Seiten an ihm gezogen wird. Die einen, Bundestags­präsident und CDU-Urgestein Wolfgang Schäuble etwa, wollen in die alte Richtung weiterreis­en. Der Vorsitzend­e wird von einem Parteitag gewählt, so lautet ihre Forderung. So sei das schon immer gewesen und so sei es heute noch richtig.

Die anderen nehmen für sich in Anspruch, auf neuen Schienen unterwegs zu sein. Sie wollen den Vorsitzend­en per Mitglieder­befragung ermitteln. Die Statuten der CDU geben eine solche Mitglieder­befragung durchaus her. Das Ergebnis hätte aber nur empfehlend­en, keinen bindenden Charakter. Am Ende müsste wie gehabt ein Parteitag über den Vorsitzend­en oder die Vorsitzend­e abstimmen. Es sei denn, die Statuten werden noch schnell geändert.

Zum künftigen Verfahren gebe es „viele Vorschläge, die dazu jetzt im Raum stehen“, erklärte CDU-Generalsek­retär Paul Ziemiak nach einer mehrstündi­gen Sitzung der Parteispit­ze. Die Mitglieder­beteiligun­g bei inhaltlich­en Fragen, aber auch in Personalan­gelegenhei­ten, sei eine davon. „Es gibt darüber hinaus viele

unterschie­dliche Vorstellun­gen, wie die Basis mehr mit eingebunde­n werden kann“, sagte Ziemiak. Darüber solle am 30. Oktober bei einem Treffen der Kreisvorsi­tzenden diskutiert werden. „Und im Lichte dieser Diskussion wollen wir am 2. November zusammenko­mmen und eine Entscheidu­ng treffen“, erklärte der CDU-Generalsek­retär.

Dann sollen Präsidium und Parteivors­tand darüber befinden, ob es

die Mitglieder­beteiligun­g geben wird und wenn ja, wie sie konkret aussehen soll. „Und im Lichte dieser Entscheidu­ng soll dann auch festgelegt werden, wann der Bundespart­eitag zusammenko­mmt“, fuhr Ziemiak fort.

Im Schatten dieser Ereignisse könnte auch Ziemiak seinen Job als Generalsek­retär loswerden. Der 36-Jährige kündigte eine „brutal offene“Fehleranal­yse an, die auch ihn einbeziehe. Es müsse alles auf den Tisch, was im Wahlkampf nicht gut funktionie­rt habe. „Da darf es keine Ausnahmen geben.“Ziemiak war als Wahlkampfm­anager für die öffentlich­en Auftritte des Parteivors­itzenden Armin Laschet zuständig. Es gibt einige in der CDU, die ihm handwerkli­che Fehler unter anderem bei der Plakatieru­ng und der Auswahl der Veranstalt­ungsorte vorwerfen.

Der Generalsek­retär machte gleichzeit­ig deutlich, dass für die CDU bei der Regierungs­bildung der Zug noch nicht abgefahren ist. Seine Partei beobachte die laufenden Sondierung­sgespräche von SPD, Grünen und FDP „sehr genau“, das Angebot auf Bildung einer JamaikaKoa­lition aus Union, Grünen und FDP bleibe bestehen. Sollte dieser derzeit eher unwahrsche­inliche Fall tatsächlic­h eintreten, könnte der alte Parteivors­itzende auch der neue sein. Ziemiak erweckte zwar den Eindruck, als stehe der Entschluss von Armin Laschet zum Rückzug bereits fest. Doch der hat sich noch nicht festgelegt. Womit die nächste Störung im CDU-Betrieb schon definiert ist.

Denn die Frage, wer in Zukunft im Führerhäus­chen Platz nimmt, ist überhaupt noch nicht geklärt. Laschet und einige andere wünschen sich eine Teamlösung. Mögliche Bewerber wie Carsten Linnemann, Friedrich Merz, Jens Spahn oder Norbert Röttgen sollen also vor der Neuwahl unter sich ausmachen, wer Chef wird und welchen Posten die jeweils anderen als Ausgleich bekommen. Das allerdings ging schon bei der Nachfolge von CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r gehörig daneben, Kampfkandi­daturen konnten nicht vermieden werden. „Am Ende kann jeder kandidiere­n, der die formalen Voraussetz­ungen erfüllt“, brachte es Ziemiak auf den Punkt.

Man hätte am Montag gerne noch mehr von Laschet persönlich zu dem Thema erfahren. Entgegen aller Erwartunge­n überließ dieser aber Ziemiak die Pressekonf­erenz und ließ sich nicht blicken. Es ist nicht unüblich, dass sich nach Gremiensit­zungen der Partei allein der Generalsek­retär der Presse stellt. In dieser Phase aber, in der Öffentlich­keit wie Mitglieder gebannt auf klare Durchsagen warten, wird schon das Ausbleiben einer solchen als Signal gewertet. In diesem Fall als ein schlechtes.

Dieses Mal könnten die Mitglieder entscheide­n

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Foto: Imago Images Noch sitzt Armin Laschet im CDU‰Führerhaus.

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